Studieren im Ausland Studenten, raus mit euch!
19.09.2006, 14:08 UhrTrotz überfüllter Hörsäle, mangelnder Betreuung und oft schlechter Studienbedingungen – die deutschen Studenten nutzen nur selten die Möglichkeit eines Auslandsaufenthalts. Wenn es nach dem Bundesbildungsministerium geht, soll sich das jetzt ändern. Das Ziel: Jeder fünfte deutsche Student soll künftig ein Semester im Ausland studieren - und jeder zweite zumindest ein längeres Auslandspraktikum absolviert haben. Dazu wurde eigens die Kampagne "go out!" vom Bildungsministerium und dem Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ins Leben gerufen.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) forderte die Studierenden auf, die Chancen für einen Auslandsaufenthalt besser zu nutzen. Denn erst 30 Prozent aller Studenten gehen während ihres Studiums für ein Praktikum ins Ausland. Ein Auslandssemester absolvieren rund 15 Prozent. Schavan sagte, Deutschland brauche angesichts des globalen Wettbewerbs "Führungskräfte in Wirtschaft und Wissenschaft, die sich auf der ganzen Welt auskennen".
Dabei gibt es für Studierende und Graduierte, die gerne in Ausland gehen möchten, unterstützende Stipendienprogramme, beispielsweise auch vom DAAD. Helfen können auch die Europäischen Austauschprogramme, insbesondere ERASMUS. Seit der Bafög-Reform von 2001 können Studenten, die nach deutschem Recht Anspruch auf Ausbildungsförderung haben, ihr Studium vom 3. Semester an im europäischem Ausland bis zum Abschluss fortsetzen und sich ihre Unterstützung dorthin überweisen lassen. Dabei gelten die im Ausland üblichen Regelstudienzeiten.
Nach Aussage von DAAD-Präsident Theodor Berchem studieren derzeit knapp 70.000 deutsche Studenten im Ausland. Der Großteil davon, rund 64.000, studiert in Europa oder in Nordamerika. Berchem und die Bundesbildungsministerin forderten die Studenten auf, auch die Studienchancen in anderen Regionen zu nutzen.
Während für viele Sprachwissenschaftler ein Auslandssemester heute nahezu selbstverständlich ist, gehen nur vier Prozent der angehenden Ingenieure während ihrer Ausbildung ins Ausland. Aber auch diese Berufsgruppe würde laut Berchem später immer mehr in internationalen Zusammenhängen arbeiten. In der Forschung seien längere Auslandsaufenthalte längst weltweit Normalität. So gebe es heute keinen Nobelpreisträger und keinen Leibniz-Preisgewinner mehr, der nicht einen Teil seiner wissenschaftlichen Karriere im Ausland verbracht habe.
Die Kampagne "go out!" soll zunächst über zwei Semester laufen. Ein Info-Fahrzeug geht dabei auf Tour durch die deutschen Hochschulstädte. Aber auch die einzelnen Hochschulen können selbst Werbeaktionen starten.
Quelle: ntv.de