Vorsicht Weihnachten Mit Schulden ins neue Jahr
07.12.2007, 11:21 UhrZum Fest der Liebe will sich niemand knickerig zeigen - schließlich schießt der Chef Ende November bei vielen ein Weihnachtsgeld dazu. Dennoch rutschen gerade zum Jahresbeginn viele in die Miesen.
Bei einigen ist der Heiligabend sogar dafür verantwortlich, dass der Weg in die Schuldnerberatungsstelle nicht mehr zu vermeiden ist - denn mancher übernimmt sich beim Geschenkekauf. Und die Inflation und die Preise für Lebensmittel und Benzin sind derzeit auf hohen Ständen angelangt.
"Viele vergessen, dass sie zum Jahresende Rücklagen bilden müssen", sagt Elvira Roth, Expertin für Budgetplanung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. So rechnen die Bundesbürger laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche mit 420 Euro Ausgaben für Geschenke in diesem Jahr. Gerade Anfang Januar sollte aber noch Geld auf dem Konto sein.
Versicherungsbeitr äge werden abgebucht
So werden Jahreszahlungen für Kfz- und Haftpflichtversicherung klassischerweise im Januar abgebucht. Andere gehen zu Jahresanfang für den Sportverein in Vorleistung, wieder andere zahlen den Skiurlaub oder die erste Rate für den Sommerurlaub. Der Hauptgrund ist Schuldnerberatern zufolge aber das Weihnachtsfest, wenn im Januar die Zahlen auf dem Kontoauszug rot sind.
"Dem Kind soll es nicht schlecht gehen, und die Elektromärkte werben mit zinsfreiem Ratenkauf" - das sind laut Marius Stark von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände in Berlin typische Gedanken in der Vorweihnachtszeit. "Im Januar und Februar kommen dann die Zahlungsaufforderungen - und viele, die zu uns kommen, haben diesen Spielraum auf dem Konto gar nicht."
Laut einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Neuss stieg die Zahl der als überschuldet geltenden Privatpersonen in diesem Jahr auf den neuen Höchststand von rund 7,3 Millionen Menschen. Bei etwa einer Million sei dafür "unangemessenes Konsumverhalten" verantwortlich. Die Schufa in Wiesbaden hat Ende November 2,9 Millionen überschuldete Deutsche gemeldet.
Überblick verschaffen
Dennoch wischen viele die Überlegungen zur Haushaltsplanung in der Vorweihnachtszeit beiseite. Wer aber auch in den anderen Monaten des Jahres nur gerade so mit dem Geld auskommt, sollte vor Weihnachten besonders vorsichtig sein, sagt Stark. Nicht die Verlockungen in den Geschäften, sondern der Stand des Girokontos sollte als Richtschnur dienen. "Nicht gleich losgehen - erst einen Überblick über das zur Verfügung stehende Geld verschaffen", rät Roth.
"Das Problem der meisten, die sich verschulden, ist, dass sie ihre künftige finanzielle Situation falsch einschätzen", sagt Stark. Dann kippt das Girokonto ins Minus. Dabei ist der Dispo-Kredit eine viel zu teure Art, sich Geld zu leihen: Laut der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt/Main lag der durchschnittliche Satz bei den Banken und Sparkassen Ende November bei 12,18 Prozent. Von Guthabenzinsen in dieser Höhe können Sparer nur träumen.
Schulden beim Versandhandel
Die meisten, die im Januar in die Schuldnerberatung kommen, haben Kreditschulden beim Versandhandel, so die Erfahrung von Werner Sanio, Vorstandsmitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung in Kassel. Denn per Mausklick lebt es sich noch schneller über die eigenen Verhältnisse.
Eine frühzeitige Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben kann helfen: "Miete, Energiekosten, Krankenversicherung - alles, was die Existenz sichert, steht an erster Stelle", sagt Stark. Sanio rät aber nicht zu Verzicht: "Wir sagen in der Beratung nicht: Bloß keine Spontankäufe. Man muss sich auch mal was gönnen." Nur darf dabei der Blick auf den Haushaltsplan nicht verloren gehen.
Quelle: ntv.de