Ratgeber

Versicherung statt Tagesgeld Die Regeln werden strenger

Geld parken bei der Versicherung - mit sogenannten "Kapitalisierungsprodukten" ist das möglich. Jetzt will die BaFin die Versicherer zu ihrem eigenen Schutz stärker an die Leine nehmen. Für die Kunden dürfte sich das Geschäft damit weniger lohnen.

Viele Versicherungen wildern auf dem Gebiet der Banken.

Viele Versicherungen wildern auf dem Gebiet der Banken.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Das Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen läuft nicht mehr rund, in den letzten Jahren flossen immer weniger neue Mittel in die klassischen Kapitalpolicen. Um die Einbußen beim Brot-und-Butter-Geschäfts zu kompensieren, haben viele Versicherer ein neues Geschäftsfeld aufgetan und sichern sich mit sogenannten Kapitalisierungsprodukten neue Zuflüsse. Das Geschäft mit diesen Einmalbeitrags-Policen wächst rasant: 2009 machte ihr Volumen rund acht Milliarden Euro aus, das ist ein Viertel der gesamten Versicherungssumme, die die Lebensversicherer verwalten. Verbraucherschützer argwöhnen, dass die kurzfristigen Einmalbeitragspolicen mit Einnahmen aus dem sonstigen Versicherungsgeschäft quersubventioniert werden. Im April ist deshalb auch die BaFin auf den Plan getreten. Jetzt will die Finanzaufsicht BaFin die Kapitalanlage-Produkte der Lebensversicherer stärker kontrollieren.

Versicherung statt Tagesgeld

Auf den ersten Blick sehen die Kapitalisierungsprodukte, die Versicherer hauptsächlich ihren Bestandskunden anbieten, aus wie Sparverträge - abgesichert vom Protektor-Fonds der Lebensversicherer. Wer einen Beitrag in die Police einzahlt, kann ihn jederzeit wieder abrufen. Dann zum Beispiel, wenn er bessere Zinsen findet. Die Versicherer bieten derzeit etwa ein bis zwei Prozent und brauchen den Vergleich mit Tagesgeldkonditionen nicht scheuen – auch wenn die üblichen Lebensversicherungen mit garantierten 2,25 Prozent auf den Sparanteil lukrativer verzinst sind. Die laufen dann aber in der Regel auch mindestens zwölf Jahre lang, während Kapitalisierungsprodukte meist nur als Parkplatz dienen. Der Knackpunkt: Lang laufende Verträge lassen sich besser planen. Dass den Lebensversicherungskunden auch in der Niedrigzinsphase Garantie- und Überschusszinsen gezahlt werden können, liegt daran, dass die Versicherer schon vor Jahren mit langfristigen Anlagen vorgesorgt haben. Und die kommen nun auch den kurzfristig Versicherten zugute.

BaFin macht macht Vorgaben

Im April hatte diese Entwicklung die BaFin auf den Plan gerufen, jetzt kündigt die Finanzaufsichtsbehörde Konsequenzen an. Eine Sammelverfügung soll verhindern, dass die Versicherer die Geschäfte mit den Einmalbeiträgen auf dem Rücken der Versichertengemeinschaft austragen. Noch sind die neuen Regeln nicht amtlich, voraussichtlich treten sie zum vierten Quartal in Kraft. Die wichtigste Maßnahme: Getrennte Konten. Sobald die Einmalbeiträge mehr als drei Prozent des gesamten Versicherungsvermögens ausmachen, müssen die Gelder in einem separaten Kapitalstock geführt werden. Das empfiehlt die BaFin schon länger, Vorschrift ist es aber noch nicht.

Die BaFin will die Versicherer auch vor sich selbst schützen.

Die BaFin will die Versicherer auch vor sich selbst schützen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Um das Geschäft für die Versicherer planbarer zu machen, sollen diese die Laufzeiten der Kurzfrist-Verträge im Voraus festlegen. Falls es eine Verlängerungsoption gibt, müssen die Banken widersprechen können. Außerdem sollen die Versicherer die BaFin monatlich über ihre Liquidität auf dem Laufenden halten. So ist gewährleistet, dass die Assekuranzen nicht ins Straucheln kommen, falls Kunden im großen Stil Geld aus den Policen abziehen. Und das könnte passieren, wenn die Zinsen am Kapitalmarkt wieder steigen. Die BaFin empfiehlt den Versicherern, Kunden möglichst lange im Vertrag zu halten. Das könnte mit Schlussüberschüssen oder auch mit Stornoabschlägen geschehen.

Mit solchen Einschränkungen dürften die Kapitalisierungsgeschäfte allerdings Einiges an Charme verlieren. Auf Dauer werden sich die Versicherer schwer damit tun, attraktive Zinsen zu bieten, das zeigt das Beispiel der Cosmos Direkt. Der Direktversicherer hatte bis vor Kurzem noch mit 2,1 Prozent Zinsen geworben, inzwischen sind es nur noch 1,75 Prozent. Weil sich auch die nicht allein mit Erträgen aus sicheren Bundesanleihen refinanzieren lassen, könnte es mit der interessanten Anlagealternative beim Versicherer bald vorbei sein.


Die aktuellen Tagesgeld-Konditionen

Quelle: ntv.de

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