Hohe Rendite mit Solarstrom Kein Dach und trotzdem reich
01.09.2010, 08:00 UhrDie Stiftung Warentest empfiehlt Solarstromanlagen trotz der gesunkenen Einspeisevergütung als "eine erstklassige Kapitalanlage". Nicht jeder hat ein geeignetes Hausdach für die Installation. Bürger-Solaranlagen sind eine Alternative.

Dächer von Ställen können sich für eine Bürger-Solaranlage eignen.
(Foto: Klaus-Uwe Gerhardt, pixelio.de)
Wer eine Solarstromanlage auf dem Dach hat, kann sich freuen. Jährliche Renditen von sieben bis zehn Prozent sind keine Seltenheit – und auch noch 20 Jahre lang garantiert. Die Grundversorger vor Ort wurden vom Staat verpflichtet, den produzierten Strom zu kaufen. Nicht nur das: Der Staat schreibt den Versorgern sogar vor, zu welchem Preis sie den Solarstrom kaufen müssen. Seit Juli sind dies für Anlagen bis 30 kWp 34,05 Cent pro Kilowattstunde – 13 Prozent weniger als bisher. Für Solaranlagen, die ab dem 1. Oktober in Betrieb gehen, sinkt die Vergütung auf 32,88 Cent pro Kilowattstunde. Zum 1. Januar 2011 erfolgt eine weitere Kürzung um neun bis 13 Prozent.
Trotz der sinkenden Fördersätze bleibt eine Solaranlage auf dem Hausdach nach Einschätzung der Stiftung Warentest "eine erstklassige Kapitalanlage". Für Anlagen, die im zweiten Halbjahr installiert wurden, sind Renditen von fünf bis neun Prozent möglich – vorausgesetzt, das Hausdach bekommt durch seine Lage viel Sonne ab. Doch selbst durchschnittliche Stromerträge reichten noch aus, um eine Dachanlage auch in Zukunft rentabel zu betreiben, so die Stiftung. Die Kürzung der Fördersätze fielen nicht so drastisch ins Gewicht, weil gleichzeitig die Preise der Anlagen gesunken seien.
Grundsätzliche Fragen
Doch was tun, wenn sich das eigene Hausdach nicht für die Installation eignet oder man über gar kein eigenes Dach verfügt? Auch dafür gibt es eine Lösung: Bürger-Solaranlagen. Hier tun sich Menschen zusammen, mieten langfristig eine Dachfläche und lassen dort eine Photovoltaikanlage installieren. Was sich in der Theorie ganz einfach anhört, wirft in der Praxis mindestens drei Fragen auf: Wie finde ich Gleichgesinnte? Wie kann man sich organisieren? Wie finde ich eine Dachfläche?
Hilfestellung und Antworten halten diverse Vereine und Portale bereit. In Berlin und Brandenburg ist beispielsweise der Solarverein Berlin-Brandenburg aktiv. Hier trifft man automatisch auf Interessenten, woraus schon mehrere Solaranlagenprojekte entstanden sind.
GbR als Gesellschaftsform
Der Solarverein rät zur Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Diese ist die einfachste Rechtsform einer Gesellschaft in Deutschland und kostengünstig gründbar. Jeder Gesellschafter bringt einen gewissen Geldbetrag ein, der für Kauf, Montage und Inbetriebnahme der Solarstromanlage eingesetzt wird. Die Höhe kann frei bestimmt werden und von Gesellschafter zu Gesellschafter variieren. Es sollte jedoch ein Mindestbetrag von beispielsweise 5000 Euro vereinbart werden, um nicht zu kleinteilig zu werden.
Für die Gründung einer GbR werden nur zwei Menschen benötigt. Für den Betrieb einer Bürgersolaranlage finden sich aber in der Regel mehr zusammen. Die GbR muss beim Finanzamt angemeldet werden. Außerdem müssen die Gesellschafter einmal jährlich zu einer Versammlung zusammenkommen. Auf dieser Versammlung legen die Gesellschafter fest, wie viel Geld aus der erhaltenen Stromeinspeisevergütung entnommen und an die Gesellschafter überwiesen werden soll. Eine jährliche Steuererklärung ist ebenfalls Pflicht.
Der Nachteil der Gesellschaftsform ist, dass alle Gesellschafter einzeln mit ihrem Privatvermögen für die Verbindlichkeiten der GbR haften. Deshalb sollte unbedingt eine Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen werden, die bei Personen- und Sachschäden Dritter einspringt. Außerdem ist eine Versicherung gegen Ertragsausfälle möglich, die aus technischen Problemen, Sturm, Hagel oder Vandalismus resultieren.
Suche nach geeigneter Dachfläche
Ist man sich mit seinen künftigen Geschäftspartnern einig, muss nach einer geeigneten Dachfläche gesucht werden. Hier können ebenfalls die regional organisierten Vereine weiterhelfen. Inzwischen gibt es aber auch eine Art Marktplatz für Dachflächen. Gebote und Gesuche findet man beispielsweise unter solaranlagen-portal.de, solardachboerse-nordwest.de, alpensolar.de und sonnen-gaertner.de. Bei der Wahl des Dachs muss pingelich genau darauf geachtet werden, dass das Dach die zusätzliche Last tragen kann, eine verschattungsfreie Südausrichtung für die nächsten 20 Jahre gegeben, ein Netzanschluss realisierbar und die Dacheindeckung intakt ist. Außerdem muss das Gebäude mindestens für die nächsten 20 Jahre zur Verfügung stehen. Im Mietvertrag sollte daher neben dem Mietzweck, der Mietdauer und der Miethöhe auch separat geregelt werden, wie das Mietverhältnis beendet werden kann.
Wenn das richtige Dach gefunden ist, geht es an die Auftragsvergabe. Mehrere Angebote einzuholen, ist ein Muss. Bereits zuvor sollte man sich mit seinen Mitgesellschaftern über Grundsatzfragen wie Anlagentyp und -größe sowie eine Eingrenzung bei den zu verwendenden Modulen und Komponenten geeinigt haben.
Hohe Rendite lockt
Dass sich der Aufwand lohnen kann, zeigt die Statistik des Solarvereins Berlin-Brandenburg. Pro eingesetzten 1000 Euro Kapital werfen die mittlerweile neun gelisteten Bürgersolaranlagen 86 bis 110 Euro pro Jahr ab, was einer Rendite von 8,6 bis 11 Prozent entspricht.
Der Nachteil liegt allerdings auch auf der Hand. Bürgersolaranlagen sind geschlossenen Fonds sehr ähnlich. Man muss sich also im Klaren sein, dass das eingesetzte Kapital kurzfristig nicht zur Verfügung steht. Ein "Verkauf" der Gesellschaftereinlage stellt sich eher schwierig dar. Allerdings ist das im Vergleich zum Eigenheimbesitzer, der die Solaranlage auf dem eigenen Dach montieren lässt, kein Nachteil. Auch dieser kommt nicht an das eingesetzte Kapital.
Quelle: ntv.de