Volksversicherung von "Bild" Kein Grund zum Jubeln
11.10.2010, 12:29 UhrDie Website wirkt etwas billig und verspricht viel: Eine Zusatzrente nämlich, "die sich richtig lohnt". Seit kurzem vermarkten Bild.de und die VPV Versicherung gemeinsam ihre so genannte "Volksversicherung". Die "Rente, bei der "Deutschland jubelt", ist mit einer Beitragsgarantie von 110 Prozent ausgestattet. Das bedeutet: Vorsorgesparer können sicher sein, dass zu Rentenbeginn zehn Prozent mehr als die Summe aller gezahlten Beiträge zur Verfügung stehen.
Was zunächst vielversprechend klingt, erweist sich bei genauerem Hinsehen als Renditeflop. Das ist jedenfalls das Fazit der Zeitschrift "Ökotest". "Damit verzinsen sich Beiträge gerade einmal mit 0,4 bis 0,86 Prozent pro Jahr", erklärt Chefredakteur Jürgen Stellpflug.
Fragwürdige Grundlagen
Allerdings schließt niemand eine fondsgebundene Rentenversicherung allein aufgrund der garantierten Leistung ab. Die Anleger spekulieren auf eine üppige Überschusszahlung. Wie hoch die sein kann, wurde in aufwändigen Hochrechnungen für gute und schlechte Börsenzeiten simuliert. Danach können im Mittel 7,44 Prozent Rendite pro Jahr erzielt werden. Bestenfalls sollen sogar 12,89 Prozent Rendite drin sein. Und selbst bei schlechter Börsenentwicklung sollen dem Anleger im Schnitt noch 2,40 Prozent Rendite pro Jahr bleiben.
Simuliert wurde die Wertentwicklung der Fonds für die Jahre zwischen 1995 und 2007. Die Fonds selbst wurden allerdings erst im Mai 2008 aufgelegt und haben sich seither nicht mit Ruhm bekleckert. Der VPV Ertrag Fonds liegt bislang in den Miesen. In der Zeit von Januar bis Anfang Oktober 2010 machte er 0,6 Prozent Verlust, ähnlich sah es 2009 aus. 2008 lag die Rendite sogar bei minus 5,9 Prozent. Beim VPV Chance Fonds sieht es nicht viel besser aus. Im laufenden Jahr liegt die Rendite bislang bei minus 0,84 Prozent, 2009 gab es mit 1,7 Prozent ein kleines Plus. Wie die Wertsicherungsfonds bei solchen Erträgen jemals dauerhafte Renditen von 7,44 Prozent erzielen sollen, bleibt zumindest im derzeitigen Kapitalmarktumfeld das Geheimnis der Fondsmanager.
Mängel beim Datenschutz
Als ganz anderes Manko der Volksrente hat "Ökotest" die Datenschutzlücken beim Vertrieb ausgemacht. Die Website, auf der sich Interessenten informieren können, nutzt "Google Analytics". Der Dienst kann nicht nur nachverfolgen, für welche Aspekte der Volksversicherung sich ein potentieller Versicherungsnehmer interessiert, über die IP-Adresse ist auch die Person zu identifizieren. Die Datenschutzbeauftragten der Länder haben schon Ende 2009 festgestellt, dass eine Analyse des Nutzungsverhaltens unter Verwendung der vollständigen IP-Adresse nur mit eindeutiger Einwilligung des Nutzers zulässig ist. Ein entsprechender Hinweis fehlt auf der von VPV betriebenen Website jedoch. Das ist umso erstaunlicher, als Google Analytics selbst seine Dienste längst mit einem entsprechenden Zusatz anbietet.
Quelle: ntv.de