Nachhaltigkeitsfonds Atomkraft fliegt raus
22.04.2011, 09:00 UhrMan mag zur Kernenergie stehen, wie man will: In einem Nachhaltigkeitsfonds würde man Atomkraft-Aktien eher nicht vermuten. Dennoch fand die Zeitschrift "Öko-Test" in den meisten Produkten entsprechende Werte. Inzwischen haben die meisten Anbieter reagiert.

"Atomkraft? Nein danke", sagen sich wohl auch viele Anleger, die ihr Geld in Nachhaltigkeitsfonds stecken.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nachhaltige Fonds werden umweltbewussten Anlegern gern als saubere Investments angepriesen, durch die sich Geld und Moral verbinden lassen. Als das Magazin "Öko-Test" für die April-Ausgabe Fonds untersuchte, die mit dem Nachhaltigkeits-Siegel werben, fiel die Bilanz aber ziemlich ernüchternd aus: Gerade einmal fünf der 73 Fonds boten Anlegern auch wirklich ein lupenreines, dunkelgrünes Depot. In 51 Fonds steckten dagegen Aktien von Atomfirmen wie EDF, dem größten Betreiber von Atomanlagen weltweit, dem E.ON-Konzern, der in Deutschland Atomkraftwerke unterhält, oder Vattenfall, das in Deutschland und Schweden aktiv ist. In einem Nachhaltigkeitsfonds würde man solche Firmen eigentlich nicht erwarten.
Immerhin trägt die Kritik Früchte: Zehn Gesellschaften, die insgesamt 33 der untersuchten Fonds verwalten, haben reagiert und ihre Haltung zur Atomkraft revidiert. "Wir haben unsere Kriterien enger gefasst und schließen fortan sämtliche Betreiber von Atomenergieanlagen aus", versichert zum Beispiel der LBBW Global Warming Fonds. Einen kompletten Ausschluss aller Atomtitel sei bei dieser Formulierung zwar nicht zu erwarten, so Öko-Test. Doch die Aktie des skandinavischen Atomkraftwerkbetreibers Fortum ist inzwischen aus dem Fondstopf verschwunden.
Manchmal entscheidet der Umsatzanteil
Auch der Kepler Ethik Aktienfonds (A) hat sein Anlagespektrum überarbeitet: Die Aktie des britischen Atomenergieproduzenten Centrica ist rausgeflogen, die Anlagekriterien wurden verschärft. "Produzenten von Atomstrom sind ab sofort komplett ausgeschlossen – ohne jede Toleranz beim Umsatzanteil. Darüber hinaus werden aber auch Produzenten von Uran oder Kernkraftwerkskomponenten ausgeschlossen, wenn diese Geschäfte einen Umsatzanteil von mehr als zehn Prozent ausmachen. Das gleiche gilt für Stromhändler und Lieferanten von Uran und Kernkraftwerkskomponenten", teilt die österreichische Fondsgesellschaft mit.
Der von HSBC Global Asset Management gemanagte INIK Fonds ist ebenfalls gerade dabei, die Anlagebedingungen des Fonds zu überarbeiten. Auch Union Invest hat Angaben der Verantwortlichen alle Atomtitel aus den Portfolios der von ihr gemanagten Fonds entfernt und ab sofort bei allen Fonds die Atomenergie als Ausschlusskriterium definiert. Atomenergiefrei ist auch der Raiffeisen-Ethik-Aktien A-Fonds. Pioneer will in Zukunft alle reinen Kernkraftwerksbetreiber aus dem Anlageuniversum des Global Ecology Fonds ausschließen. Zu einem kompletten Ausschluss der Atombranche konnte sich Pioneer allerdings nicht durchringen, und hat stattdessen die Grenze bei fünf Prozent des Umsatzes definiert.
Die belgische Dexia Asset Management hat ebenfalls viele von Öko-Test kritisierte Atomaktien wie Rio Tinto, General Electric, Iberdrola und Centrica aus dem Portfolio genommen. Wer nicht in Atomstrom investieren möchte, hat nun also deutlich mehr Auswahl.
Quelle: ntv.de, ino