Bauen mit Tradition Fachwerkhäuser neu gebaut
19.11.2013, 18:30 UhrEin Eigenheim von der Stange: Niedrige Decken, Rauhfaser, Laminat und Baumarktfliesen - so sieht es aus in Millionen von deutschen Wohnhäusern. Dabei träumen die meisten eigentlich von einem schicken Altbau mit viel Charme und Flair. Dass modern und alt kein Widerspruch sein muss, beweist ein Architekt aus Hannover. Er baut Fachwerk in brandneu.
Sie sind quadratisch, praktisch und energie-effizient - aber auch irgendwie ein bisschen langweilig, denn Neubauten sehen häufig ziemlich gleich aus. Wer es gerne individueller mag, dem könnte vielleicht ein traditionelles Fachwerkhaus gefallen. Aber keine Sorge: nur das Aussehen ist alt, der Rest ist neu, wie Albin Homeyer, Architekt "Der Spieker" erläutert: "Wir erfinden das Rad nicht neu. Wir kopieren die alten Meister. Das was modern ist, ist die Haustechnik, die natürlich modern sein muss, weil sie sonst heute kein Haus mehr bauen dürfen."
Das Fachwerkland Niedersachsen: Hier an den Rändern der Stadtgebiete gibt es noch viele alte Höfe mit unverbautem Blick über die Felder. Das war der Grund für den Architekten Albin Homeyer, die traditionelle Bauweise unter dem Namen "Der Spieker" wieder zum Leben zu erwecken. Also etwas, das in die Gegend passt und nicht wie ein Fremdkörper wirkt. Nachhaltig sollte es sein und dabei auf neuestem technischen und ökologischen Niveau.
Traditionelle Zimmermannskunst
Für die massive Fachwerk-Konstruktion wird entweder Eichen- oder Douglasienholz verwendet. Und wenn möglich kommen die Materialien und Gewerke aus der Region. In einem Betrieb in Hildesheim bei Hannover werden die Holzbalken heute zwar auf modernsten Maschinen zugesägt, aber später noch immer in traditioneller Zimmermannskunst ineinandergesteckt, ohne Leim oder metallische Verbinder – nur mit Holznägeln. Nur wenige Betriebe können das heute noch anbieten.
Holzsprossenfenster, profilierte Balkenköpfe und Giebelfachwerk – genau wie früher sehen die neugebauten Fachwerkhäuser von heute aus. Auch die Baustoffe – altbewährt: Lehm, Holz und Natursteine kombiniert mit modernster Technik.
Um die 15 Fachwerkhäuser plant der Architekt pro Jahr, manchmal sind es sogar ganze Fachwerkdörfer. Wie in Isernhagen, nördlich von Hannover. In diesem Dorf im Dorf gibt es Einfamilien, Mehrfamilien- und Doppelhäuser. Alle unterschiedlich und doch wirkt es wie eine Einheit. Aber innen hat jeder freie Gestaltungsmöglichkeiten. Und das kommt an. Vor allem bei denjenigen, die mit ihren jungen Familien rausziehen möchten.
Qualität hat ihren Preis
Für das kleinste Fachwerkhaus mit 130 Quadratmetern und der einfachsten Ausstattung muss man um die 250.000 Euro zahlen. Das Grundstück kommt dann noch dazu. Trotzdem ist es das den Kunden, die zu 90% aus Konzernmanagern und Ärzten bestehen, offenbar wert.
Neuerdings können potentielle Bauherren in einem der Fachwerkhäuser sogar Probewohnen. Damit sie wissen wie es sich anfühlt in einem modernen Traditionshaus. Und bevor sie dann selber eins bauen, dass 500 Jahre lang halten soll, so wie ihre historischen Vorbilder.
Quelle: ntv.de