Nur noch 1,25 Prozent Garantiezins Lohnen sich Lebensversicherungen noch?
27.11.2014, 12:25 UhrAm 1. Januar 2015 sinkt der Garantiezins bei Lebens- und Rentenversicherungen. Statt 1,75 gibt es dann nur noch 1,25 Prozent. Wer sich den besseren Zins noch sichern will, muss schnell zuschlagen. Aber ist das überhaupt sinnvoll?

In der Regel zahlen Versicherungen mehr als den Garantiezins. Kunden sollten sich jetzt also nicht unter Druck setzen lassen.
(Foto: dpa-tmn)
Ein Haus im Grünen, die Familie finanziell abgesichert und genug Geld für Reisen – für ein unbeschwertes Rentnerleben muss man nur rechtzeitig anfangen zu sparen. Nur ist das heute längst nicht mehr so einfach wie früher. Denn wegen der Flaute an den Kapitalmärkten vermehrt sich das Geld nicht mehr wie von selbst. Im kommenden Jahr wird nun auch der Garantiezins für Renten- und Kapitallebensversicherungen von 1,75 Prozent auf 1,25 Prozent gesenkt.
Davon betroffen sind Verträge, die ab dem 1. Januar 2015 abgeschlossen werden. "Bei Altverträgen ändert sich nichts", sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wer eine Versicherung besitzt, kann diese also unbesorgt behalten. Anders sieht es für diejenigen aus, die noch keine Altersvorsorge haben. Viele überlegen, ob sie noch in diesem Jahr einen Vertrag abschließen sollen, um sich noch den aktuellen Garantiezins zu sichern. Diese Verunsicherung machten sich einige Versicherer zunutze, sagt Theo Pischke von der Stiftung Warentest: "Viele Vermittler ziehen jetzt los, machen den Leuten Angst und sagen, man muss schnell noch etwas abschließen." Für Pischke wäre das ein großer Fehler: "Bei der Altersvorsorge sollte man gar nichts schnell über das Knie brechen."
Wo geht das Geld hin?
Die Kapitallebensversicherung sieht Pischke grundsätzlich kritisch: "Sie ist einfach zu intransparent und zu teuer." Von den Beiträgen ziehen die Versicherer einen Teilbetrag für den Todesfallschutz, die Verwaltungs- und die Abschlusskosten ab. Und ob von 100 Euro Beitrag letztlich 70 oder 90 Euro in den Spartopf fließen, macht auf die Dauer einen gewaltigen Renditeunterschied. Die Versicherer sind verpflichtet, ihre Kosten aufzuschlüsseln. In der Praxis sei das nicht immer ersichtlich, beklagt Pischke: "Oft ist das verklausuliert dargestellt."
Die Kosten hängen insbesondere von der Vertragsdauer, dem Alter des Versicherten, dem Rechnungszins und dem Vertriebsweg ab, erklärt Hasso Suliak vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Durchschnittlich dürften etwa zehn Prozent des Beitrags für den Risikoschutz und zehn Prozent für die Kosten verwendet werden.
Im kommenden Jahr soll die Kostenverteilung transparenter werden: "Das Lebensversicherungsreformgesetz sieht vor, dass Verträge ab dem 1. Januar eine Kennzahl zur effektiven Kostenbelastung enthalten", sagt Suliak. Dadurch könneen Verbraucher erkennen, wie sich die Kosten auf die Rendite einer Versicherungspolice auswirken.
Elke Weidenbach steht dem Modell der Kapitallebensversicherung aber nicht nur wegen der intransparenten Kosten skeptisch gegenüber. "Da ist das Kapital über Jahrzehnte gebunden, und dem Anleger geht die Flexibilität verloren." Gerade in Zeiten niedriger Zinsen sei das unrentabel.
Erwartungen anpassen
Trotz des Garantiezinses ist es für die Versicherten schwierig zu ermitteln, wie viel Geld ihnen am Ende der Laufzeit ausgezahlt wird. Denn zusätzlich zu den garantierten Zinsen erhalten sie bei einer privaten Rentenversicherung oder einer Kapitallebensversicherung eine freiwillige Überschussbeteiligung sowie einen Schlussüberschuss. Über die Höhe der Überschüsse entscheiden die Versicherer jedes Jahr neu. Beim Abschluss bekommen die Kunden aber unverbindliche Modellrechnungen präsentiert.
Hier sollte man realistisch kalkulieren, warnt Pischke: "Viele Kunden, die vor Jahren einen Vertrag abgeschlossen haben, haben mit dem gerechnet, was ihnen der Versicherer an Überschüssen prognostiziert hat." Doch zum Teil sind die Überschüsse in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. "Diese Kunden haben jetzt eine Finanzierungslücke bei ihrer Altersvorsorge, weil sie falsch geplant haben", sagt Pischke und fügt hinzu: "Wenn man die Kosten berücksichtigt, und wenn man sich dann klar macht, dass oft weit weniger als ein Prozent Verzinsung übrig bleibt, sollte man besser anders für das Alter vorsorgen."
Quelle: ntv.de, ino/dpa