Plädoyer für Elektromobilität Zetsche hat bei Grünen schweren Stand
13.11.2016, 14:03 Uhr
Daimler-Chef Dieter Zetsche hat schon vor seinem mit Spannung erwarteten Auftritt auf dem Grünen-Parteitag kräftigen Gegenwind bekommen.
(Foto: imago/Rüdiger Wölk)
Daimler-Chef Zetsche erntet bereits vor seinem Auftritt auf dem Parteitag der Grünen Kritik. Einige Delegierte empfangen ihn mit Buhrufen. In seiner Rede macht er deutlich klar: Der Autobauer stelle sich seiner klimapolitischen Verantwortung.
Daimler-Chef Dieter Zetsche hat sich auf dem Grünen-Parteitag in Münster gegen ein verbindliches Datum für ein Aus des Verbrennungsmotors gewehrt. Wer glaube, eine bestimmte Antriebsart solle ab einem "Tag X" verboten werden, "springt zu kurz", sagte der Manager vor den Delegierten.
Zetsche bekannte sich in seiner Rede zum Pariser Klimaschutzabkommen und teilte die Auffassung, die Zukunft der Automobilindustrie liege in emissionfreien Fahrzeugen. Statt darüber zu diskutieren, wann dieses Ziel erreicht wird, gehe es allerdings darum, "das Tempo zu beschleunigen". Die vielfach kritisierten Verbrennungsmotoren könnten "Teil der Lösung sein".
Der Daimler-Chef wies zugleich Vorwürfe zurück, die deutsche Automobilindustrie habe die Entwicklung der Elektromobilität verschlafen. Daimler habe schon seit zehn Jahren Elektroautos im Programm, sagte der Manager auf dem Grünen-Parteitag in Münster. Jedes zweite Elektroauto in Europa komme aus Deutschland. Die Abkehr von Kohlenwasserstoffen als Antrieb sei notwendig, sagte Zetsche mit Blick auf Verbrennungsmotoren und ergänzte: "Wir stellen uns unserer klimapolitischen Verantwortung."
Er versicherte: "Wir wollen in der Elektromobilität vorn sein, weltweit." Zetsche war auf dem Grünen-Parteitag von einigen Delegierten mit Buhrufen empfangen worden. Vertreter der Grünen Jugend hielt Plakate hoch mit Losungen wie "Rüstungsexporte für Diktatoren".
Der 63-Jährige hat schon vor seinem mit Spannung erwarteten Auftritt auf dem Grünen-Parteitag kräftigen Gegenwind bekommen. Parteichefin Simone Peter vom linken Flügel hielt ihm das militärische Engagement des Autobauers vor: "Eine halbe Milliarde Umsatz mit Militärfahrzeugen ist immer noch 500 Millionen zu viel", sagte sie zum Auftakt der Debatte über Verkehr und Klimaschutz.
Özdemir mit emotionaler Rede
Mit zögerlichen Investitionen in Elektroautos und Tricks bei den Schadstoffwerten riskierten die Automobilkonzerne "radikale Brüche und Arbeitsplätze". Zuvor hatte es Protest gegen die Einladung Zetsches gegeben. Parteitagsanträge, ihn doch nicht sprechen zu lassen, fanden aber keine Mehrheit.
Der Gastauftritt hat Parteichef Cem Özdemir den emotionalsten Auftritt des Parteitags beschert. "Wovor haben wir Angst?", rief Özdemir den Delegierten zu, von denen viele den Autoboss am liebsten wieder ausgeladen hätten. "Wir haben doch die Argumente."
Es sei ein Kompliment für die Grünen, wenn einer der wichtigsten Konzernlenker zu ihnen komme, um über die Zukunft zu reden, sagte er vor dessen Auftritt. Klimaschutz sei nicht verhandelbar. Die leidenschaftliche Rede erntete begeisterten Applaus, viele Grüne klatschten im Stehen.
Quelle: ntv.de, jki/dpa/rts