Obamas Kampf gegen den IS US-Militär schließt Bodeneinsatz nicht aus
16.09.2014, 19:13 Uhr
Bei den Beratungen im Streitkräfteausschuss des Senats.
(Foto: REUTERS)
US-Generalstabschef Dempsey schließt die direkte Beteiligung von Militärberatern an Kampfeinsätzen gegen den IS im Irak nicht aus. In diesem Fall würden "US-Berater irakische Soldaten begleiten". Bislang lehnt Präsident Obama "Stiefel auf dem Boden" ab.
Der oberste Militärberater von US-Präsident Barack Obama schließt den Einsatz amerikanischer Bodentruppen gegen die Terrormiliz IS im Irak nicht grundsätzlich aus. Generalstabchef Martin Dempsey sagte bei einer Anhörung im Streitkräfteausschuss des Senats, er würde dem Präsidenten unter bestimmten Umständen "den Einsatz von US-Kampftruppen am Boden" empfehlen. Dies sei gegeben, wenn die Strategie versage, den irakischen Truppen etwa mit Luftangriffen oder Geheimdienst-Informationen zu Erfolgen zu verhelfen. Derzeit sei ein Kampftruppen-Einsatz aber nicht nötig, betonte Dempsey.
Die US-Regierung spricht bisher ausdrücklich von Militärberatern statt von Kampftruppen, weil Obama den Einsatz von "Stiefeln auf dem Boden" (Boots on the ground) entschieden ablehnt. Die Aufgabe der US-Soldaten im Irak sei allein, den Irakern bei der Koordination und Logistik im Kampf gegen den IS zu helfen, erläuterte Dempsey. "Wenn wir einen Punkt erreichen, dass ich glaube, unsere Berater sollten die irakischen Truppen bei Angriffen gegen spezifische IS-Ziele begleiten, dann werde ich das dem Präsidenten empfehlen." Es ist fraglich, ob Obama wegen seiner Ablehnung von Kampftruppen im Irak einer solchen Empfehlung seines Top-Militärs folgen würde. Allerdings erhöhte er die Zahl der sogenannten Militärberater in dem Land kürzlich auf rund 1500. Obama hatte 2011 sein Wahlversprechen eingelöst und die letzten kämpfenden US-Einheiten aus dem Irak abgezogen.
Hagel: Risiken auch bei Luftangriffen
Obama hatte in der Vorwoche in einer Rede an die Nation die Ausweitung des Anti-Terror-Kampfes gegen den IS ankündigt. Der Kongress befragte Verteidigungsminister Chuck Hagel und Dempsey zu der Strategie. Zuvor hatte die US-Luftwaffe erstmals ein Ziel südwestlich der Hauptstadt Bagdad bombardiert, um die irakischen Truppen zu unterstützen. US-Kampfflugzeuge hatten die Extremisten zuvor lediglich im Norden des Landes angegriffen.
Dempsey erklärte, dass die US-Streitkräfte darauf vorbereitet seien, auch Luftangriffe gegen die IS-Extremisten in Syrien auszuführen. Es werde sich um eine beständige und nachhaltige Operation handeln und nicht um einen schnellen Vorstoß wie damals 2003 bei der Invasion des Iraks. Hagel erklärte, dass auch der Einsatz aus der Luft mit Risiken verbunden sei.
Der IS erklärte, seine Kämpfer haben im Nordosten Syriens ein Kampfflugzeug der Armee abgeschossen. Das Flugzeug sei in der Nähe der Stadt Al-Rakka getroffen worden, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die syrische Luftwaffe habe mehrere Angriffe auf Al-Rakka geflogen. Die Stadt ist eine Hochburg der Dschihadisten.
Bei der Anhörung im Kapitol sorgten Kriegsgegner für Aufruhr. Demonstranten der Bürgerrechtsbewegung "Code Pink" unterbrachen die Sitzung mehrfach mit lauten Rufen. "Keinen Krieg mehr, Krieg funktioniert nicht", skandierten sie. "Die Einmischung des US-Militärs ist kontraproduktiv. Diese Dummheit muss ein für alle Mal aufhören." Senator Carl Levin wies eine der Aktivisten an, still zu sitzen oder zu gehen. "Sie verhalten sich selbst sehr kriegerisch."
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa