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Noch keine Bodenbildung Anlage-Zinsen fallen weiter

Die Leitzinssenkung der EZB wird zügig an die Anleger weitergegeben.

Die Leitzinssenkung der EZB wird zügig an die Anleger weitergegeben.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach der neuen Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen Anlegerexperten mit einer weiteren Talfahrt der Sparzinsen. "Der Abwärtstrend wird sowohl beim Tages- als auch beim Festgeld weitergehen", sagte der Chef der Frankfurter Finanzberatung FMH, Max Herbst. Auch Horst Biallo vom Verbraucherportal biallo. de rechnet mit einer Verschlechterung der Konditionen.

"Deswegen könnte sich die Überlegung lohnen, teils von Tages- auf Festgeld umzuschichten, um sich für mehrere Monate vergleichsweise hohe Zinsen zu sichern", sagte Biallo. Die EZB senkte den Leitzins für die Euro-Zone auf ein neues historisches Tief von 1,0 Prozent.

Nach Angaben von FMH haben sich seit Beginn der Welle von Zinssenkungen der EZB im Oktober die Zinsen für Tagesgeld von damals durchschnittlich knapp 3,6 Prozent bis heute fast halbiert. Noch drastischer verschlechterten sich demnach die Anleger-Konditionen beim Festgeld, wo die Zinsen von durchschnittlich knapp fünf Prozent auf etwa zwei Prozent purzelten. Im Oktober hatte der Leitzins in der Euro-Zone noch bei 4,25 Prozent gelegen.

Zinsleuchttürme gibt es noch

Trotz der allgemein niedrigen Zinsen lohne sich für Anleger nach wie vor die Mühe, nach guten Konditionen für Tages- und Festgeld Ausschau zu halten, sagte Finanzexperte Biallo. "Es gibt noch immer einzelne Angebote mit einer vier vor dem Komma." Trotz der hohen Zinsen genössen Anleger bei diesen wenigen Angeboten den Schutz der deutschen Einlagensicherung oder der Sicherungsfonds anderer wirtschaftsstarker europäischer Staaten wie etwa der Niederlande.

Deswegen seien die Angebote für Anleger durchaus interessant, sagte Biallo. Beim weitaus überwiegenden Teil der deutschen Banken mit Spitzenzinssätzen aber müssten sich Anleger in der Regel mit Zinsen von um die drei Prozent zufrieden geben, ergänzte FMH-Chef Herbst.

Insgesamt sei die derzeitige Zinssituation für Anleger wegen der niedrigen Inflation aber weniger problematisch als während der letzten Niedrigzins-Phase im Jahr 2005, sagte FMH-Chef Herbst. "Die schmalen Zinsen werden durch den geringen Preisauftrieb kompensiert, so dass am Ende mehr übrig bleibt als 2005." Für Tagesgeld habe es damals 1,7 Prozent gegeben, die Inflation habe bei zwei Prozent gelegen. Im März 2009 dagegen lag die Preissteigerung bei einem halben Prozent, für Tagesgeld gibt es derzeit 1,9 Prozent Zinsen.

Eine leichte Entlastung habe die Welle von Zinssenkungen der EZB in den vergangenen Wochen Kreditnehmern gebracht, sagte Anlegerexperte Biallo. Die Zinsen für Ratenkredite bei einjähriger Laufzeit seien in den vergangenen Wochen von rund neun auf 8,3 Prozent gesunken. FMH-Experte Herbst beobachtete insbesondere nach dem Zinsentscheid der EZB im April einen Rückgang der Zinsen für die Überziehung von Bankkonten. Bei den Dispo-Zinsen hätten "die Banken die Leitzinssenkung an die Verbraucher weitergegeben." Nach dem neuen Zinsschritt sei jetzt jedoch zu erwarten, dass der neue Spielraum "nicht mehr ganz so euphorisch" weitergereicht werde.

Quelle: ntv.de, AFP

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