"Ratgeber Freizeit & Fitness" vom 14.12.2012 (Wdh. 15.12.) Gut versichert in den Skiurlaub
14.12.2012, 18:30 UhrAuf Brettern über die Pisten rasen, mitten durch staubenden Schnee: Für Skifans beginnt jetzt die schönste Zeit des Jahres - Doch selbst die besten Skifahrer rasen Pisten mit einem treuen Begleiter hinunter: dem Risiko. Ein zu waghalsiger Schwung, zu viel Tempo oder ein unvorhergesehenes Hindernis - und schnell sitzt man verletzt auf dem Hosenboden. Das kann nicht nur schmerzhaft sein, sondern auch teuer: Der Transport ins Tal und zum Arzt, Privathonorare und eine eventuell notwendige Heimfahrt im Krankenwagen können sich schnell auf mehrere tausend Euro summieren. Zumindest den finanziellen Schaden kann vermeiden, wer sich richtig versichert hat.
Kurz nach halb neun. In den meisten Skigebieten in den Alpen werden die Lifte angeworfen. Die Pisten sind noch leer… Doch in wenigen Stunden werden sich hier wieder die Menschen ballen… Um bei Unfällen möglichst schnell zu helfen… bereitet die Crew des Rettungshelikopters mit dem schönen Rufnamen Martin 8 alles für einen möglichen Einsatz vor… Die Crew, das sind Pilot Georg… Ärztin Gudrun und Flugretter Marco … Wir werden Sie heute einen Tag begleiten…
Georg Groger, Pilot: "Bei uns fängt der Tag eigentlich um halb acht Uhr an mit dem Checken von der Maschine, mit den ärztlichen Sachen, also den Medikamenten. Es sollte sowieso alles in Ordnung sein, aber einfach noch mal rein routinemäßig."
Während die Helikopter-Crew in Hochgurgl alles für ihren ersten Einsatz vorbereitet… sind die Kollegen von der Pistenrettung in Sölden schon im Einsatz…… Ein junger russischer Snowboarder hat sich am Bein verletzt… ein Rettungshelikopter wird nicht angefordert… Die Retter bringen den jungen Mann mit der Pistenraupe direkt zur Gondelstation… von dort geht es dann ins Krankenhaus… Für ihn ist der Skitag schon vorbei, bevor er für die meisten anderen gerade erst begonnen hat… Auf allen Skipisten dieser Welt gilt: Jeder Skifahrer trägt sein eigenes Risiko sich zu verletzen… Er muss also selbst einschätzen, wie und wo er fährt… Deshalb ist es auch wichtig gut versichert zu sein. Aber welche Versicherungen braucht denn jeder Skifahrer?
Thomas Summerer, Rechtsanwalt: "Ich würde jedem Skifahrer empfehlen dass er eine Haftpflichtversicherung abschließt. So wie man sie auch kennt aus den täglichen Leben oder auch vom Autoverkehr, dass man eben dann von der Versicherung Geld kriegt bzw. die Versicherung einspringt wenn jemand anders zu Schaden kommt."
Genau wie die Unfallversicherung…
Thomas Summerer, Rechtsanwalt: "Die ist immer sinnvoll. Weil Sie natürlich dann zahlt wenn man selbst zu Schaden kommt und der Schädiger beispielsweise flüchtet.
Ganz wichtig natürlich bei Reisen ins Ausland: Die Ausland-Reisekrankenversicherung… Denn sonst kann zum Beispiel der Abtransport mit dem Helikopter sie locker ein paar tausend Euro kosten. Kurz vor elf Uhr… Die Pisten werden voller… Noch kann sich unsere Helikopter-Crew in Ruhe besprechen… Doch je später der Tag, desto wahrscheinlicher ein Einsatz…
Gudrun Walter, Notärztin: "Das ist sicher auch ein bisschen wetterabhängig, aber meistens beginnt´s dann so gegen Mittag interessant zu werden."
Im Pitztal ist eine Snowboarderin gestürzt… und bewusstlos… In solchen Fällen geht es um jede Sekunde… In nicht einmal zwei Minuten ist der Helikopter in der Luft… Und auf direktem Weg geht es die wenigen Kilometer Luftlinie ins benachbarte Pitzal… Dort wartet schon die Pistenrettung… Erste Entwarnung… Die junge Snowboarderin ist wieder bei Bewusstsein… Sie ist aber direkt aufs Gesicht gefallen.. Glücklicherweise hat sie einen Helm getragen… Nach der Unfall-Versorgung vor Ort bringt der Rettungs-Helikopter sie auf schnellstem Wege ins Krankenhaus nach Zams…
Gudrun Walter , Notärztin: "Das war im Prinzip eine Snowboarderin, die bei einem Sprung gestürzt ist trotz Helm eine jetzt einmal zur primären Einschätzung leichte Gehirnerschütterung erlitten hat. Sie war kurzzeitig bewusstlos und hat - weil sie direkt im Gesicht aufgefallen ist - da auch dementsprechende Verletzungen gehabt."
