Pressestimmen

Sparprogramm der Deutschen Bank "Zurück auf Los"

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Im Zuge von Sparmaßnahmen will die Deutsche Bank 200 Filialen dicht machen. Zudem wird die Postbank, bei der der Konzern noch vor sieben Jahren einstieg, wieder abgestoßen. Mit der neuen Strategie sollen bis zu 3,5 Milliarden Euro jährlich eingespart werden. Die Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen will damit das Ruder bei dem kriselnden und in teure Gerichtsprozesse verwickelten Geldhaus herumreißen. Doch die von Kündigungen bedrohte Belegschaft und die Presse hadern mit dem neuen Kurs der Deutschen Bank.

Mit dem schrittweisen Rückverkauf der Postbank, heiße es bei der Deutschen Bank nun "Zurück auf Los", schreibt die Badische Neueste Nachrichten aus Karlsruhe. Was vor sechseinhalb Jahren mühsam zusammengeführt wurde, würde jetzt wieder voneinander getrennt. "Das kostet Zeit, Geld und Nerven der Banker. Die 14.800 Mitarbeiter der Postbank werden weiter um ihre Zukunft bangen müssen." Abhängig davon, wer die Postbank erwirbt, drohe der Belegschaft daher "ein heftiger Sparkurs".

Dass angekündigte Sparprogramme und Massenkündigungen vor allem zu Gunsten des Börsenkurses erfolgen, widerlege die Deutsche Bank, so das Fazit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Auf die Meldung, dass nun 200 Filialen geschlossen werden, reagieren die Aktionäre kritisch. An der Börse sei "die Aktie der größten deutschen Bank wieder einmal der größte Tagesverlierer." "Die Gründe für ihre 'underperformance' muss die Deutsche Bank schon bei sich selbst suchen." Kritisch sieht das Blatt vor allem das geplante Vorantreiben der Digitalisierung. "Wenn es stimmt, (...), dass alles digitalisiert werden wird, was man digitalisieren kann, dann kommen ungemütliche Zeiten auf das Finanzgewerbe zu. (...) Die digitale Konkurrenz hat die Kunden, kennt deren Wünsche nur zu gut, und hat trotzdem deren Vertrauen."

Die erweiterte Digitalisierung scheine - bei einer zunehmenden Zahl an Online-Bankern - auf den ersten Blick vernünftig, meint der Donaukurier aus Ingolstadt. "Allerdings bleibt deren Bedarf an Beratung weiterhin hoch. Besonders die nun verstärkt ins Visier genommene vermögende Kundschaft möchte ihren persönlichen Berater nicht missen." Es sei jedoch eben die Beratungsqualität, an der sich entscheide "wie viele der auch von anderen Instituten heftig umworbenen Reichen ihr Geld der Deutschen Bank anvertrauen wollen." Hier werde in Zukunft noch "ein interessanter Spagat" zu beobachten sein.

"Das Institut hat nichts aus der Finanzkrise gelernt", kritisiert die Emder Zeitung scharf angesichts des Sparkurses. Noch vor drei Jahren hieß es, dass die Deutsche Bank zu den größten und besten Banken gehören wolle, geklappt habe das nicht. "Was macht die Bank nun?", fragt die Zeitung und liefert gleich die Antwort darauf: "Sie stellt sich eben wieder neu auf. So wie es aussieht, möchte der Vorstand das Privatkundengeschäft zusammenstreichen, indem man die Postbank verkauft." Die Kunden müssten sich nun auf weniger Service gefasst machen und hätten letzten Endes da Nachsehen. "Statt einen klaren Schnitt zu machen, eiert die Bank lieber weiter rum."

Bei all den Strategiewechseln der letzten Jahrzehnte sei es schwer, überhaupt noch den Überblick zu behalten, stellt die Frankfurter Rundschau fest. "So mag der Verkauf der Postbank bei genauer Analyse nachvollziehbar sein. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung bleibt vor allem hängen, dass die Deutsche Bank den Kauf zunächst als großen Wurf verkauft hat, nur um nach sieben Jahren festzustellen, dass die Bonner Tochter doch nur eine Bürde ist." Dieses Vorhaben wirke nicht erfolgversprechend, sondern im Gegenteil "strategie- und kopflos". Es gäbe für die Deutsche Bank nur zwei Möglichkeit ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen: Wenn sie " erstens ihre zahllosen Skandale aufarbeitet und tatsächlich beweist, dass es einen Mentalitätswechsel hin zu mehr Moral und Anstand gibt. Und zweitens, wenn sie einmal länger als ein, zwei Jahre an einer groß verkündeten, neuen Strategie festhält."

Zusammengestellt von Katja Belousova

Quelle: ntv.de

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