Bestandsimmobilien gefragt Baukindergeld sorgt für Ansturm auf Häuser
28.08.2019, 16:54 Uhr
(Foto: imago/Christian Ohde)
Das Baukindergeld soll eigentlich den Wohnungs- und Hausbau fördern. Doch viele nutzen die Förderung nur zum Kauf von bestehenden Eigenheimen. Im Schnitt zu Preisen von knapp 270.000 Euro fürs Haus. Vor allem in Städten wird nur wenig gebaut.
Die Bundesbürger haben 2018 auch wegen des Baukindergeldes so viele Ein- und Zweifamilienhäuser gekauft wie noch nie. Gerade im Umland von Großstädten griffen Immobilieninteressenten zu, zeigt eine Analyse des Hamburger Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung (GEWOS).
Nach leichten Rückgängen in den Vorjahren stieg die Zahl der Abschlüsse um 2,1 Prozent auf den Rekord von 248.500.
Baukindergeld zeigt Wirkung
"Das im vergangenen Jahr eingeführte Baukindergeld hat zu einem zusätzlichen Run auf Eigenheime geführt", erklärte GEWOS-Experte Sebastian Wunsch. Der Umsatz mit Ein- und Zweifamilienhäusern sprang laut der Angaben binnen Jahresfrist um fast zehn Prozent auf 66,3 Milliarden Euro. Das war der siebte Höchststand in Folge. Dafür waren vor allem Eigentümerwechsel von Bestandsgebäuden verantwortlich. Bei Eigentumswohnungen zeigte der Trend abwärts.
Beim Baukindergeld der Bundesregierung gibt es über einen Zeitraum von zehn Jahren insgesamt 12.000 Euro pro Kind für den Kauf oder Bau einer Immobilie. Politisches Ziel der im Herbst 2018 eingeführten Förderung ist es, Alleinerziehende und Familien in Zeiten stark steigender Immobilienpreise zu unterstützen. "Gerade im zweiten Halbjahr haben wir einen Ansturm auf Eigenheime gesehen", sagte Wunsch. Das Baukindergeld habe bei vielen Käufen eine Rolle gespielt.
Auch Banken hatten von einer hohen Nachfrage nach der Förderung berichtet, die nicht unumstritten ist. Kritiker bemängeln, sie sorge nur für Mitnahmeeffekte, schaffe aber keine neuen Wohnungen.
Umland der großen Städte besonders begehrt
Im Schnitt wechselten laut GEWOS Eigenheime zum Preis von 267.000 Euro den Besitzer, ein Plus von 7,5 Prozent. Immobilieninteressenten griffen vor allem im Umland großer Städte zu: Im Kreis Pinneberg bei Hamburg etwa kletterte die Zahl der Haus-Käufe 2018 um fast ein Viertel (23,6 Prozent) und im Main-Kinzig-Kreis bei Frankfurt um knapp ein Fünftel (19 Prozent). Auch um Köln, Düsseldorf, Hannover schlugen Käufer zu. In den Metropolen sanken die Zahlen mit Ausnahme von Hamburg dagegen - vor allem in Frankfurt und Stuttgart. "Die Umlandkreise der großen Städte gehören traditionell zu den umsatzstärksten regionalen Eigenheimmärkten", sagte Wunsch.
Während die Nachfrage nach Häusern ungebrochen war, gingen die Käufe von Eigentumswohnungen 2018 zurück - wenn auch weniger stark als in den Vorjahren. Die Transaktionen sanken um 0,8 Prozent auf 313.000. Zugleich kletterten die Preis um 5,6 Prozent auf im Schnitt 210.500 Euro. Gerade in den Großstädten fänden Interessenten kaum Wohnungen, da auch der Neubau nur schleppen voran komme, sagte Wunsch.
Unterm Strich sank die Zahl der Käufe in den zehn größten deutschen Städten deutlich um 6,0 Prozent, wobei Berlin mit einem Minus von 11,7 Prozent herausragte. Die Zahl der Wohnungsinserate auf Immobilienplattformen gehe bei hoher Nachfrage sukzessive zurück, sagte Wunsch. "Der Markt scheint nun vollends leer gefegt zu sein."
Quelle: ntv.de, awi/dpa