Verpackungs-Mogelei Shrinkflation: Wie man versteckte Preiserhöhungen erkennt
30.08.2023, 10:17 Uhr Artikel anhören
Verbraucher sollten genau hinschauen bei Verpackungsgröße und Inhalt.
(Foto: Benjamin Nolte/dpa-tmn)
Wer geht schon mit alten Packungen einkaufen, um Inhaltsmengen zu vergleichen? Genau darauf setzen Anbieter, die den Inhalt ihrer Packungen diskret schrumpfen lassen. Was hinter Shrinkflation steckt.
Wenn man beim Einkauf auf Packungen Aufdrucke wie "New Size" oder "Neue Form für feineren Genuss" entdeckt, sollten die Alarmglocken schrillen. Was sich im ersten Moment nach verbraucherfreundlichen Vorteilen anhört, könnten versteckte Preiserhöhungen sein. Darauf weisen die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) und die Stiftung Warentest hin.
Weniger Inhalt in kaum merkbar veränderter Packung nennt sich Shrinkflation. Der Begriff setzt sich aus dem englischen Wort "shrink" für "schrumpfen" und Inflation zusammen. Illegal sei das nicht, aber eine Kostenfalle, so die Verbraucherschützer. Sie sammelten Beispiele, in den plötzlich etwa weniger Chips, Kakaogetränkepulver oder Gummitiere in einer Tüte, "geschrumpfte" Lachsfilets oder ein Eis weniger in einer Packung steckten.
In diesem Jahr hat Shrinkflation Hochkonjunktur. Von Januar bis Ende Juni registrierte die VZHH mehr Beschwerden als je zuvor. "Aus Hunderten Meldungen sind 65 neue Fälle für die Liste zusammengekommen", sagt Armin Valet, der für die Mogelpackungsliste zuständige Referent der VZHH. Der Trend begann bereits 2022: Vom ersten auf das zweite Halbjahr hätten sich die bestätigten Fälle fast verdoppelt - von 28 auf 52. Verschiedene Produktgruppen seien betroffen, etwa Chips, Eis, Süßigkeiten, Waschmittel, Tierfutter und Käse. Das Phänomen fiel früher überwiegend bei klassischen Marken auf, inzwischen öfter auch bei Discounter- und Biomarken. "Die Marktführer machen es vor, andere ziehen nach", sagt Valet.
Mehrere Spielarten
Shrinkflation kennt mehrere Spielarten: Mal verringert ein Hersteller die Füllmenge und hält den Preis konstant, wie beim Kakaogetränkepulver Suchard Express. Mal sinkt der Preis leicht, der Inhalt ist aber so stark verknappt, dass sich das Produkt real verteuert, wie etwa bei einem Garnier-Shampoo. Besonders dreist: geschrumpfter Inhalt, gestiegener Preis - zum Beispiel bei einem Mundwasser von Listerine.
Die Verbraucherschützer raten daher, sich die Inhaltsmengen von Produkten, die man öfter kauft, zu notieren. Skepsis sei auch bei Innovationen, Preisaktionen, modernerer Aufmachung, neuen Sorten oder Maxigrößen angebracht. Sie könnten teurer sein als das gewohnte Produkt, das mitunter nur ein Regel weiter steht.
Quelle: ntv.de, awi/dpa