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Explodierende Heizkosten Wie teuer wird Fernwärme?

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Auch Fernwärme ist derzeit kein Schnäppchen.

Auch Fernwärme ist derzeit kein Schnäppchen.

(Foto: IMAGO/Jochen Tack)

Derzeit werden Fernwärmekunden von der Gasumlage nicht erfasst. Ob das so bleibt, ist noch unklar. Sicher ist hingegen, dass sich das Heizen auch mit Fernwärme drastisch verteuert. Um wie viel, hängt vor allem auch davon ab, woher die Abwärme stammt.

Die Kosten fürs Heizen mit Öl? Mehr als verdoppelt. Das mit Gas? Mehr als verdreifacht. Bisher. Im Vergleich zum Vorjahr. Und Fernwärme? Immerhin sind rund 14 Prozent der deutschen Haushalte angeschlossen. Und in Berlin werden 43 Prozent aller Haushalte mit heißem Wasser beheizt, das von den Kraftwerken kommt. Wie teuer wird es?

Fragen und Antworten zum Thema:

Was ist Fernwärme überhaupt?

Fernwärme ist die Belieferung von Gebäuden mit Wärme von einem Kraft- oder Heizwerk. Die dort erzeugte Abwärme gelangt durch ein Rohrsystem zum Endverbraucher. Fernwärme-Kunden brauchen daher zu Hause keine eigene Heizanlage. Als Brennstoffe kommen vor allem Erdgas sowie Stein- und Braunkohle zum Einsatz. Aber auch Wärme, die bei der Müllverbrennung oder industriellen Prozessen entsteht, wird häufig als Fernwärme genutzt, wie die Verbraucherzentrale informiert. Heizen mit Fernwärme gilt als komfortabel und umweltschonend.

Aber bei Fernwärme ist der Wechsel des Lieferanten nicht möglich. Planung und Betrieb des Kraftwerks und der Netze liegen in der Hand eines Unternehmens. Der Aufbau einer doppelten Infrastruktur durch ein weiteres Unternehmen wäre unwirtschaftlich. Daher ist jedes Fernwärmeunternehmen ein lokaler Monopolist. Und da sich alle Brennstoffe massiv verteuert haben, steigen auch die Preise für Fernwärme gravierend.

Wie teuer ist Fernwärme?

Die Fernwärmepreise fallen je nach Anbieter sehr unterschiedlich aus. Was damit zusammenhängt, woraus die Fernwärme gewonnen wird. Betreibt ein Anbieter mehrere Fernwärmenetze, so hat häufig sogar jedes Netzgebiet einen anderen Preis, was sogar innerhalb derselben Stadt zu unterschiedlichen Preisen führen kann. Dabei setzen sich die Fernwärmepreise meist wie folgt zusammen:

  • dem Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde
  • dem Grundpreis pro Kilowatt angeschlossener Leistung (auch als "Anschlusswert" oder "Leistungspreis" bezeichnet)

Über den Arbeitspreis wird der tatsächliche Wärmeverbrauch abgerechnet. Der Grundpreis ist ein Fixpreis pro Jahr und beinhaltet die anteiligen Kosten an Kraftwerk, Netzen, Personal und Wartung. Durchschnittlich macht der Grundpreis einen Anteil an den Gesamtkosten von etwa 25 Prozent aus, der Arbeitspreis ungefähr 75 Prozent. Der durchschnittliche Preis für Fernwärme lag auf Basis des bundesweiten Heizspiegels in der Vergangenheit bei rund 9 Cent pro Kilowattstunde, wobei der Grundpreis hier anteilig enthalten ist. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlten Kunden dabei rund 1800 Euro im Jahr. Von diesem Durchschnittspreis gibt es allerdings deutliche Abweichungen nach oben und unten. Bisher lagen die Fernwärme-Kosten über denen von Gas-, Öl- oder Pelletheizung.

Und wie teuer wird es?

Laut Portal energie-experten.org geht auch an Fernwärmekunden der Kelch der explodierenden Heizkosten nicht vorbei. Viele Versorger hätten demnach angekündigt, ihre Preise zu erhöhen. So beispielsweise die Stadtwerke Witten. Aufgrund der gestiegenen Beschaffungskosten für Gas und Strom hat sich hier auch der Bezug von Fernwärme verteuert: Der Arbeitspreis steigt um 6 Cent pro kWh auf 17,39 Cent und damit um rund 50 Prozent. Für eine Wittener Durchschnittswohnung mit 20.000 kWh Verbrauch pro Jahr bedeutet das Mehrkosten von rund 1200 Euro pro Jahr.

Die Stadtwerke München verzeichneten im zweiten Quartal 2022 eine Gesamterhöhung von 116 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Rheinenergie bereitet seine Kunden in Köln auf einen Preisanstieg von 73 Prozent im Oktober vor. Und Kunden der Hamburger Energiewerke sollten sich auf eine Teuerung von bis zu 60 Prozent einstellen. Abgesehen davon, haben Fernwärmeanbieter seit Juli dieses Jahres die Möglichkeit, ihre Preise kurzfristig (frühestens nach zwei Wochen) zu erhöhen, wenn zur Wärmegewinnung Gas genutzt wird und der Gaslieferant die Preise erhöht.

Und in Berlin?

Hier ist die Sache wie gewohnt etwas komplizierter. 43 Prozent aller Haushalte beziehen hier Fernwärme, welche sich zu fast 75 Prozent aus Erdgas speist. In Hamburg sind es nur 15 Prozent. Die Berliner müssen sich so nicht nur die Frage der Versorgungssicherheit stellen, sondern auch mit stärker steigenden Fernwärmepreisen rechnen als in Städten, die weniger Gas zur Fernwärme-Erzeugung einsetzen. Laut dem Haupt-Versorger der Hauptstadt, Vattenfall lassen sich auf ntv.de Nachfrage bereits für die erste Jahreshälfte 2022 Preissteigerungen von circa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr absehen. Angaben zur zweiten Jahreshälfte wurden nicht gemacht.

Mehr zum Thema

Sind auch Fernwärmekunden von der Gasumlage betroffen?

Fernwärmekunden sind bislang nicht erfasst. Die Frage wird derzeit geprüft.

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 18. August 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

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