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Bayern stellt Stromtrassen infrage Seehofer - verirrt auf einem Egotrip

Seehofer sonnt sich gern in Aufmerksamkeit. Dafür nimmt er viel in Kauf.

Seehofer sonnt sich gern in Aufmerksamkeit. Dafür nimmt er viel in Kauf.

(Foto: REUTERS)

CSU-Chef Seehofer spielt mit dem Gedanken, Bayern mit Gaskraftwerken in eine neue Energieautarkie zu führen. Das kann gelingen - so Moskau will. Allerdings nur für kurze Zeit und für einen unermesslich hohen Preis.

Licht aus, Spot an. Zumindest, wenn es nach Horst Seehofer geht. Der CSU-Chef wünscht sich eine günstige und stabile Energieversorgung für Bayern. Wenn's im Rest der Republik düster wird, ist's ihm egal. Hauptsache Bayern geht's gut. Nichts anderes bedeutet sein jüngster energiepolitischer Vorstoß.

Seehofer stellt den Bau aller neuen großen Stromtrassen nach Bayern infrage. Er spielt mit dem Gedanken, Bayern durch Gaskraftwerke unabhängig von diesen Leitungen zu machen. Er führt zwei absurde Argumente dafür an. Erstens: Die Trassen seien ein gravierender Eingriff in die Natur. Zweitens: Sie seien viel zu teuer. Diese Argumente erwecken den Eindruck, als würde Seehofers Horizont vom bayerischen Landtag bis zur Isar reichen. Natürlich sind Stromtrassen ein Eingriff in die Natur und teuer. Nur stellen diese Stromtrassen die Grundvoraussetzung für eine Energiewende in Deutschland dar.

Windenergie aus dem Norden muss in den Süden fließen können, Strom aus Biogasanlagen in den Norden. Die künftige Energieversorgung wird darauf angewiesen sein, dass Strom sehr flexibel dort landet, wo er gerade gebraucht wird. Denn aufgrund von schwankender Windstärke und Sonneneinstrahlung wird es mit erneuerbaren Energien immer wieder zu Über- und Unterkapazitäten kommen. Auch Gaskraftwerke werden zunächst benötigt werden, allerdings nur als Ausgleich, nicht für die Grundlast.

Es geht nicht um Bayern, es geht um die Welt

Regionale Alleingänge setzen die Funktionsfähigkeit des gesamten Systems aufs Spiel. Setzt Bayern auf Gas, wird es für den Freistaat vielleicht kurzfristig billig und sicher - zumindest wenn die russische Regierung mitspielt. Aber schon mittelfristig sieht es anders aus. Denn mit seinem Egotrip gefährdet Seehofer auch im Rest der Republik die Energiewende, die wiederum der ganzen Welt als Vorbild gilt.

Gelingt die Energiewende in Deutschland nicht, dürften die Folgen für die Umwelt unvergleichlich schwerwiegender ausfallen, als die von Trassen nach Grafenrheinfeld und Augsburg. Ganz zu schweigen von den Kosten, wenn immer mehr Überschwemmungen die Bundesrepublik treffen und immer mehr Klimaflüchlinge Schutz in Deutschland suchen.

Natürlich reicht Seehofers Horizont über die Isar hinaus. Er weiß, was er da tut. Ihm geht es einfach mal wieder darum, in Bayern zu punkten. Getreu dem Motto: Kitten kann man alles auch später noch. Das macht das, was er Energiepolitik nennt, aber nur noch hässlicher.

Quelle: ntv.de

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