Ratgeber

Verbraucher sollen weiter naschen Süßwarenverband gegen Ampel

Während Verbraucherorganisationen immer wieder eine Lebensmittelkennzeichnung in Form einer Ampel fordern, schlägt der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie ganz andere Töne an. Statt von Orientierung ist da von Irreführung die Rede.

Bei Süßigkeiten würde die Ampel wohl zu viel rot und gelb zeigen - blöd für die Hersteller.

Bei Süßigkeiten würde die Ampel wohl zu viel rot und gelb zeigen - blöd für die Hersteller.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die deutsche Süßwarenindustrie hat vor einer "völlig praxisfernen" Kennzeichnung von Lebensmitteln gewarnt. Bisherige Vorschläge etwa für eine sogenannte Ampelkennzeichnung seien "wissenschaftlich nicht fundiert" und für die Hersteller nicht umsetzbar, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), Dietmar Kendziur. Im Krisenjahr 2009 seien die Geschäfte der Branche zwar nur leicht zurückgegangen, besonders zu schaffen machten den Unternehmen aber Spekulationen auf dem Kakaomarkt. In dieser Situation sei "Verbraucherpolitik mit Augenmaß und wissenschaftlichem Sachverstand" notwendig, sagte Kendziur.

Kendziur forderte eine Kennzeichnung von Lebensmitteln, "die dem Verbraucher etwas nützt und für die Unternehmen machbar ist". Dies treffe etwa auf die Ampelkennzeichnung nicht zu, bei der die einzelnen Angaben etwa zum Zucker-, Fett- und Salzgehalt mit den Farben rot, gelb und grün markiert werden. "Die Ampel führt in die Irre", sagte der BSDI-Chef. "Wer sich nur nach diesem Punktesystem ernährt, ernährt sich falsch." Auch die Ernährungswissenschaft sage: "Es kommt nicht auf einzelne Produkte an, sondern auf den Lebensstil." Dazu gehöre etwa auch die Frage, wie viel Sport Verbraucher trieben. "Die Kennzeichnung von Produkten macht nicht schlank", betonte Kendziur.

Deutsche vertilgten pro Kopf 30,12 Kilogramm Süßwaren

2009 hat sich die Branche nach eigenen Worten "vergleichsweise gut" behauptet. Die Produktionsmenge der deutschen Süßwarenunternehmen sank leicht um 2,3 Prozent auf 3,57 Millionen Tonnen, der Umsatz um 0,6 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro. Pro Kopf aßen die Deutschen im vergangenen Jahr im Schnitt 30,12 Kilogramm Süßigkeiten und gaben dafür 110,83 Euro aus.

Zu schaffen macht der Süßwarenindustrie allerdings der rasant steigende Kakaopreis. Grund seien Spekulationen auf eine ganze Reihe wichtiger Lebensmittelrohstoffe. Der Preis für Kakao habe sich seit 2007 fast verdoppelt, obwohl der Verbrauch in der gleichen Zeit zurückgegangen und die Lagerbestände gestiegen seien, sagte der BDSI-Kakaoexperte Hermann Hauertmann. Er beklagte, die Finanzkrise habe zu einer "völlig neuen" und "bedenklichen" Nachfrage etwa von Rentenfonds und Hedgefonds nach Rohstoffen geführt, da damit nun höhere Gewinne zu erzielen seien.

Diese gestiegenen Kosten kann die Industrie nach eigenen Angaben aber nicht weiterreichen - da die oft mittelständischen Unternehmen sie gegenüber dem Handel, der sich seit über einem Jahr einen Preiskampf liefert, nicht weitergeben könne.

Quelle: ntv.de, AFP

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