Ratgeber

Migranten als Verbraucher Finanzielle Kompetenz fehlt

Kulturelle Unterschiede und vor allem sprachliche Barrieren führen nach Angaben der Verbraucherzentrale Bundesverband dazu, dass Migranten im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung überproportional häufig übervorteilt würden. In der in dieser Woche veröffentlichten Studie "Verbraucherschutz in der Einwanderungsgesellschaft" ist unter anderem die Rede von überteuerten Telefontarifen, unnötigen oder ungünstigen Versicherungen, überhöhten Mieten und unseriösen Krediten.

Die Verbraucherzentrale beobachtet auch, dass Migranten in der Schuldner- und Privatinsolvenzberatung einen großen Anteil ausmachen. Über wichtige Finanzdienstleistungen seien Migranten nicht informiert. Das führe unter anderem dazu, dass viele von ihnen keine angemessene Altersvorsorge betrieben und ihre Rentenansprüche falsch einschätzten.

Persönliche Empfehlungen wichtiger als neutrale Beratung

Laut Verbraucherzentrale unterscheiden sich zwar die für die Migranten wichtigen Themen nicht von denen ihrer deutschen Mitbürger. Allerdings seien Migranten statt über Faltblätter und Plakate besser über soziale Netzwerke zu erreichen. Überhaupt spiele die persönliche Beziehung und Empfehlung für ihr Konsum- und Verbraucherverhalten eine entscheidende Rolle.

Die hohe Familienorientierung und das Leben in eigenen Wohnvierteln sowie das Misstrauen gerade türkischer Migranten gegenüber deutschen Institutionen führe dazu, dass Mund-zu-Mund-Propaganda wichtiger sei als die objektive Beratung durch neutrale Organisationen. Hinzu komme oft eine "Schwellenangst" durch den eigenen niedrigen Sozialstatus und mangelnde Bildung. Die Verbraucherzentrale sei Migranten oft nicht bekannt. Hier sei eine engere Kooperation mit Migrationsverbänden erforderlich und der direkte Kontakt über Kulturvereine und Moscheen.

Mangelnde Sprachkenntnisse erschweren die Information

Den Verbraucherzentralen fehlen in der Regel die Ressourcen, um eine ausreichende Beratung durch Dolmetscher oder fremdsprachige Experten durchzuführen. Oft übernehmen Kinder die Übersetzung einer Rechtsberatung für die Eltern. Die Studie der Verbraucherzentrale konzentriert sich vor allem auf türkische Migranten und Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie stellt dabei auch fest, dass die Motivation der Aussiedler, die deutsche Sprache zu erlernen und Kompetenzen zu erwerben, deutlich größer sei als die der Türken, von denen sich gerade die Älteren oft auch nach Jahren hauptsächlich nur in ihrer Muttersprache verständigen könnten. Dies erschwere den Verbraucherzentralen eine angemessene Beratung.

Quelle: ntv.de

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