Politik

"Wir haben keine Angst" Selenskyj will Getreide weiter verschiffen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Am Sonntag verließ das letzte Schiff den Hafen von Odessa.

Am Sonntag verließ das letzte Schiff den Hafen von Odessa.

(Foto: REUTERS)

Russland hat eine Verlängerung des Getreideabkommens abgelehnt. Die Ukraine gibt sich unbeeindruckt und will weiter auf den Seeweg exportieren. Präsident Selenskyj zufolge gibt es Anfragen von Unternehmen. Unklar ist, wer die Schiffe künftig versichert.

Die Ukraine will ihre Getreideexporte über das Schwarze Meer auch nach dem von Russland verkündeten Ende des Getreideabkommens fortführen. "Auch ohne Russland muss alles getan werden, damit wir diesen Schwarzmeer-Korridor nutzen können", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj. "Wir haben keine Angst", erklärte er afrikanischen Journalisten laut einer von seinem Sprecher verbreiteten Äußerungen. "Wir wurden von Unternehmen angesprochen, die Schiffe besitzen." Diese hätten sich bereit gezeigt, die Lieferungen fortzusetzen.

Das Abkommen zwischen der Ukraine, der Türkei und der UNO sei auch ohne Moskau weiter in Kraft, wird er zitiert. Lediglich das davon getrennte Abkommen zwischen Russland, der Türkei und der UNO sei aufgekündigt worden. Wie die Schiffe und deren Güter in dem Kriegsgebiet versichert werden sollen, sagte Selenskyj nicht.

Der Kreml hatte das Getreideabkommen zuvor für beendet erklärt. Russland werde das Abkommen "sofort" wieder aufleben lassen, sobald die Abmachungen gegenüber der russischen Seite eingehalten würden, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau wenige Stunden vor Auslaufen des bestehenden Vertragswerks.

Das im Juli 2022 in Istanbul unterschriebene Abkommen wurde bereits zweimal verlängert; es ermöglicht der Ukraine, über das Schwarze Meer Getreide und Düngemittel aus drei Häfen um Odessa zu exportieren. Im zurückliegenden Jahr transportierten mehr als 1000 Schiffe so fast 33 Millionen Tonnen Getreide aus ukrainischen Häfen. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine vor knapp 17 Monaten war der Seeexport zunächst aus Sicherheitsgründen eingestellt worden. Die Wiederaufnahme der Getreideausfuhr über den Seekorridor half dabei, die Preise für Lebensmittel weltweit zu senken.

Weizenpreise steigen

Moskau hatte bereits seit mehreren Wochen damit gedroht, das Abkommen auslaufen zu lassen. Die russische Seite beklagt die Beschränkungen für die Ausfuhr von Dünger und eigener Agrarprodukte, die im Zusammenhang mit dem Abkommen ebenfalls vereinbart worden war.

Das Branchenportal Agrarheute.com berichtet, dass in Erwartung der Entscheidung Russlands bereits seit Freitag die Weizenpreise steigen. Allerdings trügen auch Hitze und Trockenheit in anderen Anbau-Regionen der Welt zum Anstieg bei.

Mehr zum Thema

Unter Berufung auf die gemeinsamen Koordinierungsstelle (JCC), die die Umsetzung des Abkommens beaufsichtigt, heißt es weiter, dass im Zuge des Abkommens landwirtschaftliche Produkte in 45 Länder auf drei Kontinenten geliefert worden seien. Demnach gingen 46 Prozent der Ausfuhren nach Asien, 40 Prozent nach Westeuropa, 12 Prozent nach Afrika und ein Prozent nach Osteuropa. Knapp die Hälfte der Lieferungen entfiel demnach auf Mais. Der Anteil von Weizen habe 27 Prozent betragen. Beim Rest handele es sich um Sonnenblumenmehl, Sonnenblumenöl, Gerste und Raps.

Am Sonntag hatte nach JCC-Angaben das letzte Schiff die Hafenstadt Odessa verlassen und war über Istanbul und weiter in die Niederlande gefahren. Es war mit 38.800 Tonnen landwirtschaftlicher Produkte beladen.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen