Jeder 40. ist eingeschrieben Rekord bei Studienanfängern
01.12.2008, 13:45 UhrNoch nie haben sich so viele junge Leute für ein Studium entschieden: Nach ersten vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes schrieben sich im Studienjahr 2008 insgesamt 385.500 Erstsemester an deutschen Hochschulen ein - ein Rekordwert. Auch die Studienanfängerquote - der Anteil der Studienanfänger an der gleichaltrigen Bevölkerung - hat mit fast 40 Prozent einen neuen Höchststand erreicht, wie die Statistiker mitteilten. Vor allem Fachhochschulen konnten mehr junge Leute anlocken. Das Deutsche Studentenwerk und die Hochschulrektorenkonferenz begrüßten den Hochschulboom, mahnten zugleich aber weitere Investitionen an.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Erstimmatrikulierten um 7 Prozent. Besonders große Zuwächse verzeichneten Fachhochschulen mit 13 Prozent mehr Studienanfängern. Hingegen verbuchten die Universitäten nur ein Plus von 3 Prozent. Im Ländervergleich führt das Saarland mit 15 Prozent mehr Studienanfängern. Es folgen Brandenburg und Hessen mit Steigerungen von jeweils 14 Prozent und Hamburg mit 12 Prozent. Lediglich in Sachsen (minus 2 Prozent) und Bremen (minus 0,2 Prozent) war eine rückläufige Tendenz erkennbar. Der Studiengang Maschinenbau/Verfahrenstechnik verzeichnete mit 11 Prozent mehr Erstimmatrikulierten besonders hohe Zuwächse.
Als einen möglichen Grund für den Studienanfängerrekord nannte Thomas Feuerstein vom Statistischen Bundesamt die Tatsache, dass es aufgrund der verkürzten Gymnasialzeit in einigen Ländern doppelte Abiturjahrgänge gebe. Auch die Abschaffung der Studiengebühren in Hessen könne möglicherweise eine Rolle spielen. "Wir vermuten aber auch, dass wegen der schlechteren Arbeitsmarktlage vielleicht mehr Abiturienten anfangen zu studieren."
Im gerade begonnenen Wintersemester 2008/2009 sind laut den Statistikern insgesamt 2,01 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland eingeschrieben - knapp vier Prozent mehr als im Vorjahr. Damit wird erstmals seit dem Wintersemester 2003/2004 wieder die Zwei-Millionen-Grenze überschritten. 70 Prozent der Frauen und Männer studieren an Universitäten oder vergleichbaren Hochschulen, 30 Prozent an Fach- oder Verwaltungsfachschulen. Der Anteil der Studentinnen liegt unverändert bei 48 Prozent.
Das Deutsche Studentenwerk (DSW) mahnte Bund und Länder angesichts der Entwicklung, Hochschulen und Studentenwerk nun nachhaltig auszubauen. "Die deutsche Hochschulpolitik darf jetzt nicht die Hände in den Schoß legen", erklärte DSW-Generalsekretär Achim Meyer. Er forderte, den Hochschulpakt II ausreichend zu finanzieren und ihn mit dringend erforderlichen Investitionen in die soziale Infrastruktur beziehungsweise die Studentenwerke zu flankieren. Auch die Hochschulrektorenkonferenz betonte die Notwendigkeit weiterer Investitionen. Für die dringendsten Maßnahmen bräuchten die Hochschulen bis 2020 im Schnitt zusätzliche drei Milliarden Euro pro Jahr.
Die Bundestagsfraktion der Linken appellierte mit Blick auf die Wiesbadener Zahlen, das Studium bundesweit kostenfrei anzubieten. "Die hessische Entscheidung zur Abschaffung der Studiengebühren leistet einen erheblichen Beitrag dazu, dass das Ziel einer Studierendenquote von 40 Prozent eines Altersjahrgangs in greifbare Nähe gerückt ist", erklärte die bildungspolitische Sprecherin Nele Hirsch in Berlin.
Quelle: ntv.de