Kampf dem Wucher So gelingt der Wechsel
14.09.2007, 08:30 UhrSeit Juli brauchen sich die Stromanbieter Preiserhöhungen nicht mehr von der staatlichen Preisaufsicht genehmigen zu lassen. Ein Freibrief für die Versorger, kräftig an der Preisschraube zu drehen. Mehr als 150 Anbieter haben ihre Kunden bereits schriftlich über die Preiserhöhungen informiert. Familie Schumann aus Potsdam hat bislang nur aus der Presse von der bevorstehenden Preiserhöhung ihres Versorgers erfahren. Bei einer fünfprozentigen Erhöhung müssten sie gut 60 Euro mehr bezahlen - Grund genug, sich nach Alternativen umzusehen.
Denn Stromkunden sind den Preiserhöhungen nicht hilflos ausgeliefert, schließlich ist die Konkurrenz groß. Je nach Wohnort sind Preisunterschiede von fast dreißig Prozent drin, oft sind das mehrere hundert Euro. Vergleichsmöglichkeiten gibt es im Internet, beispielsweise auf den Seiten der Stiftung Warentest. Da die Testergebnisse unterschiedlich ausfallen können, empfiehlt es sich, mehrere Tarifrechner auszuprobieren. Im Zweifel kann man sich auch einfach an die Verbraucherzentrale vor Ort wenden, rät Thomas Müller von der Stiftung Warentest.
Billig muss nicht das beste sein
Auch die Schumanns lassen rechnen. Der billigste Anbieter verlangt 469 Euro, der teuerste Versorger vor Ort will 731 Euro. Ein Preisunterschied von 262 Euro im Jahr. Allerdings ist der billigste Stromtarif nicht unbedingt der beste. Es kommt auch auf die Vertragsbedingungen an, warnt Thomas Müller: "Mit kurzen Vertragslaufzeiten und kurzen Kündigungsfristen bleibt man flexibel. Von Vorkasse raten wir von ab." Manch ein Anbieter verkauft nur Strompakete, wer mehr als die bezahlten Kilowattstunden verbraucht, muss teuer zukaufen. Verbraucht man weniger, gibt es kein Geld zurück.
Der Wechsel ist einfach: Stromanbieter auswählen, Vertragsunterlagen anfordern und die unterzeichneten Unterlagen an den neuen Stromversorger zurückschicken. Der kümmert sich auch um die restlichen Formalitäten, unter anderem die Kündigung beim alten Versorger.
Große Preisunterschiede
Auch ein Blick auf andere Tarife des eigenen Anbieters kann lohnen, oft spart man schon beim Wechsel in einen Online-Tarif. Wer den vielen neuen und oft unbekannten Anbietern gegenüber skeptisch ist, den können Experten beruhigen. "Im Falle einer Insolenz des neuen Anbieters muss der Grundversorger vor Ort die Versorgung wieder aufnehmen. Es wird also nicht das Licht ausgehen", so Detlef Bramigk von der Verbraucherzentrale Berlin.
Dass sich der Wechsel tatsächlich lohnt, zeigt ein kleiner Deutschlandcheck: Zwischen dem teuersten und billigsten Tarif für eine vierköpfige Familie liegen in Rostock fast 260 Euro, in Hamburg 220 Euro, in Berlin fast 260 Euro, in Köln etwa 180 Euro, In Leipzig sogar 460 Euro und in München 320 Euro.
Familie Schumann hat das Preisargument überzeugt. Sie wird ihren Stromanbieter wechseln, genauso wie sechs Prozent der deutschen Haushalte. Wenn es ihnen noch mehr Stromkunden gleichtun, gibt es vielleicht eine Chance, der Preistreiberei der Stromkonzerne endlich Einhalt zu gebieten.
Quelle: ntv.de