Angriff auf Flughafen von Kandahar Taliban ermorden 50 Menschen
10.12.2015, 10:19 Uhr
Beide der Attacke wurden viele Geschäfte auf dem Flughafenareal zerstört. Unter den Opfern sollen Frauen und Kinder sein.
(Foto: REUTERS)
Taliban-Kämpfer erstürmen den zweitgrößten Flughafen Afghanistans. Dort nehmen sie Geiseln und liefern sich heftige Gefechte mit Soldaten, bevor sie sich in die Luft sprengen. Die meisten Opfer sind Zivilisten.
Die Zahl der Toten bei der Erstürmung des Flughafens in der afghanischen Stadt Kandahar durch die radikalislamischen Taliban ist auf 50 gestiegen. Zehn Soldaten, zwei Polizisten und 38 Zivilisten seien bei dem Angriff getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium in Kabul mit. Zudem seien 37 Menschen verletzt worden, darunter 17 Soldaten und vier Polizisten.
Laut dem Ministerium griffen elf Selbstmordattentäter am Dienstag einen Markt und eine Schule auf dem schwer bewachten Flughafengelände der Provinzhauptstadt an. Die Angreifer nahmen Familien als Geiseln und lieferten sich schwere Gefechte mit afghanischen Soldaten. Später sprengten sie sich inmitten von Zivilisten in die Luft, bevor die Soldaten das Gelände sichern konnten.
Die Taliban veröffentlichten auf ihrer Webseite ein Foto mit dem Hinweis, dass es sich um die Attentäter handelte. Das Bild zeigte zehn Männer mit Kalaschnikow-Gewehren und Militäruniformen. Ihre Gesichter wurden unkenntlich gemacht.
Frauen und Kinder unter den Opfern
Der Angriff dauerte mehr als 27 Stunden. Ein letzter Taliban kämpfte bis in den späteren Mittwochabend hinein gegen Sicherheitskräfte. Auf dem Flughafen stationierte Soldaten berichteten, auch Frauen und Kinder seien ums Leben gekommen. Die Kämpfe ereigneten sich vor allem in einem Wohnareal für Angehörige der afghanischen Streitkräfte.
Der Flughafen gilt als gut gesichert. Wie die Angreifer eindrangen, soll nun laut Flughafenkommandeur eine Untersuchungskommission klären. Ausländische Truppen waren von der Attacke nicht betroffen. Am Flughafen sind etwa 2000 internationale Soldaten stationiert, etwa aus Rumänien, Belgien und Georgien. Außerdem leben dort etwa 5000 Vertragskräfte.
Weitere Kämpfe drohen in der südafghanischen Provinz Helmand. Dort hatten Taliban am Mittwoch den Distrikt Khanischin unter Kontrolle gebracht. Spezialkräfte sollen ihn zurückerobern, wie ein Polizeisprecher sagte. Helmand und Kandahar sind Hochburgen der Extremisten und heftig umkämpft.
Ghani drängt auf Friedensgespräche
Präsident Aschraf Ghani drängte bei einer Afghanistan-Konferenz in Pakistan "alle Taliban, mit der afghanischen Regierung Friedensgespräche aufzunehmen". Er traf sich auch mit Vertretern der USA, Chinas und Pakistans, um zu diskutieren, wie die Extremisten an den Verhandlungstisch gebracht werden können.
Die neue Gewalt könnte auf Gerüchte zurückgehen, wonach Taliban-Anführer Mullah Achtar Mansur bei einer Taliban-internen Schießerei vor einer Woche schwer verletzt worden sein soll. Die Taliban dementierten das. Sicherheitsberater hatten Anschläge der Extremisten befürchtet, die beweisen sollten, dass sie nicht geschwächt sind.
Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa