Ratgeber

Gebäudepass für Hausbesitzer Gesunde Immobilie

Innenraumanalyst Martin Pitschke von Domolytik klingelt zum Kurzcheck bei Familie Lente in Velbert. Hier wurde kürzlich ein Wasserschaden entdeckt. Dass unter der Terrassentür bereits seit Jahren Wasser ins Haus eindrang, war den Lentes nicht bewusst. Sehen konnte man nichts, doch traten in der Familie immer häufiger Atemwegsbeschwerden auf.

"Da war ein klassischer versteckter Schaden: Es war so wenig Wasser, dass man es nicht gesehen hat. Aber es hat gereicht, um Schimmelpilz zu bilden", sagt Pitschke. Erst als in Folge von massiven Regenfällen Schäden am Parkett entstanden, bemerkten die Bewohner den Wassereintritt. Die Kosten für die Sanierung - rund 15.000 Euro - muss Rolf Lente alleine tragen. So etwas ist ärgerlich, ganz besonders für jemanden, der sein Haus gerade erst teuer erstanden hat.

Bei Anbietern auf Qualifikation und Referenzen achten

Käufer sollten deshalb unbedingt vor dem Erwerb die entsprechende Immobilie von einem Sachverständigen prüfen lassen. Das sei zwar nicht billig, doch komme eine Schimmelsanierung in den meisten Fällen teurer zu stehen, argumentiert Rolf Buschmann von der Verbraucherzentrale NRW. Mittlerweile werden verschiedenste so genannte "Gebäude-Pässe" angeboten, die – in unterschiedlicher Qualität - den Zustand von Gebäuden überprüfen. "Man muss sich die Anbieter genau anschauen", warnt Buschmann. "Man sollte darauf achten, über welche Qualifikationen und Referenzen sie verfügen, welche Qualitätssicherungsmaßnahmen sie durchführen und was sie tatsächlich genau anbieten."

Glücklicherweise steigt das Bewusstsein der Kunden auf der einen und die Transparenz der Angebote auf der anderen Seite. Der Energiepass für Immobilien ist bald Pflicht. Im Gegensatz dazu gibt es aber noch keinen offiziell anerkannten Gebäudepass, der gesundheitliche Unbedenklichkeit bescheinigt. Das möchte Pitschke mit seinem Gütesiegel "Gesunde Immobilie“ aber erreichen.

"Man muss unser Siegel mit einer Autoinspektion vergleichen", sagt er. "Auch die kostet ein paar hundert Euro, aber danach weiß man über den Zustand seines Wagens relativ genau Bescheid." Der Haus-TÜV sei ab 500 Euro zu haben. Nach der Überprüfung des Gebäudes kenne der Kunde seine Immobilie genau und könne einschätzen, was bei einer Sanierung zu beachten sei und mit welchen Kosten er zu rechnen habe.

Standartprozedur entdeckt keinen versteckten Schimmel

Ob Altbau, 70-er-Jahre-Immobilie oder moderner Neubaut: Das Baualter und der Bautyp des Hauses verraten Experten meist sofort, mit welchen Schäden oder Problemen zu rechnen ist. Das Gütesiegel überprüft dann auf die jeweils gängigen Schadstoffe hin. Das günstige Paket beinhaltet dabei nur die Erstbegehung mit Luftproben.

Bei Domolytik versucht man, diese Überprüfung für einen breiten Immobilienbereich zu standardisieren. "Bei der Erstbegehung wollen wir eine gewissen Überblick darüber verschaffen, was an Schäden vorhanden ist", erklärt Pitschke. "Wir machen allerdings keine Bauteilöffnung, um zum Beispiel versteckte Schimmelpilze zu finden oder hinter Verkleidungen verstecktes Material zu finden." Das würde man bei Verdacht natürlich noch nachholen, doch sei man dann preislich auch schnell wieder im Tausender-Bereich angelangt.

Sollte das Siegel einmal als Gebäudepass offiziell anerkannt werden, könnten Verkäufer damit den Wert ihres Objekts steigern und potentiellen Käufern eine erste Einschätzung ermöglichen. Solch ein versteckter Schimmel wie bei Familie Lente könnte bei dieser Standardprozedur aber durchaus unentdeckt bleiben, gibt Martin Pitschke offen zu: "Um wirklich alles feststellen zu wollen, müsste man das Haus komplett zerlegen, auseinanderbauen und wieder zusammenfügen", sagt er und meint: "Das wäre dann doch etwas übertrieben."

Quelle: ntv.de

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