Geld und Kontakte Abschlussarbeit als Einstieg
20.11.2006, 09:20 UhrStudenten investieren meist viel Zeit und Mühe in ihre Abschlussarbeit. Doch nach Monate langer Arbeit verstaubt das Werk häufig im Regal. Dabei lässt sich damit auch Geld verdienen oder zumindest die Chance auf einen Arbeitsplatz erhöhen.
Besonders Wirtschafts- und Naturwissenschaftler haben die Möglichkeit, ihre Arbeit in einem Unternehmen zu schreiben oder sie über eine Diplomarbeitenbörse an den Mann zu bringen. Einfach bei einem Unternehmen nachzufragen "Habt ihr ein Thema für mich?" sei aber der falsche Weg, sagt Harro Honolka vom Institut Student und Arbeitsmarkt an der Universität München. Der Student müsse selbst ein Thema finden, das für den Betrieb nützlich ist. "Es muss aktuell sein und zu dem Unternehmen passen", sagt auch Lutz Rachner von der Managementberatung Kienbaum im nordrhein-westfälischen Gummersbach.
Hatte der Diplomand bisher noch nichts mit dem Unternehmen zu tun, sollte er sich laut Honolka am besten direkt in der entsprechenden Abteilung melden, in der er die Abschlussarbeit schreiben möchte. "Die Bezahlung hängt meistens davon ab, wie sehr die Firma die Erkenntnisse der Arbeit braucht", erläutert Honolka. Häufig werde jedoch ein Praktikantengehalt von 400 bis 500 Euro gezahlt. In manchen Fällen auch deutlich mehr. Doch auch wenn es kein Geld gibt, können die Hochschüler von ihrer Abschlussarbeit profitieren: "Die Einstellungschancen in dem Unternehmen erhöhen sich", sagt Rachner.
Wer seine Abschlussarbeit in einem Unternehmen schreiben möchte, muss sich jedoch auch darüber bewusst sein, dass dies eventuell arbeitsintensiver ist. "Das Unternehmen hat andere Ziele als die Universität, deshalb muss man sich mit mehr Leuten abstimmen", sagt Honolka. In manchen Fällen sei es außerdem nötig, eine zweite Fassung für die Firma anzufertigen, da sie der theoretische Teil der Arbeit meistens nicht interessiert.
Eine weitere Möglichkeit, mehr aus der Diplom-, Magister-, Bachelor- oder Masterarbeit zu machen, sind Diplomarbeitenbörsen im Internet wie "diplom.de" oder "diplomarbeiten24.de". Dort kann die Abschlussarbeit kostenlos eingestellt und mit jedem Verkauf Geld verdient werden. "Eine Garantie dafür, dass die Arbeit verkauft wird, können wir natürlich nicht geben", sagt Esther Maass von "diplom.de". Erfahrungsgemäß werde jedoch jede Arbeit im Schnitt mindestens dreimal pro Jahr verkauft.
Was der Autor im Einzelfall verdient, ist sehr unterschiedlich. Verkauft werden die Arbeiten bei "diplom.de" für 24,50 bis 298 Euro, je nach Fachgebiet und Praxisbezug. Für jeden Verkauf erhält der Autor zwischen 20 und 50 Prozent des Verkaufspreises. Der Prozentsatz sei dabei abhängig davon, ob ein Exklusiv- oder ein Standardvertrag abgeschlossen wurde und ob der Käufer Unternehmer, Privatperson oder Student ist, erklärt Maass. Kunden von "diplom.de" sind laut Maass zu 55 bis 60 Prozent Firmen. Der andere Teil setze sich beispielsweise aus Hochschulen, Bibliotheken, Studenten und privaten Nutzern zusammen. Neben dem Aspekt, Geld zu verdienen, könnten sich die Studenten auch in Unternehmen bekannt machen. "Manche haben schon Jobangebote bekommen", erzählt Maass.
Quelle: ntv.de