Der Traum vom Riesenrad Anleger verlieren Kapital
06.04.2010, 11:26 UhrStatt bis zu zehn Prozent Jahresrendite sollen die Anleger des Fonds "Global View" jetzt ein Abfindungsangebot akzeptieren und auf 40 Prozent ihres Geldes verzichten. Die Initiative "Pro Riesenrad" rät davon ab, das Angebot anzunehmen.

Das Riesenrad in London ist eine beliebte Touristenattraktion.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Das Riesenrad in London steht mittlerweile schon seit zehn Jahren und ist als Touristenattraktion nicht mehr wegzudenken. Das "London Eye" prägt die Skyline der Metropole und lockt täglich tausende Besucher an. Mit einer Höhe von 135 Metern hievt es seine Passagiere doppelt so hoch wie das traditionsreiche Riesenrad in Wien.
Mit diesen Träumen ging vor Jahren auch der Fonds "Global View" an den Start und sammelte Geld von Anlegern ein. Das Versprechen von damals waren jährliche Renditen von bis zu zehn Prozent. Rund 10.000 Anleger konnten für die Riesenrad-Projekte in Berlin, Peking und Orlando gewonnen werden und investierten rund 208 Millionen Euro. Inzwischen sieht es danach aus, dass der Fonds abgewickelt wird.
Prominente Fürsprecher
Fehlender Weitblick kann den Anlegern nicht mal vorgeworfen werden. Die Errichtung des Londoner Riesenrades soll rund 80 Millionen Pfund gekostet haben und es erzielt bei 3,5 Millionen Besuchern jährlich einen Umsatz von über 50 Millionen Pfund. Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit hatte sich für das Projekt einspannen lassen. Die Fondsanteile wurden unter anderen über die Deutsche Bank und das Bankhaus Delbrück Bethmann Maffei vertrieben. Nach Angaben des Magazins "Der Spiegel" sind über 57 Millionen Euro an Gebühren an die Banken geflossen. Der "Tagesspiegel" will erfahren haben, dass von den ursprünglich eingesammelten 208 Millionen Euro nur noch 19 Millionen Euro vorhanden sind, obwohl noch kein einziges der drei geplanten Riesenräder fertiggestellt wurde.
Während das Riesenrad-Projekt in Peking bereits unter Zwangsverwaltung steht, soll jetzt ein anderes Finanzierungskonzept her. Hierzu sollen die Anleger mit 60 Prozent ihres investierten Geldes abgefunden werden. Bis zum 23. April müssen die Anleger entscheiden, ob sie das Angebot annehmen wollen. Als Alternative bleibt, auf alle Ansprüche bis 2018 zu verzichten und der Zusage zu vertrauen, dann 85 Prozent des eingesetzten Kapitals zurück zu bekommen.
Angebot ohne Einsicht
Die Initiative "Pro Riesenrad" rät Anlegern, das Angebot nicht anzunehmen. Angeblich werden Anleger sogar telefonisch von den Fondsbanken Deutsche Bank und Delbrück Bethmann Maffei bedrängt, das Abfindungsangebot anzunehmen. Laut der Initiative "Pro Riesenrad" ist das Angebot nicht akzeptabel, weil die Anleger über die Wirtschaftsjahre 2008 und 2009 bislang nicht informiert wurden.
Darüber hinaus geht die Initiative davon aus, dass das Riesenrad in Peking 2011 eröffnet wird und in Berlin ab 2012 die Inbetriebnahme als realistisch erscheint. Allerdings bittet die Initiative die Anleger auch, auf Einzelklagen wegen Falschberatung zu verzichten, da diese kostenintensiv seien und sich über Jahre hinziehen würden. Der Initiator der Initiative "Pro Riesenrad", der Berliner Geschäftsmann Peter Massine, strebt die Übernahme der Geschäftsführung des Fonds "Global View" an.
Quelle: ntv.de