Countdown bei Autoversicherung Lohnt sich der Wechsel?
20.11.2013, 16:22 UhrWer seine Kfz-Versicherung wechseln will, sollte das bald machen, für die Kündigung bleibt nur noch wenige Tage Zeit. Aber zahlt sich der Aufwand überhaupt aus? In vielen Fällen schon.

Wer sich vorschnell für ein Versicherungsangebot entscheidet, kann den Vertrag 14 Tage lang widerrufen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Gerade noch günstig, heute schon wieder teurer – mit den Prämien der Kfz-Versicherung verhält es sich ähnlich wie mit den Preisen von Flügen oder Pauschalreisen: Sie schwanken. Ein Tarif, der letztes Jahr noch zu den günstigsten gehörte, rangiert heute vielleicht nur noch im preislichen Mittelfeld. Grund genug, die eigene Versicherung zum Preisvergleich antreten zu lassen. Jetzt ist der beste Zeitpunkt dafür – nicht nur, weil Autoversicherungen in der Regel zum 30. November gekündigt werden müssen, sondern auch, weil die Prämien derzeit im Schnitt am günstigsten sind.
Seit September habe sich die durchschnittliche Beitragshöhe für Haftpflicht-Policen um knapp 18 Prozent reduziert, meldet das Vergleichsportal Check24. Seit 2009 erstellen die Münchner anhand der getätigten Abschlüsse einen Prämienindex. Und der zeigt jedes Jahr ein ähnliches Muster: Ab Januar klettern die Preise nach oben, der Höhepunkt ist regelmäßig im August oder September erreicht. Rechtzeitig zur Wechselsaison geht es dann wieder abwärts – wenn auch nicht mehr ganz so tief wie im jeweiligen Vorjahr, denn das Beitragsniveau ist in den letzten Jahren gestiegen.
Im August am teuersten
Für alle, die im Laufe des Jahres eine neue Versicherung abgeschlossen haben, dürfte sich der Vergleich jetzt besonders auszahlen: Während die durchschnittliche Haftpflichtprämie für Neukunden noch im Juni bei 293 und im August bei 309 Euro lag, so sind es im November laut Check24 nur noch 260 Euro. Auch jene, die ihrer Versicherung schon länger treu sind, können vom Wechsel profitieren. Denn wenn im Herbst die Prämien sinken, dann gelten die neuen Tarife in der Regel nur für neue Kunden. In den Bestandstarifen hingegen drohen Preiserhöhungen von bis zu 20 Prozent. Nicht immer erkennt man sie auf den ersten Blick, denn die Prämie erscheint oft unverändert. Bei konstanten Preisen müsste sie nach einem schadenfreien Jahr aber sogar günstiger werden.
Wer mit seiner Versicherung ansonsten zufrieden ist, muss es nicht auf eine Kündigung ankommen lassen. Die Stiftung Warentest rät, den jeweiligen Anbieter zunächst mit den günstigeren Angeboten der Konkurrenz zu konfrontieren. Manchmal reiche das schon, um einen Preisnachlass zu bekommen.
Sparpotential von 50 Prozent
Wie groß die Beitragsdifferenzen zwischen den einzelnen Anbietern sind, hat Check24 anhand mehrerer Musterkunden exemplarisch für fünf Großstädte ausgerechnet. Wenig überraschend ist die hohe Preisspanne zwischen dem jeweils teuersten und günstigsten Tarif: Hier liegen die Beiträge oft mehr als 50 Prozent auseinander. Etwa beim Profil "Vielfahrer" – im Beispiel ein 43-Jähriger Angestellter mit einem BMW 535d Touring und 35.000 Jahreskilometern. In Stuttgart bezahlt er beim teuersten Anbieter knapp 2400 Euro im Jahr. Dabei müssten es noch nicht einmal 1000 Euro sein, wie die beiden preiswertesten Konkurrenten beweisen. Allerdings kommt der Musterkunde nicht überall so günstig davon wie in der Schwabenmetropole, in Berlin müsste er mit mindestens 1240 Euro rechnen. Dass die Hauptstadt für Autofahrer ein besonders teures Pflaster ist, zeigt sich auch bei den anderen Rechenbeispielen: Egal ob Normalfahrer, Fahranfänger, Rentner, Familie oder Zweitwagen – in allen Versicherungsfällen sind die Beiträge in Berlin am höchsten.
