Ratgeber

Artgerechte Tierhaltung Einheitliches Siegel kommt

Wer ein Kilo Schweineschnitzel für drei Euro kauft, der kann sich ziemlich sicher sein, dass es nicht aus artgerechter Haltung stammt. Doch auch ein teures Stück vom Fleischer kann aus der Tierfabrik stammen. Ein neues Siegel soll Verbrauchern, die mit gutem Gewissen einkaufen wollen, die Auswahl erleichtern.

Schwein gehabt: Einstreu und genug Platz sind für Mastschweine heute keineswegs selbstverständlich.

Schwein gehabt: Einstreu und genug Platz sind für Mastschweine heute keineswegs selbstverständlich.

(Foto: dapd)

Die Auswahl an den Frischetheken und Tiefkühltruhen ist groß - die Verwirrung leider auch: Bald soll ein einheitliches Gütesiegel für Fleisch aus besonders tiergerechter Haltung Klarheit bringen. Experten aus Wissenschaft, Tierschutz und der Lebensmittelbranche arbeiten derzeit an den Kriterien für das neue "Tierwohl-Label". Erste Ergebnisse wurden jetzt vorgestellt.

"Wer sich für Fleisch entscheidet, muss verlässlich und transparent erfahren, wie das Produkt aus Tierschutzsicht entstanden ist", erklärte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel. Ziel der Runde ist es demnach, Standards für Aufzucht, Mast, Transport und Schlachtung von Tieren zu definieren. Diese sollen laut Tierschutzbund "weit über den gesetzlichen Vorgaben" angesiedelt werden. Zunächst erarbeite die Gruppe Kriterien für die Behandlung von Masthühnern und Mastschweinen. "Die Idee ist aber, dass nach und nach alle relevanten Tierarten mit einbezogen werden", sagte eine Sprecherin der Universität Göttingen.

Ringelschwänze dürfen bleiben

Die aktuellen Vorschläge für die Mastschweinehaltung sehen vor, dass Tiere künftig mehr Platz im Stall bekommen. Außerdem soll der Stall nach Funktionsbereichen strukturiert und mindestens zum Teil eingestreut sein. Die Tiere sollen außerdem ihre Ringelschwänze behalten dürfen. Derzeit ist es in der Massentierhaltung üblich, dass die Schwänze bei Jungtieren mit einer Zange abgezwickt - kupiert - werden. Auch eine Ferkelkastration ohne Betäubung soll das neue Label ausschließen. Wer das Tierwohl-Siegel verwenden will, muss zudem nachweisen, dass es unter den Tieren im Betrieb eine geringe Sterblichkeitsrate und wenig Fälle von Verletzungen, Lahmheit und Krankheit gibt.

Geringe Sterblichkeits- und Verletzungsquoten sollen auch für Masthühner gelten. Außerdem fordert das Siegel ein umfangreicheres Platzangebot pro Tier. Die Experten diskutieren zudem die Forderung, dass nur langsam wachsende Rassen das Siegel bekommen dürfen.

Bis zum Herbst sollen die letzten Detailfragen zu diesen Standards geklärt sein. Tierärzte werden dann Bewerberbetriebe auf ihre Tauglichkeit hin testen. Der Deutsche Tierschutzbund wird das Label schließlich vergeben.

Nur Biofleisch ist sicher

Bis dahin können Verbraucher nur bei Biofleisch sicher davon ausgehen, dass es aus artgerechter und sicherer Produktion stammt. Denn hier gibt es jetzt schon strenge Vorschriften und vor allem häufigere Kontrollen. Auch hier gibt es aber Unterschiede bei den Biozeichen - das allgemeine EU-Siegel ist weniger streng als spezielle Siegel von deutschen Bio-Anbauverbänden wie Demeter oder Bioland.

Der Preis allein ist wenig aussagekräftig. Zwar kann man sicher sein, dass Fleisch aus artgerechter Haltung nicht zu Tiefstpreisen zu haben ist. Aber zugleich wird Fleisch, dessen Qualität und Herkunft kaum nachvollziehbar ist, sowohl billig als auch teuer verkauft - je nach Verkaufsort und Marketingstrategie. "Sie haben anonymes Fleisch genauso beim Discounter liegen wie in der Delikatessenabteilung im Kaufhaus", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Auch wer sich sein Fleisch in einer der 25.000 Fleischereien in Deutschland kauft, hat nicht unbedingt Klarheit über die Herkunft. Nicht wenige Fachgeschäfte beziehen ihr Fleisch inzwischen vom Großhändler. Hier ist die Sicherheit nicht größer als im Supermarkt. Es gibt aber auch viele Metzger, die Tiere aus der Region beziehen, selbst schlachten und die Herkunft angeben. Hier können Verbraucher ohne Bedenken zugreifen. "Mann muss beim Metzger einfach die Augen aufmachen, ob transparent gemacht wird, wo das Fleisch herkommt", sagt Lebensmittelexperte Valet.

Quelle: ntv.de, ino/AFP

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