Luftangriffe im eigenen Land USA stützen Ankaras Vorgehen gegen PKK
28.07.2015, 22:29 Uhr
Im Visier der türkischen Luftwaffe waren PKK-Stellungen nahe der Grenze zu Syrien.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Türkei tut alles im Kampf gegen den Terror - vor allem gegen die kurdische PKK. Die Luftwaffe bombardiert Stellungen auf türkischem Boden. Verbale Unterstützung kommt aus den USA. Berlin mahnt, maßvoll zu bleiben.
Nach der beiderseitigen Aufkündigung der Waffenruhe haben türkische Kampfjets kurdische Rebellen im Südosten der Türkei angegriffen. Zwei F-16-Jets haben nach Angaben des Militärs "Luftangriffe gegen die Terroristengruppe" geflogen. Gemeint ist die kurdische PKK. Die US-Regierung wertet diese Angriffe als einen eindeutigen Akt der Selbstverteidigung. Das sagten ranghohe Regierungsvertreter in Washington. Die in der Türkei verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK habe Anschläge auf türkische Polizisten verübt und sei der Aggressor.
"Wenn die PKK die Angriffe in der Türkei nicht gestartet hätte, würden sie (die Türken) die PKK auch nicht im Irak angreifen", hieß es. Washington hatte in den vergangenen Tagen mehrfach betont, man betrachte die PKK als Terrororganisation.
Luftangriffe seit Jahren in Verruf
Luftangriffe der türkischen Streitkräfte auf kurdische Rebellen sind selten. Sie waren besonders stark in Verruf geraten, nachdem die Luftwaffe im Dezember 2011 bei Uludere irrtümlich eine Gruppe von Zivilisten angegriffen hatte, von denen 34 getötet wurden. Der diesmalige Kampfeinsatz der Luftwaffe erfolgte nach Angaben Ankaras in der bergigen Region Sirnak nahe der Grenze zum Irak. Zuvor hätten die Rebellen das Feuer auf türkische Sicherheitskräfte eröffnet, hieß es in der Erklärung der Armee weiter.
US-Regierungsvertreter berichteten derweil, die USA hätten bei ihren Gesprächen mit Ankara über den Kampf gegen die Terrormiliz IS in den vergangenen Monaten allmählich mehr Fortschritte gemacht. Vor rund zwei Wochen sei man sich einig geworden, dass die USA die Basen stärker nutzen dürften. Danach habe es die Angriffe der PKK gegeben.
Die Nato sicherte Ankara ihre "starke Solidarität" im Kampf gegen den "Terrorismus" zu. Nach einem von der Türkei beantragten Sondertreffen erklärte die Nato in Brüssel, "Terrorismus" stelle "eine direkte Bedrohung für die Sicherheit der Nato-Länder" dar. Die türkischen Angriffe gegen die PKK erwähnte die Nato-Erklärung nicht.
Kritik aus dem Irak, Berlin skeptisch
Der Irak hatte bereits zuvor die türkischen Luftangriffe auf Stellungen der kurdischen Arbeiterpartei PKK im Norden des Irak als gefährliche Eskalation und Verletzung der Souveränität bezeichnet. Der Ministerrat habe die Türkei aufgefordert, die guten Beziehungen zu respektieren, schrieb Regierungschef Haider al-Abadi. Man fühle sich seinerseits verpflichtet, Angriffe auf die Türkei von irakischem Boden aus zu unterbinden.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen mahnte in einem Telefonat mit ihrem türkischen Kollegen Vecdi Gönül, im Kampf gegen den Terror die Verhältnismäßigkeit zu wahren - und die Prioritäten richtig zu setzen. "Der gemeinsame Kampf gegen den Islamischen Staat muss unser gemeinsames Ziel sein", erklärte die CDU-Politikerin.
Der Einsatz der Bundeswehr im Süden der Türkei werde nun "sehr sorgfältig" beobachtet. Die Sicherheit der Soldaten müsse "absolute Priorität" haben. Die Bundeswehr hat auf Wunsch der Türkei "Patriot"-Raketenabwehrstaffeln 100 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt stationiert. Sie sollen den Nato-Partner vor Luftangriffen aus Syrien schützen.
Quelle: ntv.de, fma/AFP/dpa