Trotz Krise Immofonds gelten als solide
18.09.2008, 12:37 UhrAuf kaum ein Wertpapier scheint angesichts des Auf und Abs an den Finanzmärkten derzeit Verlass. Als sicherer Hafen für Anleger haben sich zuletzt ausgerechnet Offene Immobilienfonds erwiesen. Sie erzielten stabile Renditen, dabei entstand die aktuelle Krise aus einer geplatzten Immobilienblase in den USA. Experten empfehlen solche Fonds für die langfristige Anlage als Beimischung fürs Depot.
Die "Subprime-Krise" in den USA wurde dadurch ausgelöst, dass Häuslebauer ihre Hypotheken nicht zahlen konnten. Weil das massenhaft geschah, kamen die Banken in Schieflage, was auf die Finanzmärkte weltweit übersprang. Die Offenen Immobilienfonds hierzulande blieben davon aber unbeschadet. Denn mit Wohnhäusern haben sie nichts zu tun: "Die Fonds investieren in Bürogebäude, Einkaufszentren und Hotels. Das ist ein völlig anderer Markt", erklärt Karin Baur, Fondsexpertin der Stiftung Warentest.
Fünf bis sieben Prozent Rendite
Das Geschäft mit gewerblichen Immobilien gilt als solide, da die Mietverträge - die Haupteinnahmequelle der Fonds - meist langfristig laufen. Und die Nachfrage nach Geschäftsräumen hat trotz der Finanzkrise bislang nicht gelitten. Zwischen fünf und sieben Prozent Rendite haben die besten Produkte derzeit im Jahresschnitt erwirtschaftet.
Frank Tammen, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen, dämpft aber allzu hohe Erwartungen: "Immobilienfonds unterliegen Marktschwankungen, auch wenn sie geringer als bei anderen Anlageklassen ausfallen." Die Rendite sei nicht garantiert, und obgleich solche Fonds extrem selten ein Minus machten, seien zwischenzeitliche Verluste nicht auszuschließen.
Für kurzfristige Anlage nicht geeignet
Um vorübergehend und sicher Geld zu parken, seien die Fonds daher nicht geeignet. "Tagesgeldkonten sind in diesem Fall die bessere Alternative", sagt Karin Baur. "Damit ist derzeit ebenfalls eine Rendite von jährlich fünf Prozent drin - ohne das Risiko von Kursschwankungen. Und Ausgabeaufschläge wie beim Fondskauf werden auch nicht fällig", fügt Tammen hinzu. Außerdem kommen Anleger an ihr Tagesgeldkonto schnell und verlustfrei heran.
Auch das in Offene Immobilienfonds gesteckte Vermögen sollte zwar kurzfristig verfügbar sein - die Fonds haben ihren Namen daher, dass Kauf und Verkauf der Anteile prinzipiell jederzeit möglich ist. Aber in Ausnahmefällen funktioniert das nicht: "Wenn große Investoren besonders hohe Beträge auf einmal abziehen, können Fonds in Zahlungsschwierigkeiten geraten und den Anteilsverkauf zeitweise stoppen", erläutert Tammen. Denn einmal erworben, lassen sich Immobilien nicht im Handumdrehen abstoßen und zu Geld machen.
Vor drei Jahren ist genau das geschehen, als Zweifel an den angegebenen Verkehrswerten von Immobilien einiger deutscher Fonds aufkamen. So mancher Anleger kam wochenlang nicht an sein Geld heran. Doch inzwischen hätten die Fondsgesellschaften dazugelernt: "Die Anbieter verfügen beispielsweise über größere Barreserven und eine verbesserte Risikokontrolle", sagt Sonja Knorr, Fondsanalystin bei der Ratingagentur Scope in Berlin.
Von "Gebäude-Nieten" getrennt
Zudem haben die Fondsbetreiber die Branchenkrise genutzt, um aufzuräumen und sich von "Gebäude-Nieten" zu trennen. Diese Verkaufserlöse hatten Anteil am steilen Aufschwung der vergangenen Jahre. Dieser Sondereffekt läuft aber aus. Unter anderem deshalb könnte die Durchschnittsrendite bald sinken, prognostiziert Scope.
Rund vier Milliarden Euro haben Offene Immobilienfonds laut dem Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) im ersten Halbjahr 2008 neu eingesammelt. Dass derzeit so viel Geld in die beliebten Produkte fließt, könne die Rendite kurzzeitig verwässern, fügt Knorr hinzu. Es dauere eben eine Weile, bis eine Immobilie gekauft werden kann, so dass die Fondsbetreiber das Geld möglicherweise niedriger verzinst anlegen.
Zudem seien die Aussichten ungewiss: Im Moment sei die Marktlage günstig. Aber bleiben die Mieter aus, verdienen die Fonds weniger. Für langfristig orientierte Anleger spricht aber nichts gegen die Fonds: "Zur Risikostreuung bei größeren Vermögen sind sie gut geeignet, aber nur als Beimischung und nicht als Grundstock für das Depot", rät Tammen. Einen Anteil von 20 bis 25 Prozent hält er für vertretbar.
Quelle: ntv.de