Ratgeber

Mit Falltür und Fallschirm Cosmos startet Vorsorgekonto

Klassische Rentenversicherungen sind langweilig, meist renditeschwach und binden den Kunden viel zu lange. Cosmos Direkt will daran etwas ändern und bringt ein teils klares und teils unübersichtliches Produkt auf den Markt.

Wer beispielsweise einen Rentenbeginn mit 65 Jahren wählt, muss nur 18 Prozent der Rente versteuern.

Wer beispielsweise einen Rentenbeginn mit 65 Jahren wählt, muss nur 18 Prozent der Rente versteuern.

(Foto: S. Hofschlaeger, pixelio.de)

Cosmos Direkt startet mit einem neuen Produkt mit dem Namen Flexibles Vorsorgekonto. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde es sich hierbei um ein Stufenzinssparen handeln, das dem Bundesschatzbrief nachempfunden ist. Viele Banken bieten daran angelehnt Produkte mit Namen wie Zuwachssparen oder Stufensparen an. Die Laufzeit beträgt hier in der Regel zwischen drei und sieben Jahren, wobei der Kunde nicht über die gesamte Laufzeit gebunden ist, sondern meistens nach einem Jahr mit dreimonatiger Kündigungsfrist über seine Spareinlage verfügen kann.

Weil der Kunde nicht über die gesamte Laufzeit festgelegt ist, sind Zuwachssparprodukte in der Regel mit einem jährlich steigenden Zins ausgestattet. Die besten Angebote unter den Bankprodukten zeigt auch unser Vergleichsrechner. So bietet beispielsweise die Hanseatic-Bank mit einer Laufzeit von sechs Jahren einen jährlich steigenden Zins von 1,9 Prozent im ersten bis zu 4,0 Prozent im sechsten Jahr. Die Durchschnittsrendite beträgt 2,61 Prozent – auf fünf Jahre gesehen 2,33 Prozent.

Ordentliche Rendite zum Produktstart

Zinsen des Vorsorgekontos im Überblick.

Zinsen des Vorsorgekontos im Überblick.

(Foto: Cosmos Direkt)

Cosmos Direkt wirbt mit einem ähnlichen Balkendiagramm wie die Banken bei ihren Zuwachssparen. Der Direktversicherer zahlt in den ersten fünf Jahren zwischen 1,5 und 3,5 Prozent Zinsen pro Jahr und kommt auf eine Durchschnittsrendite von 2,38 Prozent. Sparer müssen mindestens 5000 Euro mitbringen. Wenn man es bei den fünf Jahren belässt, unterscheidet sich das Angebot von Cosmos Direkt für den Kunden nicht wesentlich von einem Bankprodukt, doch letztlich ist alles viel komplizierter gestrickt, als es zunächst aussieht.

Das Flexible Vorsorgekonto ist in der Laufzeit nämlich nicht auf fünf Jahre beschränkt und ist in Wirklichkeit eine Rentenversicherung, die erst mal ohne Gebühren auskommt. Das Guthaben ist monatlich vollständig oder in Teilen auszahlbar. Allerdings kann das Vorsorgekonto auch jederzeit mit Geld aufgefüllt werden - das ist bei den Bankangeboten nicht möglich. Dort müsste für jede Einzahlung ein neuer Vertrag abgeschlossen werden. Für die regelmäßige Besparung eigenen sich die Zuwachssparen der Banken und Sparkassen nicht.

Zinswirrwarr bei regelmäßiger Zahlung

Unter dem Deckmantel eines Global-Vertrages macht die Cosmos Direkt aber eigentlich nichts anderes, als für jede Einzahlung einen neuen Vertrag abzuschließen, denn der eingezahlte Betrag muss den Staffelzins wieder von vorn durchlaufen. Läuft das Vorsorgekonto also schon beispielsweise vier Jahre und wird mit 2,6 Prozent pro Jahr verzinst, wird der heute einbezahlte Betrag trotzdem mit 1,5 Prozent Zinsen vergütet. Außerdem kann sich die angewendete Zinsstaffel auch ändern. Für dann eingezahlte Beträge kann die Zinsstaffel also höher oder niedriger ausfallen.

Ab dem sechsten Jahr zahlt Cosmos Direkt nur noch einen Basiszins von aktuell 1,75 Prozent pro Jahr, der durch eine Überschussbeteiligung aufgestockt wird. Diese ist variabel und kann nicht garantiert werden.

Da es sich formal um eine Rentenversicherung handelt, können Steuervorteile entstehen, wenn über das Kapital erst nach dem 60. Geburtstag verfügt wird und das Geld mindestens zwölf Jahre angelegt wurde oder zur Rückzahlung eine lebenslange Rente gewählt wird. Im ersten Fall ist die Hälfte der Kapitalerträge steuerfrei, die andere wird mit dem persönlichen Steuersatz versteuert. Wird eine monatliche Rentenzahlung gewählt, wird der Ertragsteil versteuert. Bei vorzeitigen Verfügungen greift - wie bei normalen Zinsprodukten - die Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent der Erträge. Hinzu kommen Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls die Kirchensteuer.

Empfehlung mit Einschränkungen

Für eine Versicherung ist ungewöhnlich, dass die Beiträge komplett verzinst werden und für den Kunden keine Kosten entstehen. Ob indirekt über eine Konditionsverschlechterung bei der Zinsstaffel für später eingezahlte Beträge oder bei der Überschussbeteiligung doch ein kalkulatorisches Minus für den Kunden entsteht, bleibt offen. Wer wirklich regelmäßig Beiträge auf das Vorsorgekonto einzahlt, wird einen undurchsichtigen Mix aus verschiedenen Zinssätzen ansammeln, der zu einer kaum nachvollziehbaren Gesamtverzinsung führt, die der einer klassischen Rentenversicherung sehr ähnlich sein dürfte. Positiv hingegen ist die mögliche jederzeitige Ausstiegsoption, da viele klassische Rentenversicherungskunden ihre Verträge nicht bis zum Schluss durchhalten, sondern vorzeitig mit hohen Verlusten kündigen. Wer per Einmalbetrag einsteigt und nach der fünfjährigen Zinsgarantie wieder aussteigt, kann nicht viel falsch machen. Berücksichtigen sollte man hier allerdings, dass die jährliche Zinszahlung nicht an den Kunden fließt und somit erst bei Entnahme der über die gesamte Laufzeit entstandene Kapitalertrag versteuert werden muss.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen