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Wie Weselsky es schaffen kann Bahner, streikt für die Kitas!

"Ohne uns ist alles doof": Protest von Erzieherinnen und Erziehern in Stuttgart.

"Ohne uns ist alles doof": Protest von Erzieherinnen und Erziehern in Stuttgart.

(Foto: imago/Lichtgut)

Für die Lokführer haben die Deutschen kein Verständnis, für die Erzieherinnen schon. Vielleicht sollten die beiden Berufsgruppen sich zusammentun.

Wenn die Lokführer streiken, haben viele Pendler ein Problem: Wie kommen sie zur Arbeit? Meist geht es irgendwie - die einen nehmen das Auto oder bilden Fahrgemeinschaften, die anderen steigen auf U-Bahn oder Bus um. Und da die Bahn sich längst auf die Streiks eingestellt hat, gibt es für die S-Bahnen einen Notfahrplan.

Wenn die Erzieherinnen streiken, haben viele Eltern ein Problem, das sich nicht so einfach lösen lässt. Viele Kindergärten bieten zwar eine Notbetreuung an. Doch das reicht bei weitem nicht aus. Der Kita-Streik ist für Eltern sehr viel schwieriger zu managen als der Bahn-Streik für Pendler.

Seltsamerweise haben die Deutschen trotzdem deutlich mehr Sympathien für die Erzieherinnen. Kürzlich ergab eine Emnid-Umfrage, dass 67 Prozent kein Verständnis für die Lokführer haben. Der Kita-Streik dagegen wird von 78 Prozent der Befragten begrüßt. Über die Gründe kann man nur spekulieren - am Geld dürfte es nicht liegen, denn beide Berufsgruppen erhalten keine Löhne, die Sozialneid auslösen: Erzieherinnen verdienen im Schnitt 2490 Euro. Die Deutsche Bahn zahlt ihren Lokomotivführern ohne Zulagen zwischen 2500 und 3400 Euro.

Woran liegt es dann? An GDL-Chef Claus Weselsky? Hoffentlich nicht, denn der macht auch nur seinen Job. An der Verantwortung, die auf den Schultern der Erzieherinnen lastet? Gewiss, sie sind unfassbar wichtig für Deutschland als Volkswirtschaft und als Gemeinwesen. Ohne die Lokführer geht es aber auch nicht. Vielleicht liegt es am schlechten Gewissen der Erzieherinnen. Denn jeder weiß, dass Erzieherinnen - wie Lehrer, Altenpfleger und Krankenschwestern auch - nur höchst ungern streiken. Das wissen übrigens auch die kommunalen Arbeitgeber.

Vielleicht sollten sich die beiden Berufsgruppen zusammentun - vielleicht sollten die Lokführer für die Erzieherinnen streiken. Dann würde sich die Wut der Bahnkunden nicht auf den armen Herrn Weselsky richten, sondern gegen die Kommunen, die auf dem Rücken von Erzieherinnen und auf Kosten der Kinder an der falschen Stelle sparen. Die GDL sollte zum unbefristeten Streik aufrufen und erst einlenken, wenn Erzieherinnen besser bezahlt werden, wenn mehr Erzieherinnen angestellt werden und der Betreuungsschlüssel deutlich gesenkt wird, wenn also die Qualität der Kinderbetreuung dramatisch verbessert wird. Niemand wird dann noch fragen, ob Claus Weselsky ein Sturkopf ist. Alle werden ihm danken.

Quelle: ntv.de

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