Generation Praktikum Studierende sind zufrieden
13.09.2006, 16:30 UhrWenn Studierende in Deutschland ein Praktikum absolvieren, fühlen sie sich dabei meistens wohl. Das hat eine Umfrage des Hochschul-Informations-Systems (HIS) in Hannover ergeben.
Rund drei Viertel (77 Prozent) der Studenten, die im vergangenen Jahr einige Zeit als Praktikanten gearbeitet haben, bewerteten diese Zeit als insgesamt positiv. Dabei gab fast die Hälfte (49 Prozent) der gut 2200 Befragten ihrem Praktikum die Note "sehr gut". 28 Prozent bewerteten es mit "gut". Nur 10 Prozent waren mit dem Einblick in die Arbeitswelt gar nicht zufrieden und bewerteten ihr Praktikum als "schlecht" oder "sehr schlecht".
Die Zufriedenheit mit dem Praktikum unterscheidet sich deutlich nach dem Praktikumsfeld: Als lohnend bzw. sehr lohnend beurteilen ihr Praktikum im Kultur und Kunst (87 Prozent) und im IT-Bereich (86 Prozent). Auch im Wirtschafts- und Finanzbereich beurteilen 83 Prozent das Praktikum als (sehr) lohnend. Weniger zufrieden sind die Praktikanten in Laboren der Hochschule (68 Prozent) und die Praktikanten im Gesundheitsbereich (69 Prozent).
Die Bezahlung kann für die überwiegend positiven Erinnerungen übrigens nicht entscheidend gewesen sein: Fast 70 Prozent der Praktikanten erhielten kein Geld.
Insgesamt absolvierte im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte der Studenten in Deutschland ein Praktikum. Allerdings machten nur 26 Prozent der Befragten das Praktikum ganz freiwillig, etwa drei Viertel der Praktika waren nämlich von der Studienordnung vorgeschrieben. Das HIS hatte die Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vorgenommen.
BDA und HDE contra Müntefering
Arbeitgeber und Handel Kündigten unterdessen Widerstand gegen eine Initiative von Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) gegen Endlos-Praktika an. Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) und der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) sprachen sich in der "Financial Times Deutschland" gegen gesetzliche Reglungen für Praktikanten aus.
"Der Arbeitsmarkt ist bereits überreguliert. Vorschriften wie zeitliche Befristungen würden nur dazu führen, dass Unternehmen keine Praktika mehr anbieten", sagte der stellvertretender BDA-Abteilungsleiter für Bildungspolitik, Christoph Anz. Der Geschäftsführer des HDE, Heribert Jöris, sagte, es gebe keine Notwendigkeit für Regelungen.
Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, Müntefering wolle gegen eine Ausnutzung junger Hochschulabsolventen in schlecht bezahlten Praktika vorgehen. Dafür will er möglicherweise das Berufsbildungsgesetz ändern.
Quelle: ntv.de