Ratgeber

Prunkbauten warten auf Käufer Schlösser für 200.000 Euro

Holzgetäfelte Decken und Wände, stuckverzierte Fenster und Türbögen, steinerne Löwenskulpturen im Eingangsbereich - wer heute Schloss Schwante betritt und auf den weitläufigen Park blickt, bekommt eine Ahnung von der barocken Pracht, die hier einst geherrscht haben muss. Doch das ist lange her, seit Jahren liegt das Schloss im Dornröschenschlaf. Der Putz blättert und legt das Mauerwerk frei, einige der kaputten Fenster sind behelfsmäßig abgedichtet.

Der Schwanter Bürgermeister Helmut Jilg ist öfter hier. Immer wieder geht er mit potenziellen Investoren durch den Park, erzählt all die Geschichten rund um das Schloss Schwante. Erbaut in den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts, hat es zahlreiche Bewohner erlebt. Dabei diente es nicht nur Adelsgeschlechtern als Residenz, sondern wurde auch als Kindergarten, Krankenhaus und Verwaltungssitz genutzt. Letzter Pächter war ein zwielichtiger Generalkonsul, der das Schloss nicht wie versprochen wieder herrichtete, sondern weiter verfallen ließ.

1996 wurde der untätige Bewohner herausgeworfen, seitdem sucht der Bürgermeister einen Käufer. 200.000 Euro schweben der Gemeinde als Verkaufspreis vor, das ist der aktuelle Verkehrswert des Objektes. Ein Schnäppchen, wie es scheint. Doch bei 200.000 Euro bleibt es nicht. Denn bei der Restaurierung haben auch die Denkmalschützer ein Wort mitzureden.

Fensterdetails, Kelleranlagen, Raumaufteilung - all dies muss der Käufer bei der Renovierung beachten und kann nicht einfach nach Belieben umbauen. Uta Schaubs von der Denkmalbehörde Wünsdorf formuliert die Ansprüche an mögliche Investoren: "Wir wünschen uns ein Nutzungskonzept, das mit der Originalsubstanz in Einklang zu bringen ist."

Goldgrube oder Kostenfalle?

Insgesamt schätzen Gutachter die Restaurierungskosten unter denkmalgerechten Aspekten auf fast drei Millionen Euro. Eine Menge Geld. Die bloße Liebe zum Haus reicht Banken aber nicht aus, um als Finanzier zur Verfügung zu stehen. Der Käufer sollte schon einen genauen Plan haben, wie er die nötigen Mittel aufbringen und verwenden will. Ohne die nötige Bonität läuft gar nichts, betont Alexander Paul von der Weberbank: "Auch unvorhergesehene Kosten müssen gedeckt werden können." Das ist wichtig, weil sich während eines so aufwendigen Vorhabens wie einer Schlossrenovierung immer wieder neue Baustellen auftun.

Schlösser, Herrenhäuser und Parkanlagen stehen gerade in den neuen Bundesländern zahlreich zum Verkauf. Viele wurden zu DDR-Zeiten vernachlässigt und zweckentfremdet, heute fehlt den Gemeinden in der Regel das Geld, um die Häuer selbst zu restaurieren. In Brandenburg ist der Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark eine erste Anlaufstelle für Investoren. Auch in Mecklenburg Vorpommern und Sachsen Anhalt existieren ähnliche Vereine. In Sachsen und Thüringen können sich Interessenten direkt an die Landesämter für Denkmalpflege wenden.

Arbeitsplätze erwünscht

Für die künftige Nutzung von Schloss Schwante und des riesigen Parks bieten sich zahlreiche Möglichkeiten. Dass auch ungewöhnliche Konzepte eine Chance haben, beweist das benachbarte Schloss Sommerwalde. Hier zog im Jahr 2000 eine buddhistische Begegnungsstätte ein. Für Schloss Schwante interessierten sich bislang Pferdezüchter, Hoteliers, Privatleute und Gastronomen. Festlegen, wie der Investor konkret aussehen soll, will sich Bürgermeister Jilg noch nicht, aber er weiß, was er und die Menschen in und um Schwante wollen: "In der strukturschwachen Region Oberhavel geht es in erster Linie um die Schaffung neuer Arbeitsplätze." Außerdem wünscht er sich, dass der Park für die Bevölkerung zugänglich bleibt. Gerade hat sich wieder ein möglicher Käufer gemeldet. Die Idee klingt viel versprechend. Und wenn alles gut läuft, wird man wohl bald wieder von Schloss Schwante hören.

Quelle: ntv.de

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