Ratgeber

Berufsunfähigkeit Policen im n-tv-Test

Gleisbauer, Pflegekräfte, Maurer - in solchen Berufen halten viele nicht bis zur Rente durch. Doch das Risiko berufsunfähig zu werden, beschränkt sich nicht auf körperlich strapaziöse Tätigkeiten. Die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit (BU) sind Störungen im Skelett- und Bewegungsapparat, dazu zählen auch die klassischen Rückenleiden und Haltungsschäden von Schreibtischarbeitern. Über 20 Prozent der Berufsunfähigkeitsfälle beruhen auf Nervenkrankheiten also psychischen Leiden, die vor Bürotüren nicht halt machen. Das individuelle Risiko ist also meist höher als gedacht ein guter Grund für eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Aber welche? Das zu beurteilen ist nicht ganz einfach, denn der Preis ist nicht das einzige Kriterium bei der Auswahl. Was nützt die günstigste Versicherung, wenn sie im Ernstfall nicht zahlt?

Langfristig sicher?

Im Test von n-tv und Focus Money ist der Preis deshalb nicht das einzige Kriterium. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, müssen auch Bonität und Versicherungsbedingungen betrachtet werden. Das Rating-Institut Franke & Bornberg hilft dabei. Zunächst gilt es, die Finanzstärke zu bewerten, schließlich wäre es fatal, wenn die Versicherung ihren langfristigen Verpflichtungen nicht nachkommen könnte.

Der Bonitäts-Test berücksichtigt die Bewertungen der großen internationalen Rating-Agenturen. Das "bombensichere" Triple-A - Etikett trägt keine der untersuchten Versicherungsgesellschaften, bei sieben reichte es aber immerhin für die Einstufung als "sehr stark". Die fünf besten: Aachen Münchener, Allianz, Axa, DBV-Winterthur und Volksfürsorge.

Verträge unter der Lupe

In der Vergangenheit waren Vertragsbedingungen oft so formuliert, dass sich Versicherer nur schwer in die Pflicht nehmen ließen. Das hat nicht unbedingt zum guten Ruf der BU beigetragen - wer will schon eine Versicherung abschließen, bei der er möglicherweise erst um seine Rechte prozessieren muss? Vieles hat sich inzwischen zum Besseren gewendet, umstrittene Klauseln wie die "abstrakte Verweisung" sind aus den meisten Verträgen verschwunden.



Doch mittlerweile ziehen die Versicherer die Zügel wieder an, hat Michael Franke von Franke & Bornberg beobachtet. Die Leistungsmerkmale seien 2008 teilweise unter das Niveau von 2007 gesunken: " Viele Anbieter haben das neue Versicherungsvertragsgesetz genutzt, um ihre Produkte zu verändern - nicht immer zum Guten. Denn für den Versicherer ist die BU nicht immer nur ein Gewinngeschäft", so Franke.

Eine intensive Prüfung der Versicherungsbedingungen ist also immer noch unabdingbar. Gute Tarife erkennt man beispielsweise daran, dass die BU-Rente vom ersten Tag der Berufsunfähigkeit an gezahlt wird und dass sie schon ab einer Berufsunfähigkeit von 50 Prozent greift. Die Qualität des Vertrags offenbart sich aber schon früher. Die Tester überprüften deshalb auch die Regelungen bei Zahlungsschwierigkeiten und Arbeitslosigkeit oder die Kommunikation während der Leistungsprüfung. 17 Versicherungen glänzen hier mit der Bewertung "hervorragend". Sechs von ihnen ließen sich noch tiefer in die Karten schauen: Sie stellten sich dem internen Unternehmens-Check der Analysten. Diese interessierten sich beispielsweise für Bearbeitungszeiten, Rücktrittsquoten und Maßnahmen zur nachhaltigen Qualitätsverbesserung.

Die Kosten

Zu guter Letzt wollen potentielle Kunden vor allem eins wissen: Was kostet das ganze? Im Angebot für eine BU-Versicherung sind normalerweise zwei verschiedene Posten aufgeführt: Der Nettobeitrag und der Bruttobeitrag. Der Nettobeitrag ist der Satz, der nach Verrechnung der Überschüsse im ersten Versicherungsjahr tatsächlich zu bezahlen ist. Er wird jährlich neu festegelegt. Der Bruttobeitrag spiegelt das "Worst-case-Szenario", ist also der höchstmögliche Rahmen, bis zu dem der Satz steigen kann.



Ein niedriger Nettobeitrag ist natürlich schön, doch je größer der Abstand zum Bruttobeitrag ist, desto höher ist das Potential für Tarifsteigerungen. Der Beispielkunde im Test ist ein 30-jähriger Anwalt, also ein junger Beschäftigter in der niedrigsten Risikogruppe. Er zahlt bei der WWK im ersten Jahr gute 30 Euro monatlich theoretisch kann der Beitrag aber auf 67 Euro steigen. Ausgewogener ist die Lage bei der Dialog. Liegt der Nettobeitrag bei 41,50 Euro, so sind es Brutto gut 59 Euro.

Das Gesamtergebnis

In der Gesamtwertung kommt die Dialog denn auch auf einen der ersten drei Plätze. Ebenfalls in Spitzenpositionen: Aachen Münchener und WWK. Finanzstärke, Produktbewertung und Beitragssätze haben die Tester jeweils zu einem Drittel in das Ergebnis einfließen lassen.

Eins muss übrigens jedem Versicherungswilligen klar sein: Wer beim Aufnahmeantrag schummelt, hat auch beim besten Versicherer im Ernstfall schlechte Karten.

Quelle: ntv.de

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