Ratgeber

Jobchancen Mittelstand liegt vor Konzernen

Ingenieurmangel, zu wenig Facharbeiter, kaum Maschinenbauer, Schlosser oder Elektriker: Der Aufschwung hat die Arbeitslosenzahlen nach unten gedrückt, aber auch offenbart, dass es zu wenig gut ausgebildete Menschen für viele Branchen gibt.

Viele Unternehmen klagen über die schlechte Personalsituation, zugleich suchen Tausende Männer und Frauen weiter einen Job. Dabei schauen sich nicht wenige Bewerber zunächst bei großen Unternehmen um, obwohl die Chancen auf einen Arbeitsplatz in mittelständischen Betrieben oft größer sind.

Jeden Tag 50 neue Jobs

"An jedem Werktag entstehen bei uns rund 50 neue Stellen und das vor allem im Mittelstand", sagt Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Thüringen aus Erfurt mit Blick auf die Situation in diesem Bundesland. "Jobmotor sind insbesondere die Industrie und die unternehmensnahen Dienstleistungen." Besonders gut gefüllte Auftragsbücher seien aber auch bei exportierenden Branchen wie der Fahrzeug- und Fahrzeugzulieferindustrie, dem Maschinenbau sowie der Elektronik und der Elektrotechnik zu finden. Dennoch versuchen zahlreiche Joblose zunächst ihr Glück bei großen Firmen, obwohl es hier wegen des großen Andrangs geringere Chancen auf den begehrten Arbeitsplatz gibt.

"Es ist so, dass vielen Bewerbern größere Unternehmen attraktiver erscheinen als Mittelständler", erklärt Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft aus Berlin. Denn große Betriebe sind bekannter, und viele Menschen versprechen sich bei ihnen bessere und schnellere Aufstiegsmöglichkeiten. "Tatsächlich ist es aber so, dass mehr Beschäftigung im Mittelstand entsteht als bei großen Unternehmen", sagt Schäfer. Dadurch seien die Chancen auf einen Arbeitsplatz hier auch größer als bei den Branchenriesen. Auch wer es in höhere Positionen schaffen will, sei im Mittelstand an der richtigen Adresse.

Fehlender Bekanntheitsgrad

Dass zahlreiche Bewerber den Mittelstand bei der Jobsuche zunächst unterschätzen und deshalb vernachlässigen, bedeutet dem Arbeitsmarktexperten zufolge nicht, dass mittelständische Betriebe einen schlechten Ruf haben. Vielmehr erschwere der unzureichende Bekanntheitsgrad das Einwerben von Kräften, die nicht nur aus der Region kommen. "Wer in der Automobilindustrie Fuß fassen will, denkt eher an große Unternehmen wie Daimler", nennt Schäfer ein Beispiel.

Derzeit suchen viele Branchen qualifizierte Arbeitskräfte, ob nun in Großkonzernen oder bei kleinen bis mittelständischen Betrieben. "Laut jüngster IHK-Konjunkturumfrage will jeder fünfte Manager in der Industrie weiteres Personal einstellen", sagt Grusser. "Zwei Drittel planen, den Mitarbeiterbestand beizubehalten." Auch bei unternehmensnahen Dienstleistern stünden die Jobchancen gut.

Zwar sinkt in der Regel mit abnehmender Unternehmensgröße auch der Stundenlohn. Allerdings sind die Jobs im Mittelstand Schäfer zufolge oft sicherer. Auch die Chancen, nach relativ übersichtlicher Zeit in höhere Positionen aufzusteigen, seien ziemlich gut. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus Nürnberg arbeiteten im Jahr 2005 fast 80 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im privatwirtschaftlichen Sektor in Betrieben mit weniger als 500 Menschen.

Quelle: ntv.de

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