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Verbrauchern fehlt Vergleich Enorme Preisunterschiede bei Fernwärme

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Hauptsache warm?

Hauptsache warm?

(Foto: imago images/Roman Möbius)

Derzeit ist eine warme Bude gefragt. Zum Beispiel, indem mit Fernwärme geheizt wird. Das gilt als komfortabel und umweltschonend. Nur leider ist die Preisbildung für Verbraucher im Fernwärmemarkt vollkommen undurchsichtig. Das führt dazu, dass mancherorts doppelt so viel gezahlt werden muss wie anderswo.

Die Preise für Fernwärme in Deutschland unterscheiden sich regional deutlich. So zahlten private Haushalte mit Einfamilienhaus beispielsweise im größten Wärmenetz in Köln im dritten Quartal 2023 mit 27 Cent effektiv mehr als doppelt so viel wie im größten Netz in Halle (Saale) mit 12 Cent. Das hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) anhand einer Untersuchung von Preisdaten aus 31 Fernwärmenetzen ermittelt.

So fiel der effektive Preis pro Kilowattstunde in einem typischen Einfamilienhaus im untersuchten Fernwärmenetz in Erfurt von 36 Cent im ersten Quartal auf 20 Cent im dritten Quartal 2023. Beim untersuchten Netz in Hannover hingegen stieg der effektive Preis pro Kilowattstunde während des gleichen Zeitraums von 13 auf 19 Cent.

Was auch damit zusammenhängt, woraus die Fernwärme gewonnen wird. Betreibt ein Anbieter mehrere Fernwärmenetze, so hat häufig sogar jedes Netzgebiet einen anderen Preis, was sogar innerhalb derselben Stadt zu unterschiedlichen Preisen führen kann. Aufgrund fehlender Vergleichsmöglichkeiten können Fernwärme-Kunden derzeit nur schlecht einschätzen, ob der Wärmepreis in einem Netz eher hoch oder niedrig ist. Dies wird künftig besonders dann relevant, wenn zunehmend mehr Verbraucher eine defekte Öl- oder Gasheizung nach den Vorgaben des neuen Heizungsgesetzes ersetzen müssen.

Intransparent und keine Möglichkeit zum Wechsel

Aus Sicht des VZBV ist der Fernwärmemarkt in Deutschland für Verbraucher noch immer zu intransparent. Aus diesem Grund erhebt die Marktbeobachtung der Verbraucherschützer seit Januar 2023 quartalsweise die Preisdaten von 31 Fernwärmenetzen aus ganz Deutschland.

Dabei setzen sich die Fernwärmepreise meist wie folgt zusammen:

  • dem Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde
  • dem Grundpreis pro Kilowatt angeschlossener Leistung (auch als "Anschlusswert" oder "Leistungspreis" bezeichnet)

Über den Arbeitspreis wird der tatsächliche Wärmeverbrauch abgerechnet. Der Grundpreis ist ein Fixpreis pro Jahr und beinhaltet die anteiligen Kosten an Kraftwerk, Netzen, Personal und Wartung. Durchschnittlich macht der Grundpreis einen Anteil an den Gesamtkosten von etwa 25 Prozent aus, der Arbeitspreis ungefähr 75 Prozent. Der durchschnittliche Preis für Fernwärme pro Kilowattstunde liegt nach Angaben von Verbraucherzentralen aktuell bei etwa 16 Cent, es kann aber deutliche Abweichungen nach oben und unten geben. Neukunden können derzeit Gasverträge für etwa 10 Cent pro Kilowattstunde abschließen, die Grundversorgung lag zuletzt im Schnitt bei 16 Cent. Bisher lagen die Fernwärme-Kosten über denen von Gas-, Öl- oder Pelletheizung.

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Wie hoch die Kosten tatsächlich ausfallen, hängt natürlich auch vom individuellen Verbrauch ab. Dieser wird wie bei allen anderen Heizarten auch vom Gebäudezustand (Neubau oder Altbau, großes oder kleines Gebäude), vom individuellen Heizverhalten und vom Bedarf an Warmwasser maßgeblich beeinflusst.

Fernwärmekunden haben allerdings keine Möglichkeit, den Versorger zu wechseln, wenn sie unzufrieden mit den Preisen oder dem Service ihres Anbieters sind. Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass sie das Angebot eines Fernwärme-Versorgers einschätzen können, mahnt die VZBV.

Quelle: ntv.de, awi

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