Dispozinsen in Deutschland Fast so hoch wie in Griechenland
04.05.2012, 16:51 UhrDispozinsen sind in Deutschland an einen Referenzzins gekoppelt. Oft ist das der Leitzins der EZB. Wenn der sinkt, dann muss auch der Dispo günstiger werden. Doch während sich Banken derzeit sehr günstig refinanzieren können, machen sie bei den Soll-Zinsen auf Girokonten ordentlich Kasse.
Deutsche Bankkunden zahlen im Vergleich mit anderen Euro-Staaten überdurchschnittlich hohe Dispozinsen, wenn sie ihr Girokonto überziehen. Während die Europäische Zentralbank (EZB) den Kreditinstituten derzeit Geld zu einem Zinssatz von lediglich einem Prozent gewährt, langen vor allem die deutschen Banken bei ihren Privatkunden kräftig zu, wie aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Carsten Sieling hervorgeht. Demnach verlangten die Banken in Deutschland zuletzt Überziehungskreditzinsen von durchschnittlich 10,24 Prozent.
Der durchschnittliche Dispozins im Euroraum lag den Zahlen zufolge bei lediglich 8,84 Prozent. In Österreich war der Zinssatz mit 5,52 Prozent nur etwa halb so hoch wie in Deutschland. Lediglich in Portugal (13,24 Prozent), Irland (12,85) und Griechenland (10,96) forderten die Banken der Auflistung zufolge im Schnitt noch höhere Dispozinsen als in der Bundesrepublik.
"Deutsche Kunden müssen Zinssätze berappen, die sonst nur in Griechenland mit seinem kriselnden Bankensektor fällig sind", kritisierte SPD-Finanzexperte Sieling die hohe Zinslast. Teilweise würden doppelt so hohe Zinsen wie in anderen europäischen Ländern aufgerufen. "Das ist ein Skandal", erklärte Sieling. Verbraucherschützern ist das Thema nicht neu: Sie kritisieren schon seit Jahren die hohen Dispozinsen bei deutschen Banken.
Quelle: ntv.de, AFP