Kostenlos kann teuer werden Der Trick mit dem "Klick"
19.03.2008, 08:09 UhrInternet-Abzocke ist wohl vielen Menschen bekannt. Trotzdem denken viele User von sich selbst, dass sie nicht auf solche Betrügereien hereinfallen würden – bis völlig überraschend eine Rechnung ins Haus flattert.
Die Abzocke-Internetseiten sind oft nach einem ähnlichen Schema aufgebaut. Auf den ersten Blick sehen sie vertrauenswürdigen aus. Es scheint sich um seriöse Datenbanken oder Auskunftsdienste zu handeln. Oft prangen Schlagworte wie "free" und "gratis" in auffälliger Schrift am oberen Bildschirmrand. Man soll gar nicht erst nach versteckten Preisangaben zu suchen beginnen.
Nach Eingabe der persönlichen Daten kann man das vermeintlich kostenlose Angebot nutzen. Scrollt man ein wenig nach unten, entdeckt man unter dem Eingabefeld den Hinweis: "Um Missbrauch und wissentliche Falscheingaben zu vermeiden, wird Ihre IP-Adresse bei der Teilnahme gespeichert. Anhand dieser Adresse sind Sie über Ihren Provider identifizierbar. Durch Betätigung des Button beauftrage ich die Firma , mich für den Zugang zur - Datenbank freizuschalten." Irgendwo im Kleingedruckten, oft in kleiner, heller Schrift auf hellem Hintergrund, ist der Kostenhinweis versteckt und nach kurzer Zeit erhält man eine Zahlungsaufforderung. "Der einmalige Preis für die Nutzung von beträgt inkl. gesetzlicher Mehrwertssteuer."
Besonders arglistige sind solche Homepages, die gezielt Kinder täuschen wollen. Bewusst locken sie auf den Seiten mit kindgerechten Inhalten, hier wird etwa kostenlose Hausaufgabehilfe angeboten oder für gratis SMS-Versand Werbung gemacht. Gerade Kinder und Jugendliche lassen sich besonders leicht täuschen.
Nicht unter Druck setzen lassen
Wie soll man sich aber verhalten, wenn man ein unerwartetes Mahnschreiben im Briefkasten vorfindet? Zunächst sollte man ruhig bleiben und sich nicht einschüchtern lassen. Man sollte eingehende Schreiben abheften und die Homepage ausdrucken, um im Ernstfall Beweise in der Hand zu haben. Aber man sollte sich auch aktiv gegen die geltend gemachten Forderungen wehren, raten Verbraucherzentralen. Es gibt verschiedene Gründe dem Vertrag zu widersprechen: Wenn man nie diese Seite besucht hat und sich auch nicht angemeldet hat, besteht von vornherein kein Vertrag. Hier genügt es, wenn der Betroffene die Anmeldung bestreitet. In diesem Fall muss der Seitenbetreiber das Gegenteil beweisen.
Aber auch wenn man sich angemeldet hat, kann man von dem Vertrag zurücktreten. Es genügt nicht, so die Verbraucherzentralen, wenn der Preis irgendwo an unscheinbarer Stelle auftaucht und daher leicht übersehen werden kann. Viele Opfer des Internet-Betrugs haben bei der Anmeldung falsche Daten angegeben, beispielsweise um sich vor Werbung zu schützen, und haben nun Angst vor einer Betrugsanzeige. Aber nicht jede Lüge ist ein strafrechtlich relevanter Betrug, stellen die Verbraucherzentralen klar. Nur wenn man sich auf der Seite mit falschen Daten angemeldet hat, um den Betreiber zu schädigen, wäre eine Anzeige gerechtfertigt.
Verbraucherzentralen können helfen
Die Verbraucherzentralen bieten verschiedene Musterbriefe zum Einspruch gegen Mahnungen und Rechnungen an. Aber trotz Widerspruchsschreiben und Zahlungsverweigerung machen viele Seitenbetreiber weiter Druck. Sie wollen die Betroffenen mürbe machen und zur Zahlung bewegen. Jedoch braucht man sämtliche Mahnschreiben von Inkassobüros und Rechtsanwälten nicht beachten. Ernst nehmen muss man erst den "echten" Mahnbescheid, machen die Verbraucherzentralen deutlich. Der Mahnbescheid ist ein amtliches Formular und kommt ausschließlich per Post vom Gericht. Dagegen muss man vorgehen, am besten nach eingehender rechtlicher Beratung.
Aber auch dabei sollte man vorsichtig sein. Im Internet werben diverse Seiten mit Anwaltshotlines. Sie versprechen kompetente Hilfe rund um die Uhr in wenigen Minuten für einen Bruchteil eines Anwaltshonorars. Sie werben mit Spezialisten für Onlinerecht, die in fast allen Fällen zeigen könne, wie man sich erfolgreich gegen Online-Abzocke wehren kann. Bei der telefonischen Rechtsberatung sollte man die Minuten-Preise im Auge behalten.
Inzwischen haben auch einige Seitenbetreiber reagiert und die Preisangaben in unmittelbare Nähe zum Anmeldeformular gerückt. Allerdings verstecken sie sich, leicht zu übersehen, in einem längeren Fließtext. Oder auffällige Bilder und großformatige Werbung sollen von den Preisen ablenken. Gegen die immer wieder neuen dubiosen Methoden der Betreiber hilft nur erhöhte Aufmerksamkeit. Man sollte gezielt nach dem versteckten Kleingedruckten suchen und skeptisch bei einer Abfrage persönlicher Daten sein.
Quelle: ntv.de