Ratgeber

Uni oder Ausbildung? Früh genug Gedanken machen

"Geschafft!" - Mit dem Abitur in der Tasche kann es richtig los gehen. Das gilt aber nur für alle, die sich rechtzeitig vorbereitet haben. Sich umfassend informieren sollten sich Schüler spätestens in der zwölften Klasse.

"Wer sich erst nach dem Abi mit seiner beruflichen Zukunft beschäftigt, ist schon gut ein Jahr zu spät dran", sagt Martin Golombek, Berufsberater von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Schüler haben nach dem Abitur die Qual der Wahl: Es gilt sich zu entscheiden zwischen einer Ausbildung und der Fülle an Studienfächern und Hochschultypen, die unterschiedliche Kombinationen aus Studium und Praxis bieten. "Aufgrund der Vielfalt ist es für Schüler schwierig, einen Überblick zu bekommen", sagt Fachbuchautorin Angela Verse-Herrmann.

Schnellschüsse nicht empfehlenswert

Auch ändert sich das Hochschulwesen ständig, gerade durch die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge. "Deshalb können Schüler nur schwer aus dem Erfahrungsschatz der Eltern und Lehrer schöpfen", sagt Verse-Herrmann. Eine Schnellschuss-Entscheidung direkt nach dem Abi wäre die schlechteste Alternative. Sich darauf schon während der Oberstufe vorzubereiten empfiehlt die Autorin.

Bei der Entscheidungsfindung gehe es zuerst darum zu überlegen: "Wie stelle ich mir meine Zukunft vor, wo liegen meine Stärken und meine Interessen?", sagt Golombek. Im zweiten Schritt sollten die Umsetzung und die Alternativen geklärt werden: "Bringe ich überhaupt alle Voraussetzungen für diesen Beruf mit und wie kann ich mich darauf vorbereiten?" Auch Verse-Herrmann rät, sich vor allem an den eigenen Interessen zu orientieren und nicht "an vermeintlichen Berufschancen in fünf bis sieben Jahren".

Schnuppertage und Praktika

Auch viele Schulen bieten Veranstaltungen zur Berufsorientierung an. Der Praxisbezug kann durch Schul- oder selbstorganisierte Praktika gegeben werden. "Darüber hinaus können Experten aus der Praxis in den Unterricht eingeladen werden", sagt Ren Rudolf, Bundesjugendsekretär im Deutschen Gewerkschaftsbund in Berlin. Auch die Hochschulen bieten oft Schnupperstudien und Schnuppertage an.

An der Universität Wuppertal zum Beispiel gibt es dreimal im Semester "Entscheidungstrainings für die Studien- und Berufswahl". Über mehrere Tage arbeiten die Schüler in Gruppen zusammen und sollen sich so spielerisch klar werden, welcher Beruf für sie in Frage kommt. "Junge Menschen haben oft Angst, sich lebenslang festlegen zu müssen", sagt Brigitte Diefenbach, Psychologin von der Zentralen Studienberatung in Wuppertal.

Das Prinzip lässt sich auch zu Hause umsetzen: Die Gruppen können auch durch Freunde und Verwandte gebildet werden. Zunächst werden die persönlichen Ziele frei fantasiert und aufgeschrieben. Im Gruppengespräch werden dann die individuellen Stärken geklärt. Diese Stärken und Wünsche werden möglichst konkret benannt und aufgeschrieben. "So bildet sich ganz unverkrampft ein erstes Ziele-Puzzle mit hierarchisch angeordneten Berufsideen", erklärt Diefenbach.

Internetrecherche

Per Recherche im Internet wird dann anhand neuer Informationen eine Bewertung der Ideen vorgenommen: "Habe ich alle Voraussetzungen dafür? Wie wahrscheinlich ist dieser Beruf etwas für mich?", erläutert Diefenbach. "Die Wünsche aufs Konkrete herunterzubrechen, dann Informationen einholen und das Konkrete bewerten, das ist die Strategie."

So beschäftigt man sich ganz ungezwungen mit der Berufswahl und lernt nebenbei, wie man an Informationen kommt. Und wer sich rechtzeitig informiert, dem fällt es leichter, auf seine Ziele hinzuarbeiten. Der erste Erfolg dabei ist "die bessere Startposition bei der Bewerbung um den Studien- oder Ausbildungsplatz", sagt Verse-Herrmann.

Quelle: ntv.de

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