Politik

Ditib distanziert sich Taliban-Funktionär hält Rede in Kölner Moschee

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Die radikalislamischen Taliban sind hierzulande als Terrororganisation eingestuft. Dennoch kann einer ihrer Funktionäre offenbar unbehelligt in einer Kölner Moschee um Spenden werben. Der Ditib-Verband sagt, er habe die Räume zur Verfügung gestellt, ohne zu wissen, welche Gäste auftreten würden.

Ein hochrangiges Mitglied der Taliban aus Afghanistan ist am Donnerstag in einer Kölner Moschee aufgetreten. Videos auf der Plattform X zeigen, wie Abdul Bari Omar, Leiter der Lebensmittel- und Arzneibehörde des Landes, eine Rede vor Publikum hält. In Hintergrund ist ein Schild mit der Aufschrift "Ditib Chorweiler e.V." deutlich zu erkennen. Die radikalislamischen Taliban haben 2021 gewaltsam die Macht in Afghanistan übernommen. Sie werden von der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft. Unklar ist, wie ein Mitglied der Taliban in Deutschland einreisen konnte. Die Türkisch-Islamische Union (Ditib) distanzierte sich von dem Auftritt. Man habe die Räume lediglich an einen Verein vermietet und nicht gewusst, dass der Taliban-Vertreter geladen war.

"Wir verurteilen den Auftritt des #Taliban-Vertreters Abdul Bari Omar in Köln auf das Schärfste", teilte das Auswärtige Amt (AA) auf der Plattform X mit. Die Reise sei dem AA nicht angekündigt worden und dem Mann sei vor seiner Einreise nach Deutschland kein Visum erteilt worden. "Wir prüfen in engem Austausch mit den Innenbehörden und Partnern weitere Maßnahmen."

Der Pressesprecher der Taliban, Zabihullah Mujahid, bestätigt den Auftritt des Mannes in Köln auf X. "Der Leiter der Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde, Dr. Abdul Bari Omar, sprach bei einem Treffen von Afghanen in Deutschland und beantwortete ihre Fragen", schreibt er. Es sei um die Sicherheit in Afghanistan, den Wiederaufbau und um den Einsatz von "Kapital für die Entwicklung des Landes" gegangen. Letzteres meint wohl das Sammeln von Spenden.

"Eine neue Eskalationsstufe"

Civan Akbulut, Mitglied des Integrationsrats der Stadt Essen, schreibt zu dem Video auf X: "Taliban-Funktionär Dr. Abdulbari Omar wurde von der Ditib Köln Chorweiler eingeladen. Dort hat er für die Taliban geworben." Dies sei eine neue Eskalationsstufe. "Der Ditib-Verband gehört nun endgültig zerschlagen, die Rädelsführer verhaftet & die türkischen Religionsattachés ausgewiesen", so Akbulut.

Die Türkisch-Islamische Union (Ditib) ist die größte sunnitisch-islamische Organisation in Deutschland und direkt der türkischen Regierung unterstellt. Mehr als 900 Ortsverbände gehören dem Verein an. In einer Stellungnahme schreibt Ditib Chorweiler, dass die Räumlichkeiten vom "Afghanischen Kulturverein Köln Meschenich" für religiöse Zwecke angemietet worden seien. "Entgegen vertraglicher Vereinbarung wurde daraus eine politische Veranstaltung, zu der ein uns unbekannter Redner eingeladen wurde", heißt es. Dies stelle einen "eklatanten Vertragsbruch" dar.

Ditib habe "aus der Presse erfahren", dass es sich bei dem Redner "um ein ehemaliges Mitglied der Taliban-Regierung in Afghanistan" gehandelt haben soll. "Wir distanzieren uns in aller Entschiedenheit von dem Verein 'Afghanischer Kulturverein Köln Meschenich e.V.', den Rednern und den Inhalten dieser Veranstaltung", heißt es. Dem Verein sei Hausverbot erteilt worden.

Die "Bild"-Zeitung zitiert das Innenministerium mit den Worten, dass man von dem Auftritt keine Kenntnis gehabt habe, und nach der Äußerung der Ditib nun auf weitere Klärung dringen werde. Die nordrhein-westfälische Staatskanzlei verurteilte den Auftritt. "Dass Mitglieder einer radikalen Organisation wie die Taliban ihre Ideologien ungefiltert auf deutschem Boden verbreiten, ist ein unsäglicher Vorgang", sagte ein Sprecher dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Quelle: ntv.de, mdi/jwu/dpa

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