"Ethnische Säuberungen" drohen Sudan kämpft um das Öl
16.06.2011, 11:15 Uhr
Bombardierung aus der Luft? Rauchsäulen an der Grenze der besetzten Region Abyei.
(Foto: AP)
Der Norden will das Schwarze Gold, der Süden auch: Im Grenzgebiet des Sudan kommt es erneut zu blutigen Gefechten. Mehrere Soldaten sterben. Die UN soll nach Wunsch des neu entstehenden Staates im Süden die künftige Pufferzone an der Grenze überwachen. Auch China hat seine Finger im Spiel.
Wenige Wochen vor der Aufspaltung des Sudans in zwei Staaten kommt es weiter zu blutigen Gefechten um umstrittene Ölgebiete. An der Grenze der von nordsudanesischen Truppen besetzten Region Abyei zum Südsudan sei gekämpft worden, berichtete die "Sudan Tribune" unter Berufung auf einen Vertreter der im Süden regierenden SPLM. Dabei seien fünf nordsudanesische Soldaten getötet und sieben südsudanesische Soldaten verletzt worden.
Sowohl der Norden als auch der in wenigen Wochen unabhängige Südsudan erheben Anspruch auf die erdölreiche Region. Truppen des Nordens waren im Mai in Abyei einmarschriert, mehr als 100.000 Menschen flohen daraufhin in den Süden.
Auch Süden will Pufferzone
Angesichts der zunehmenden Spannungen hat der südsudanesische Vizepräsident Riek Machar die Einrichtung einer von UN-Friedenstruppen gesicherten Pufferzone entlang der künftigen Staatsgrenze vorgeschlagen. Machar soll dem UN-Sicherheitsrat über die Lage im Sudan berichten. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, neue Konfrontationen der einstigen Bürgerkriegsparteien zu verhindern. Zuvor hatten sich die beiden Landesteile noch darauf geeinigt, die entmilitarisierte Zone in Eigenregie zu kontrollieren.
In South Kordofan, einem an den Südsudan grenzenden nördlichen Bundesstaat, drohten "ethnische Säuberungen" warnte Machar. Das Vorgehen der sudanesischen Truppen in Abyei, wo UN und Menschenrechtsgruppen über Plünderungen und niedergebrannte Häuser berichteten, lasse sogar einen bevorstehenden Völkermord befürchten.
China will Baschir helfen

Omar el Baschir wirbt in Asien für Unterstützung - und bezahlt wohl mit Öl.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte sudanesische Staatschef Omar el Baschir will indes noch im Juni zu einem Staatsbesuch nach China reisen. Für den mehrtägigen Aufenthalt Ende des Monats seien Gespräche mit Staatschef Hu Jintao und anderen Mitgliedern der chinesischen Führung geplant, sagte ein Außenamtssprecher in Peking. Dabei solle es um die Beziehungen zwischen beiden Ländern und den Konflikt zwischen dem Norden und dem Süden des Sudans gehen. Im Ringen um "Frieden und Stabilität" in dem Land und der gesamten Region wolle China eine "positive Rolle" übernehmen, hieß es.
Die Volksrepublik ist der wichtigste Unterstützer von Baschir und der größte Abnehmer von sudanesischem Öl. Allerdings liegen die meisten Ressourcenfelder im Süden des Landes, der im Juli seine Unabhängigkeit erklären will und sich damit nicht mehr unter der Kontrolle Baschirs befindet. Seit dem Referendum zur Loslösung des südlichen Landesteils im Januar starben mehr als 1500 Menschen.
Gegen Baschir liegt ein internationaler Haftbefehl wegen des Verdachts auf Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der westsudanesischen Krisenregion Darfur vor. China gehört jedoch nicht zu den Ländern, welche die Statuten des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag anerkennen, müssen ihn also nicht ausliefern. Im Bürgerkrieg in Darfur starben seit 2003 rund 300.000 Menschen.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP