Hunderte Euro Sparpotenzial Kfz-Versicherungen im Test
21.10.2008, 08:45 UhrFür Autofahrer ist der November ein ganz besonderer Monat. Die Jagd auf die günstigste Autoversicherung ist eröffnet. Denn wer zum kommenden Jahr wechseln will, muss in der Regel bis Ende November gekündigt haben. Die Versicherer locken deshalb massenhaft mit günstigen Beiträgen und ungewöhnlichen Tarifen.
Manchmal ist sogar der Diebstahl der offen im Auto liegen gelassenen Handtasche versichert. Ein Tarif speziell für Frauen der berücksichtigt, dass wenn zum Beispiel die Handtasche im Fahrzeug liegengelassen wurde, in einem gewissen Rahmen Ersatz geleistet wird. Die Anbieter kreieren dabei interessante Namen, die sehr ansprechend sind, wie zum Beispiel "Ladycaronline". Auch hübsch: der "Nix-Passiert"-Tarif, was so viel bedeutet, dass man sich einen Unfall leisten kann, ohne einen höheren Versicherungsbeitrag zahlen zu müssen.
Das Autoversicherungstamtam ist für die Stiftung Warentest immer Grund genug, sich im November-Heft der "Finanztest" mit dem Tarifdschungel der Versicherer zu beschäftigen. Denn eins steht fest: Autofahrer können bei einem Wechsel ihrer Kfz-Versicherung unter Umständen viel Geld sparen. So zahlt eine junge Familie mit Mittelklassewagen für einen kombinierten Haftpflicht- und Vollkaskoschutz je nach Tarif zum Beispiel zwischen 380 und 1036 Euro pro Jahr, so die Stiftung Warentest. Bei Fahranfängern fällt der Unterschied mit deutlich über 2000 Euro Prämienunterschie natürlich am gewaltigsten aus. Mit 153 Tarifen von 83 Versicherern sind in diesem Jahr 28 Angebote mehr in die Auswertung gekommen.
Acht Modellfälle
Anhand von acht Modellkunden (Junge Familie, Vielfahrer, Rentner, Vater und Kind, Käufer eines neuen Kleinwagens, Junger Fahrer, Versicherers Liebling, Alleinfahrerin) wurden die Angebote untersucht. Wer nur eine Haftpflichtversicherung sucht, kann sich problemlos an der Beitragshöhe orientieren. Denn die Leistungen der Versicherer sind dort nahezu identisch.
Bei der Kaskoversicherung hingegen gibt es deutliche Unterschiede. Je nach Vertrag sind nicht immer dieselben Extras ohne Zuschlag mitversichert. So gibt es zum Beispiel Anbieter, bei denen Marderbissschäden oder Unfälle, die im Ausland an einem Mietwagen verursacht werden, von der Versicherung gedeckt werden - bei anderen nicht. "Diese unterschiedlichen Leistungen sollte man sich auf alle Fälle anschauen, um sich so einen Vertrag auszusuchen, der auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist", rät Beate Bextermöller von der Stiftung Warentest.
Das für den Kunden traurige Ergebnis des Tests ist, wie man auch schon an der Wahl der vielen Modellfälle erkennen kann: Einen Testsieger gibt es nicht. Es gibt zwar mehrere Versicherungen, wie beispielsweise Asstel, Direct Line, Indeas oder AdmiralDirekt, die in vielen Modellfällen oben mit dabei sind. Das heißt aber noch lange nicht, dass diese Versicherungen auch für Sie die beste Lösung sind.
Individueller Vergleich nötig
Helfen kann also nur der individuelle Vergleich. Versuchen Sie eine Checkliste für sich anzufertigen, welche Versicherungsleistungen in Ihrem Fall enthalten sein sollen. Dann holen Sie Angebote von Versicherungen ein. Sie können sich dabei auch von Kfz-Versicherungsvergleichsrechnern unterstützen lassen. Diese fragen zumindest alle relevanten Daten wie Informationen zu Fahrern, jährliche Kilometerleistung, gewöhnlicher Abstellplatz des Autos und gewünschte Zusatzleistungen ab und spucken anschließend auch Tarifvorschläge der einzelnen Versicherungen aus. Einen Anspruch auf Vollständigkeit gibt es jedoch dabei nicht, denn nicht alle Versicherer sind in den Datenbanken der Vergleichsrechner enthalten.
Eine eher bedenkliche Entwicklung aus Sicht des Kunden macht sich inzwischen bei den Auto-Versicherern breit. Sie verlangen von den Kunden, vor dem Vertragsabschluss einer Bonitätsprüfung zuzustimmen. Darauf hin vergleichen die Versicherer die Kreditwürdigkeit der potenziellen Kunden mit eingekauften Datenbanken. Gefällt ihnen der Kunde nicht, können sie den Versicherungsschutz verweigern. Dies praktiziert beispielsweise auch die bei der Stiftung Warentest gelistete AdmiralDirekt, die mit zu den günstigsten Versicherern bei den Modellkundenrechnungen gehört.
Wer keine Bonitätsprüfung möchte, muss auf eine andere Versicherung ausweichen – auch wenn der Beitragssatz dort etwas höher ausfällt. In jedem Fall sollten Sie vor Kündigung Ihres alten Versicherers die Versicherungszusage des neuen Versicherers in Händen halten, damit der Wechsel reibungslos funktioniert. Zuvor müssen Sie natürlich prüfen, ob Sie Ihre Versicherung tatsächlich bis 30.11. zum Ende des Jahres kündigen können. Dies ist zwar die Regel, aber Ausnahmen gibt es immer.
Quelle: ntv.de