Kreative Studenten Neue Schummel-Techniken
27.07.2009, 10:50 Uhr
Ein fachlich fitter Sitznachbar ist natürlich auch sehr nützlich.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Verlockung ist groß: Handys, MP3-Player und USB-Sticks bieten viele Möglichkeiten, in Prüfungen zu schummeln. Wer sich erwischen lässt, muss aber mit harten Strafen rechnen. Die Vorschriften zu Handys oder MP3-Spielern sind strikt: "Wer sowas am Platz hat, hat nicht bestanden", sagt Hanna Römer, die das Studienbüro der Betriebswissenschaftler an der Universität Frankfurt leitet. Ihre Kollegin My-Sun Kim von den Rechtswissenschaftlern ergänzt: "Sollte ein Handy klingeln, wird das als Täuschungsversuch gewertet." Künftig drohen im Wiederholungsfall noch härtere Konsequenzen. Dann dürfen Schummler keine Prüfung mehr machen und werden indirekt gezwungen, die Uni zu verlassen.
Fälle versuchten Betrugs nehmen zu, wie Kim erzählt. Zum Beispiel werden Gesetzestexte, die in Jura-Klausuren erlaubt sind, beschriftet. "Auf einigen Blättern gibt es Freiraum, wo Definitionen drauf geschrieben werden können." Daher sehen Aufseher mittlerweile genau hin. Aber selbst das hilft nicht immer. "Manchmal werden leere Seiten in den Blattsammlungen so präpariert, dass sie wie gedruckt aussehen", sagt Kim. Da müsse schon sehr exakt geprüft werden, was bei bis zu 250 Studierenden pro Klausur jedoch schwierig sei.
Die technischen Möglichkeiten sind für viele verführerisch, glaubt Petra-Angela Wacker, Dozentin an der Universität in Mainz. "Das Internet macht es leicht. Viele sagen: Wenn ich es kann, dann mache ich es auch." Allerdings sei auch der Druck auf Studenten gestiegen. "Die Zahl derer, die es aus Verzweiflung tun, nimmt zu." In den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sind Wacker zufolge Probleme mit Schummlern fast programmiert, weil Klausuren in großen Gruppen geschrieben oder Multiple-Choice-Tests absolviert werden. Um sicher zu gehen, dass die Prüflinge keine Stellvertreter zum Test schicken ist es üblich, die Identität der Teilnehmer anhand der Ausweise zu prüfen. In den Geisteswissenschaften müssen oft eigene Aufsätze verfasst werden, hier ist das Schummeln ohnehin schwieriger.
Elektronische Klausuren
In Mainz werden heute viele Klausuren an Computern geschrieben. Diese elektronischen Prüfungen erfordern besondere Sicherheitsvorkehrungen, erläutert Günter Wetter vom Zentrum für Datenverarbeitung. So ist etwa der Internetzugang blockiert. Am Anfang habe jemand versucht, sich in das System einzuhacken. Doch das habe anhand der IP-Adresse den Eindringling erkannt.
Auch an der Universität Koblenz-Landau gibt es elektronische Klausuren - und technische Sicherungen. Prüfungen werden auf einem bestimmten Betriebssystem geschrieben. "Das ist so abgespeckt, dass USB-Sticks nicht erkannt werden", erklärt Peter Ferdinand vom Institut für Wissensmedien. "Und es gibt Aufsichtspasswörter, die erst im Klausurraum bekanntgegeben werden." Absolut sicher könne ein System zwar nie sein, doch den meisten werde Schummeln so verleidet.
Aber auch traditionelle Tricks sind noch aktuell. "Wenn, dann ist es der Klassiker, die Notiz auf der Hand oder der Spickzettel", sagt Römer. Und ab und zu würden Studenten beim Nachschlagen auf der Toilette erwischt. Diese Taktik kennt auch Wacker: "Ich merke bei mancher Klausur, dass der Harndrang erhöht ist."
Quelle: ntv.de, dpa