Zwischen Bank und Börse Fondskosten minimieren
09.06.2008, 07:39 UhrInvestmentfonds sind für viele Anleger bei der Altersvorsorge erste Wahl. Die Rendite ist auf lange Sicht vergleichsweise hoch, das Risiko bleibt durch die Kombination verschiedener Wertpapiere überschaubar.
Und auch die Kosten halten sich im Vergleich zu anderen Anlageprodukten in Grenzen. Allerdings gibt es dabei große Unterschiede: Denn Ausgabeaufschlag und Depotkosten können Anleger umgehen, wenn sie den richtigen Anbieter wählen - und den richtigen Vertriebsweg sowie die richtige Fondssorte.
Grundsätzlich ist bei Fonds zwischen zwei Arten zu unterscheiden: Bei sogenannten aktiv gemanagten Fonds wird die Zusammensetzung immer wieder von einem Manager an die Marktentwicklung angepasst. Sogenannte Indexfonds dagegen bilden ein Börsenbarometer wie den Deutschen Aktien Index (Dax) ab. "Bei den meisten aktiv gemanagten Fonds ist die Wertentwicklung nicht besser als bei den entsprechenden Indexfonds. Aber die Gebühren der Indexfonds sind viel geringer", erklärt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Endsumme unterscheidet sich deutlich
Auf lange Sicht kann das einen großen Unterschied machen. Wer zum Beispiel 50.000 Euro in einem aktiv gemanagten Aktienfonds mit einer durchschnittlichen Rendite von acht Prozent jährlich anlegt, hat nach 30 Jahren 273.000 Euro auf dem Depotkonto. Wegen der günstigeren Kostenstruktur werden aus den 50.000 Euro bei einem Indexfonds nach 30 Jahren 471.000 Euro, rechnet Nauhauser vor. Zwei Gründe sorgen für die satte Ersparnis: Zum einen zahlt der Anleger beim Indexfonds einen geringeren Ausgabeaufschlag. Und er zahlt beim Fondskauf beim aktiv gemanagten Fonds zwei Prozent jährliche Management-Gebühr, beim Indexfonds dagegen nur 0,2 Prozent - das sind die im Beispiel zugrunde gelegten Zahlen.
Sparen lässt sich auch bei der Wahl des Anbieters oder Vermittlers. Für die meisten Deutschen sind immer noch Sparkassen und Banken die erste Wahl: 72 Prozent der Investmentfondsbesitzer haben ihre Anteile laut einer Umfrage des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) in Frankfurt/Main bei einem herkömmlichen Kreditinstitut gekauft.
Allerdings ist der Anteil der Filialbanken als Vertriebsweg zurückgegangen. Direktbanken und freie Fondsvermittlern werden bei Verbrauchern immer beliebter. Und so ist die Hausbank möglicherweise zu Zugeständnissen bereit: "Man sollte auf jeden Fall über den Ausgabeaufschlag verhandeln", rät Thomas Bieler, Anlage-Experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Ausgabeaufschlag umgehen
Besonders günstige Rabatte gibt es bei freien Fondsvermittlern, sagt Roland Aulitzky von der Stiftung Warentest: "Dort bekommen sie die Fonds im allgemeinen ohne Ausgabeaufschlag." Das kommt allerdings nur für aktiv gemanagte Fonds infrage, sagt Niels Nauhauser. "Die Fondsvermittler leben gerade davon, dass sie eine Provision von den Fondsgesellschaften bekommen. Indexfonds bekommen sie dort gar nicht."
Wer sich für einen Indexfonds entscheidet, sei daher bei einer Online-Bank besser aufgehoben. Hier sind nicht nur der Ausgabeaufschlag, sondern auch die Kosten für das Depot geringer. Besonders günstig ist der Fondskauf laut einer Aufstellung der Stiftung Warentest vom vergangenen Jahr bei der ING-Diba, der Postbank und bei 1822direkt. Das Depot beim dritten Anbieter ist allerdings nur in Verbindung mit einem Girokonto zu haben.
Aber ob online oder "offline" über die Filiale: Anleger sollten die Bank anweisen, den Fonds nicht direkt bei der Fondsgesellschaft, sondern über die Börse zu kaufen. Denn dann fällt der Ausgabeaufschlag weg. Das bieten die meisten Banken an, sagt Aulitzky. Ihm zufolge gibt es nur wenige Institute, die das nicht anbieten oder zulassen. "Aber andere versuchen, den Fondskauf über die Börse zu verhindern, indem sie die eignen Gebühren doppelt so hoch wie beim Aktienkauf ansetzen. Das macht den Sparvorteil zunichte." In diesen Fällen sollten Sparer über einen Anbieterwechsel nachdenken.
Quelle: ntv.de