Es wird Mittag… So langsam kommen bei diesem Traumwetter auch die Langschläfer auf die Piste… Je voller es wird… Desto wichtiger ist das Einhalten der Pisten- Regeln des Internationalen Skiverbandes… Aber wie heißen die denn noch mal???
Andreas König, Deutscher Skiverband: "Verhalte dich so, dass du niemand anderen gefährdest. Und fahr so umsichtig, dass du auch keine Gefahr für andere darstellst, d.h. nicht hinter Kuppen hinter Kanten anhalten. Nicht an Engstellen anhalten. Und auch wenn ich losfahre in die Piste noch mal den Blick nach oben, den Schulterblick nach links und nach rechts, den man vom Straßenverkehr kennt."
Diese Regeln haben inzwischen den Status des Gewohnheitsrechts… Das heißt, sie haben auch bei rechtlichen Streitigkeiten Gültigkeit…
Thomas Summerer, Rechtsanwalt: "Die FIS-Regeln werden von der Rechtssprechung regelmäßig herangezogen um den Sorgfaltsmaßstab zu konkretisieren. D.h. wie sorgfältig muss jemand auf der Piste fahren. Das wird durch die FIS-Regeln festgelegt. Wer darf wann überholen. Von oben, von unten, wenn man quert..."
Der erste Einsatz ist vorbei… Unsere Helikopter-Crew kehrt zu ihrem Stützpunkt nach Hochgurgl zurück. Und alles wird für den nächsten Einsatz vorbereitet… So ein Einsatz kann schließlich jede Sekunde kommen…
Gudrun Walter , Notärztin: Das ist ganz unterschiedlich. Das kann von gar keinem Einsatz bis zu 6,7,8 Einsätzen sein. Das hängt davon ab wie gut die Schneelage ist. Wie viel Leute unterwegs sind."
Heute sind insgesamt neun Ski-Invaliden an Bord des so genannten Gips-Bombers. Durchs Fenster bleibt ihnen jetzt nur noch ein letzter sehnsüchtiger Blick auf die verschneiten Berge.
Ob Holländer oder Deutscher… Das kann auch einen Unterschied aus machen, was die Rechtssprechung angeht: Normalerweise gilt das Recht der Ortes an dem der Unfall passiert… Wenn aber zwei Deutsche zusammen stoßen, dann gilt deutsches Recht… Das kann vor allem auch dann entscheidend sein, wenn ein Vorfall auf der Piste strafrechtliche Konsequenzen hat…
Thomas Summerer, Rechtsanwalt: "Wenn sie jemanden am Körper verletzen dann gibt es auch die fahrlässige Körperverletzung. Das muss also nicht vorsätzlich passieren. Sondern es genügt auch Fahrlässigkeit ... Es gibt auch unterlassene Hilfeleistung genauso wie im Straßenverkehr. D.h. wenn sie jemanden sehen, der sich verletzt hat, der am Boden liegt, der blutet oder der Schmerzen hat. Dann müssen sie ihm helfen."
Kurz nach vier… In Hochgurgl hebt Martin 8 zu seinem zweiten Einsatz heute ab… Ein Unterschenkelbruch heißt es zuerst… Doch während des Fluges ändert sich das Ziel… Denn in dem Skigebiet, das sie Crew gerade überfliegt ist ein kleiner Junge in einen eiskalten Bach gefahren… Offen.. Glück für ihn, dass Gudrun und ihre Kollegen gerade in der Nähe waren… Sie fliegen ihn und seinen Vater ins Krankenhaus nach Innsbruck…
Gudrun Walter, Notärztin: "Ja, ein kleines Kind, also siebenjähriger Bub, ist etwas zu schnell unterwegs gewesen und ist von der Piste abgekommen. Normalerweise ist dieser Bach aufgrund des Schnees bedeckt aber diesmal ist er freigewesen, weil eben nicht so viel Schnee ist. Und er ist mitten in diesen Bach hineingefallen. Das Problem war vor allem weil er komplett nass war und dann ist man binnen kürzester Zeit natürlich ausgekühlt."
Nach seinem zweiten Einsatz kehrt Martin 8 zum Stützpunkt nach Hochgurgl zurück… Zwei Einsätze. Eine Gehirnerschütterung und ein kleiner Junge mit Unterkühlung… Für die Crew was es ein relativ ruhiger Tag…
Gudrun Walter , Notärztin: "Es gibt noch ruhigere Tage wenn man überhaupt keinen Einsatz hat. Es ist natürlich nicht wahnsinnig viel los gewesen. Aber man kann dann nur sagen Gott sei Dank! Es ist den Leuten nichts passiert. Es sind alle einigermassen moderat gefahren und haben aufgepasst."
Und so geht der Tag genauso ruhig zu Ende wie er begonnen hat… Hoch oben auf gut 2000 Metern…
Quelle: ntv.de