Raus aus der Deckung Keine Angst vorm Jobwechsel
04.10.2014, 08:54 UhrTreueprämien für langjährige Betriebszugehörigkeit rechnen sich nicht. Mit einem Jobwechsel kann man meist dauerhaft mehr Gehalt rausholen. Doch viele Arbeitnehmer scheuen die Veränderung. Realismus und Selbstbewusstsein helfen.

Viele haben Angst vor einer beruflichen Veränderung. Dagegen hilft, sich seine eigenen Stärken bewusst zu machen.
(Foto: dpa-tmn)
Wer unzufrieden in seinem Job ist und einen Neuanfang plant, macht sich viele Gedanken: Wohin könnte der Wechsel führen? Wird dort wirklich alles besser? Was könnte schiefgehen? "Solche Veränderungsprozesse können An gst machen, das schützt ein Stück weit auch vor Selbstüberschätzung", sagt Ellen Pachabeyan, Psychologin und Business-Coach aus Berlin. Entscheidend sei, sich davon nicht lähmen zu lassen.
Selbstbewusstsein stärken
Beim Thema Angst spielen Persönlichkeit und bisherige Erfahrungen eine große Rolle. Wer eher der sorgenvolle Typ ist und schon schlechte Erfahrungen gemacht hat, nimmt die Gefahren und Probleme stärker wahr als die Chancen. Expertentipp: Pachabeyan empfiehlt, sich die eigenen Stärken bewusst zu machen. "Ich würde mir überlegen, welche Fähigkeiten und Kompetenzen ich entwickelt habe - nicht nur im Beruf, sondern auch in anderen Lebensbereichen." Nützlich sei außerdem ein Blick in die Vergangenheit: Wer schon früher starke Veränderungen bewältigt hat, kann aus dieser Erfahrung Selbstvertrauen schöpfen.
Risiken und Chancen abwägen
Riskant kann es sein, zu lange an einem Arbeitsplatz festzuhalten. Eine jahrelange Festanstellung biete kaum noch Sicherheit, warnt Burger. Im Gegenteil: Wer niemals von sich aus wechselt, wirke unflexibel. Arbeitnehmer sollten in einem Jobwechsel nicht nur die Risiken sehen, sondern auch die Chancen, rät Burger: "Karriere macht nur, wer planvoll wechselt und nicht irgendwann dazu gezwungen wird". Studien zeigen, dass gezielte Jobwechsel häufig zu Gehaltssteigerungen führen. Abhängig von der Branche, der Berufserfahrung und dem Verantwortungsgrad könne ein neuer Beruf zwischen drei und mehr als 20 Prozent mehr Gehalt bringen, hat die Stellenbörse Stepstone in einer Studie herausgefunden. Im Schnitt seien fünf Prozent mehr drin.
Die Zukunft visualisieren
Wer an Veränderungen denkt, hat dabei meist ein Ziel im Kopf - doch nicht unbedingt auch vor Augen. Stattdessen malen sich viele Menschen genau aus, was alles passieren kann. Wenn Katastrophenfantasien hochkommen, sollten Betroffene das konsequent durchspielen, sagt Pachabeyan. "Was könnte schlimmstenfalls passieren - und was kommt danach? Dann merkt man meistens, dass das Leben auch dann weitergeht." Eine andere Möglichkeit sei es, sich die Wunschzukunft auszumalen, empfiehlt die Karriereberaterin Cornelia Topf: "Wer das Positive vor seinem inneren Auge visualisiert, all die Vorteile, die das Neue bringen kann, verringert die inneren Ängste."
Keine Angst vor Rückschlägen
Selbst unzufriedenen Arbeitnehmern fällt die Trennung vom alten Arbeitsplatz oft schwer. Schließlich bieten die ungeliebten Aufgaben und Strukturen ein gewisses Maß an Routine und Sicherheit. Kein Grund, am ungeliebten Job zu kleben. So ein Wechsel bedeute schließlich nicht das Ende, sagt Topf. "Ich verkaufe ja nicht meine Seele." Vielmehr bringe jede Veränderung neue Kontakte und Chancen mit sich. "Es kommt sogar vor, dass jemand später wieder bei seinem früheren Arbeitgeber anfängt und dort mit den neuen Erfahrungen eine interessantere Aufgabe bekommt." Umso wichtiger sei es, vor dem Wechsel einen guten Abschluss zu schaffen.
Quelle: ntv.de, ino/dpa