Das ist insofern bemerkenswert, als auch München und Hamburg bei der Haftpflichtversicherung in der höchsten – und somit teuersten - Regionalklasse rangieren. Viele Versicherer differenzieren heute aber auch genauer und rechnen in das Tarifmerkmal "Wohnort" auch die Schadenshäufigkeit in den einzelnen Postleitzahlgebieten mit ein, so dass die Regionalklasse allein nicht mehr so entscheidend ist. Außerdem wurde in den meisten Beispielfällen von Check24 auch Kaskoschutz berücksichtigt – und der ist in Berlin im Vergleich zu anderen Großstädten besonders teuer.
An der Spitze ist es einsam
Nun ist es zwar verbreitet, aber nicht unbedingt realistisch, nur den Abstand zwischen teuerstem und billigstem Angebot zu vergleichen. Das volle Sparpotential können nur die wenigsten Autofahrer ausschöpfen. Interessant ist aber, dass es auch an der Spitze des Rankings zum Teil deutliche Unterscheide gibt. Im Vielfahrer-Beispiel etwa liegen schon zwischen dem günstigsten und dem drittgünstigsten Anbieter in einigen Städten rund 100 Euro. Auch Fahranfänger können richtig sparen, wenn sie sich für die billigste Police entscheiden. In den Musterrechnungen zu Familien oder Normalfahrern ist die Luft an der Spitze nicht so dünn, hier liegen die Unterschiede zwischen den fünf besten Anbietern oft unter 50 Euro.
Anders bei der Versicherung von Zweitwagen. Hier kommt es nicht allein auf die Preisgestaltung der Versicherung an, sondern auch darauf, in welche Schadenfreiheitsklasse (SF) das Fahrzeug eingestuft wird. In der Regel steigt man in der Schadenfreiheitsklasse ½ oder 2 ein. Ist der Wagen auf den Ehepartner zugelassen, gilt ansonsten dessen Schadenfreiheitsklasse. Deutlich günstiger ist es meist, wenn Versicherer die gleiche SF-Klasse wie beim Erstfahrzeug ansetzen, doch das tun nur die wenigsten. Im Check24-Beispiel konnte sich die Direct Line durch ihre Zweitwagen-Regelung deutlich von der Konkurrenz absetzen.
Reichlich Rabatte
Auch in der gleichen Schadenfreiheitsklasse gibt es nicht immer den gleichen Rabatt: Nach 20 schadenfreien Jahren liegt der Beitrag beispielsweise beim einen Versicherer bei 25 Prozent, beim anderen dagegen bei 35 Prozent. Welcher günstiger ist, hängt natürlich auch von der Höhe des Grundbeitrags in SF 0 ab. Neben dem SF-Rabatt entscheiden noch eine Vielzahl weiterer Merkmale über die Prämie: Die Jahreskilometer gehören ebenso dazu wie der nächtliche Abstellplatz oder der Verzicht auf freie Werkstattwahl. Auch persönliche Kriterien spielen eine Rolle. Nachvollziehbar ist das beim Fahreralter, aber auch Beruf, Familienstand oder Immobilienbesitz können Einfluss auf die Beitragshöhe haben. Das ist alles ziemlich unübersichtlich, um einen Vergleich im Internet kommt man kaum herum.
Egal ob man danach tatsächlich kündigen will oder nur mit der Versicherung feilschen: Es bleiben nur noch wenige Tage Zeit. Bei den meisten Kfz-Policen beginnt das Versicherungsjahr nämlich am 1. Januar. Um die Kündigungsfrist von einem Monat einzuhalten, muss die Kündigung spätestens am 30. November beim Versicherer sein. Einige Versicherer, etwa Allianz, bieten ihren Kunden inzwischen auch einen flexiblen Versicherungsbeginn an. Dann ist der Wechsel genau ein Jahr später möglich. Wer den Kündigungsstichtag verpasst, kommt womöglich trotzdem noch aus dem Vertrag heraus, wenn die Versicherung den Beitrag fürs nächste Jahr erhöht. Dann gilt vier Wochen lang ein Sonderkündigungsrecht.
Quelle: ntv.de