Bundesweite Fahndung Verdächtiger Syrer weiter auf der Flucht
09.10.2016, 07:17 Uhr
Der gefährliche Sprengstoff ist unschädlich gemacht, viele Einwohner des Chemnitzer Wohngebiets Fritz Heckert können bereits zurück in ihre Häuser. Doch von Jaber Albakr fehlt weiter jede Spur. Die Polizei geht 80 ernstzunehmenden Hinweisen nach.
Die Fahndung nach einem 22-jährigen Syrer wegen möglicher Anschlagspläne läuft bundesweit weiter auf Hochtouren. Der Mann sei noch auf der Flucht, teilte das Landeskriminalamt Sachsen am Morgen mit. Man gehe mehr als 80 ernst zu nehmenden Hinweisen nach, teilte die Polizei Chemnitz über Twitter mit. Sie erklärte zudem, dass sie im Stadtgebiet weiterhin "stark präsent" sei. In einer gestürmten Wohnung in Chemnitz, die von dem Verdächtigen genutzt wurde, hatten die Ermittler am Samstag mehrere hundert Gramm "hochbrisanten Sprengstoff" gefunden.
Dieser Sprengstoff war weit gefährlicher als TNT, wie ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) Sachsen am Samstagabend nach der kontrollierten Sprengung in mehreren Erdlöchern im Wohngebiet Fritz Heckert gesagt hatte. Über die genaue stoffliche Zusammensetzung wollen die Behörden im Lauf des Tags informieren. Auch die vergleichsweise geringe Menge habe bereits extremen Schaden anrichten können, sagte der Sprecher bereits zur Einordnung.
Drei Bekannte des flüchtigen Jaber Albakr wurden in Chemnitz festgenommen. Einen der drei festgenommenen Bekannten verdächtigen die Ermittler der Mittäterschaft. Es laufe eine richterliche Haftprüfung, teilte die Polizei bei Twitter mit. Bei ihm handelt es sich um den Mieter der Wohnung, in der der Sprengstoff entdeckt worden war. Die beiden anderen Männer sind demnach wieder auf freiem Fuß. Gegen die Männer aus Syrien wird wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat (Paragraph 89a StGB) ermittelt, wie ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen in Dresden sagte.
Jaber A. kam als Flüchtling
In Sicherheitskreisen wird vermutet, dass Albakr Kontakt zur Extremistenorganisation IS hatte. Der heute 22 Jahre alte Syrer halte sich seit 2015 in Deutschland auf und sei seit mehreren Monaten als Flüchtling anerkannt, sagte er Sprecher des Landeskriminalamtes Sachsen, Tom Bernhardt. Er sei in der Vergangenheit nicht polizeilich auffällig geworden. "Wir müssen davon ausgehen, dass nach wie vor eine Gefahr von dieser Person ausgeht", sagte der Sprecher. Die Polizei könne sich nicht hundertprozentig sicher sein, dass sie allen Sprengstoff in der Wohnung sichergestellt und vernichtet habe.
"Focus Online" berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, Albakr stehe seit längerem unter Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschutz und werde verdächtigt, einen Sprengstoffanschlag auf einen deutschen Flughafen geplant zu haben. Die Polizei veröffentlichte ein Foto des Verdächtigen und rief die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Der Gesuchte sei "mit einem schwarzen Kapuzensweatshirt mit auffälligem Druck bekleidet". Der LKA-Sprecher warnte ausdrücklich vor unnötigen Heldentaten. Mögliche Zeugen sollten sofort die Sicherheitsbehörden informieren.
Die meisten Bewohner konnten inzwischen in ihre Häuser zurückkehren. Das Haus, in dem Jaber Albakr lebte, blieb jedoch noch gesperrt.
Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa