US-Wahl 2020

Wer hat schon gewählt? Nicht- und Erstwähler stürmen an die Urnen

Die Frühwähler haben eine klare Tendenz: Donald Trump muss weg.

Die Frühwähler haben eine klare Tendenz: Donald Trump muss weg.

(Foto: REUTERS)

Die US-Präsidentschaftswahl geht auf die Zielgerade, da haben 100 Millionen Menschen ihre Stimme bereits abgegeben. Viel mehr als bei der letzten Wahl: In Texas liegt die Beteiligung im Vergleich mit 2016 schon bei 108 Prozent. Unter anderem die Sorge vor großen Menschenmengen und Wahlbetrug treibt sie an.

Die US-Demokraten um ihren Präsidentschaftskandidaten Joe Biden hoffen, dass eine "Blaue Welle" Donald Trump aus dem Weißen Haus spült. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür ist eine hohe Wahlbeteiligung, was die Republikaner generell nicht so gerne sehen: Sie sind dafür bekannt, dass sie den unteren Einkommens- und Bildungsschichten den Wahlgang so schwer wie möglich machen, weil diese traditionell eher zu den demokratischen Ideen wie einer kostenlosen Gesundheitsvorsorge tendieren.

Gerade deshalb sollte das bisherige Abstimmungsverhalten der Trump-Partei große Sorgen bereiten: Knapp 99,7 Millionen US-Amerikaner haben bereits vor dem eigentlich Wahltag abgestimmt und damit beinahe doppelt so viele wie 2016, als knapp 59 Millionen Menschen die Möglichkeit des "Early Voting" genutzt hatten.

165 Millionen Wähler denkbar

Von diesen fast 100 Millionen Stimmen sind 35,7 Millionen persönlich abgegeben worden, knapp 64 Millionen gingen per Brief ein. In den drei Bundestaaten Texas, Hawaii und Montana liegt die Wahlbeteiligung damit schon jetzt über dem Wert der letzten Präsidentschaftswahl vor vier Jahren.

Die USA sind damit auf Kurs, einen neuen Rekord aufzustellen: Ein Modell, das ein Datenwissenschaftler für das Nachrichtenportal Bloomberg News entwickelt hat, sagt im wahrscheinlichsten Szenario voraus, dass zwischen 142,4 und 149,6 Millionen US-Amerikaner ihre Stimme abgeben werden. Demnach wäre aber auch ein Szenario denkbar, in dem am Ende 165 Millionen Menschen und damit knapp zwei Drittel aller Wahlberechtigten abstimmen.

Der bisherige Höchstwert von 138,8 Millionen abgegebenen Stimmen stammt von der letzten Präsidentschaftswahl. Angesichts von 250 Millionen Amerikanern im wahlberechtigten Alter lag die Wahlbeteiligung 2016 allerdings nur bei 55,5 Prozent.

Kehrtwende der Nichtwähler

Dem "Guardian" zufolge haben vor allem demokratische Wähler von der Option des "Early Voting" Gebrauch gemacht. 45 Prozent der Stimmen stammen von registrierten Demokraten, wie die britische Zeitung in einer Analyse der Wählerdaten schreibt. 31 Prozent der Wähler seien registrierte Republikaner gewesen.

Viele Biden-Wähler haben der Auswertung zufolge vor allem aus zwei Gründen frühzeitig abgestimmt: Viele Briefwähler wurden von der Sorge angetrieben, sie könnten sich am eigentlichen Wahltag in langen Warteschlangen mit dem Coronavirus infizieren, heißt es. Andere Wähler hätten befürchtet, die republikanische Partei könnte sie mit unlauteren Mitteln an der Stimmenangabe hindern, wenn sie bis zur letzten Minute warten.

Mehr zum Thema

Der Wählerandrang lässt sich damit laut "Guardian" aber nur teilweise erklären, denn eine weitere Gruppe stürmt geradezu an die Urnen: bisherige Nichtwähler. Etwa ein Viertel oder 24 Millionen der diesjährigen Frühwähler hätten 2016 nicht abgestimmt, schreibt das Blatt. Vielen von ihnen wird nachgesagt, dass sie sich den Gang in die Wahlkabine damals gespart hätten, weil sie einen Sieg von Trump für unmöglich hielten. Genauso wie die 8 Millionen Erstwähler, die ihre Stimmen dieses Jahr bereits abgegeben haben, werden sie eher Joe Biden als Donald Trump zugerechnet.

Will der US-Präsident das Ruder noch herumreißen, muss er hoffen, dass seine Anhänger in den kommenden Stunden in großer Zahl zu den Urnen strömen. In Umfragen hatte eine Mehrheit der republikanischen Wähler bereits erklärt, erst am Wahltag abstimmen zu wollen.

Quelle: ntv.de, chr

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen