Stummer Zeuge Was bringt die Black-Box im Auto?
21.01.2014, 18:30 Uhr
Wer rast zahlt mehr, vorsichtige Autofahrer werden dagegen belohnt! In den USA und Großbritannien, sind solche Tarife, bei denen die Versicherungsprämie vom Fahrstil abhängt, bereits gang und gäbe. Jetzt kommt auch in Deutschland der erste Anbieter an den Markt. Doch was bringt das Fahren unter ständiger Beobachtung wirklich und welchen Preis müssen Autofahrer dafür bezahlen?
Sie ist gerade mal so groß wie eine Zigarettenschachtel: die Black-Box fürs Auto. Einmal im Fahrzeug angeschlossen, kontrolliert die Box das komplette Fahrverhalten und sammelt alle Daten genauso wie die Black-Box in Flugzeugen - nur im Auto werden die Gespräche des Fahrers nun nicht mitgeschnitten.
Trotzdem: wer rasant beschleunigt, öfter mal eine Vollbremsung hinlegt oder schneller fährt als erlaubt - die Box wird all das messen. Und neuerdings die Daten auch noch direkt an die Versicherung schicken, wie Jürgen Cramer von der Sparkassen DirektVersicherung AG erläutert: "Diese Box gibt Feedback zum Fahrtverhalten des Kunden, diese Box hilft dann auch Versicherungsprämie zu sparen. Der Kunde, der diese Box haben möchte, bekommt ein Angebot von Service-Werkstätten, die Box wird eingebaut, er bekommt einen entsprechenden Internetzugang."
Und mit diesem Zugang kann dann der Kunde die gesammelten Daten der Box einsehen.
Aus der Fahrweise wird automatisch ein Punktewert errechnet, der dann an die Versicherung geht, bleibt der Wert über 80 - das heißt der Kunde fährt immer vorsichtig - gibt es 5 Prozent auf die Prämie.
Noch ist das ein Pilotprojekt und die Black-Box - die kostet erst mal, bevor sie sich rechnet - hier unsere Beispielrechnung:
400 Euro im Jahr - so viel zahlt der Versicherungskunde im Durchschnitt pro Jahr für die KFZ-Versicherung. Gerade mal 5 Prozent Rabatt gibt die Versicherung auf die nächste Prämie - das macht 20 Euro Ersparnis. Allerdings: der Service mit der Black-Box kostet ja schon rund 71,40 Euro im Jahr. Also um nur Versicherungprämie zu sparen: dafür würde sich der Einbau nicht rechnen.
Die Versicherungen werben daher auch mit vielen Zusatzfunktionen: Der eingebaute Aufprallsensor erkennt Unfälle – bei einem Crash wird so automatisch ein Krankenwagen gerufen. Und ein Satellit kann nachvollziehen, wo sich das Fahrzeug befindet. Macht es also einfacher, das Auto zu finden, wenn es gestohlen wurde.
Fünf Versicherungen testen derzeit in Deutschland das System mit der Box. Datenschützer, wie Ulrich Lepper, Landesbeauftragter Datenschutz NRW, sehen die Entwicklung allerdings mit Sorge: "Wenn die Entscheidung des Kunden freiwillig ist - dazu gehört eine umfassende Information - dann ist es in Ordnung. Ich habe aber Zweifel daran, dass diese Freiwilligkeit zu halten sein wird. Wir befinden uns auf einen gefährlichen Weg. Ich kann nur davor warnen, dass sie ihre Tarife in Zukunft möglicherweise so gestalten, dass ein gewisser Druck erzeugt wird diesen Individualtarif zu wählen um den Preis der Preisgabe der persönlichen Daten."
Eine Black-Box im Auto - das ist in den USA und in weiten Teilen Europas längst normal und geht sogar noch weiter. In Italien beispielsweise weiß die Versicherung immer, wo sich der Kunde gerade aufhält. Sicherer wurde dadurch auch der Verkehr in Italien: Seit Einführung des Systems seien die Unfallzahlen um siebzehn Prozent gesunken, behaupten die Versicherer.
Zurück nach Deutschland. Mit der Black-Box bei der Versicherung Geld sparen? Mit fünf Prozent ist da der Spareffekt noch nicht wirklich spektakulär. Dennoch haben die Boxen wesentliche Sicherheitsvorteile. Günter Trunz vom ADAC Westfalen e. V. empfiehlt daher genau zu prüfen, was Sie benötigen und im Zweifel selbst im Handel eine Box zu kaufen: "Der Autofahrer oder Verbraucher hat die Wahl zwischen einem großen Gesamtpaket mit unendlich vielen Daten, die er sich anschafft oder sich kleine Stückchen daraus nimmt - wie zum Beispiel den Diebstahlsschutz oder die Notfallmeldung, wenn es zu einem Unfall gekommen ist."
Solche Sicherheitssysteme gibt es inklusive Einbau bereits ab 100 Euro. Und vorsichtiges Fahren zahlt sich ja immer auch - ob nun mit oder ohne Box.
Quelle: ntv.de