Reaktion auf Resolution Türkei ruft Botschafter aus Berlin zurück
02.06.2016, 14:02 Uhr
(Foto: dpa)
Der Bundestag war gewarnt: Stimmt das Parlament für die Armenien-Resolution, kühlt sich das Verhältnis zur Türkei ab. Ankara gibt nun einen ersten Schritt bekannt: Der Chefdiplomat des Landes soll vorübergehend zurück in die Heimat.
Die Türkei ruft als Reaktion auf die Armenien-Resolution ihren Botschafter aus Berlin zu Konsultationen zurück. Dies hat die Regierung in Ankara bekannt gegeben. In der Vergangenheit hatte die Türkei in mehreren Fällen mit der vorübergehenden Rückbeorderung des Diplomaten aus Ländern reagiert, die die Massaker an den Armeniern als Völkermord bezeichneten.
Außerdem hat das türkische Außenministerium den Geschäftsträger der deutschen Botschaft einbestellt. Das Gespräch im Ministerium in Ankara sei für den Nachmittag geplant, hieß es aus diplomatischen Kreisen. Der deutsche Botschafter Martin Erdmann hält sich zur Zeit nicht in Ankara auf.
Die türkische Regierung bezeichnete die Armenier-Resolution des Bundestags als "null und nichtig". Das deutsche Parlament habe die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg auf der Grundlage "verzerrter und gegenstandsloser Unterstellungen" als Völkermord eingestuft und damit einen "historischen Fehler" gemacht, so Regierungssprecher Numan Kurtulmus. Für die türkische Regierung sei die Entscheidung daher gegenstandslos.
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu kritisierte die Bundestagsentscheidung als "unverantwortlich und haltlos". Cavusoglu warf Deutschland vor, die dunklen Kapitel der eigenen Geschichte überdecken zu wollen, indem "die Geschichte anderer Länder angeschwärzt wird".
Der Bundestag hatte zuvor mit großer Mehrheit für die von CDU, SPD und Grünen eingebrachte Erklärung gestimmt, in der die Ermordung von bis zu 1,5 Millionen Armeniern als Genozid bezeichnet wird. Der Abstimmung enthielt sich bei einer Gegenstimme ein Abgeordneter. Die Türkei hatte vorab bereits mit Konsequenzen für das deutsch-türkische Verhältnis gedroht.
Quelle: ntv.de, jog/rts